Montmartre – das charmante Pariser Künstlerviertel wickelt jeden Besucher der französischen Hauptstadt im Nu um den Finger. Ist es die einmalige Atmosphäre, die engen, steilen Gassen oder sind es die süssen Bistros, die das gewisse je ne sais quoi auslösen? Man weiss es nicht. Aber was auch immer es sein mag, eine Prise davon findet sich auch in Zürchers Altstadt.
Die Sprache ist vom Café & Bistro Montmartre an der Weggengasse. Auf den ersten Blick kann man kaum glauben, dass man nicht wirklich auf mysteriöse Art und Weise in Frankreich gelandet ist. Alles schreit nach «Vin, Fromage et Amour» und das bezaubernde Lächeln des Servicepersonal «Salut et bienvenue». Redaktorin Finia hat sich für den Insider durch die Speisekarte geschlemmt und nimmt euch mit auf eine Reise in das Zürcher «klein Montmartre».
Das Ambiente
Kleine Bistrotische führen zum Eingang des Montmartre. Ganz in französischer Manier zieren Kreidetafeln mit allen erdenklichen Köstlichkeiten die Wände. Die sympathische Bedienung im Ringelshirt schlängelt sich um die Tische und grüsst herzlich. Im Hintergrund hört man französischen Singsang. Ja, hier fühle ich mich wohl.
Der Aussenbereich des Montmartre ist magisch – anders kann man es nicht beschreiben. Ein Ort, an welchen ich immer und immer wieder zurückkehren möchte. Neugierig schiele ich ins Innere. Das französische Flair zieht sich auch durch das im Jugendstil gehaltene Bistro, doch besonders jetzt im Sommer bevorzuge ich definitiv die Tische im Aussenbereich. Wir hatten Glück, noch ein Tisch zu erhaschen, denn das Montmartre scheint kein Geheimtipp mehr zu sein.
Die Karte
Wie für ein Bistro üblich, ist die Speisekarte überschaubar. Sie bietet jedoch eine sehr interessante Mischung aus französischen Klassikern und aussergewöhnlichen Schmankerln. Sowohl Frühaufsteher wie auch Apéro-Liebhaber und Freunde des gemütlichen Abends kommen hier auf ihre Kosten. Wir entscheiden uns für eine wilde Mischung und ordern einen Café Froid zum wach werden, Rillettes de Canard und Sardines Millésimées um die Vorfreude auf den Hauptgang, bestehend aus Croque Madame und Galette Complète, zu stillen und debattieren bereits, wie wir beim Nachtisch taktisch vorgehen sollen. Nach einer Runde «Schere, Stei, Papier» gewinnen die Tarte au Citron und die Crêpe à l’Orange et au Chocolat. Ja, hier fühlen wir uns definitiv wohl.
Die Getränke
Im Gegensatz zu der Speisekarte, hat man das Gefühl, dass die Getränkekarte niemals aufhört. Bereits jetzt steht fest, dass wir das Montmatre wieder besuchen möchten – vorzugsweise nach 17:00 Uhr uns im Apéro-Stimmung. Doch als grosse Liebhaber von französischem Schaumwein können und wollen wir dem Champagner (ein Blanc de Blanc Extra Brut vom Weingut Legras & Haas) und dem Crémant Rosé (vom Weingut Gruss im Elsass) nicht widerstehen.
Das Geschmackerlebnis
Es dauert nicht lange, bis uns die Rillettes de Canard – eine lange im Ofen gegarte Ente – erreichen. Normalerweise kennen wir Enten Rillette als gekühltes Topping auf getoasteten Brotscheiben, doch im Montmartre wurde es uns warm serviert. Das butterzarte und gut abgeschmeckte Entenfleisch schmeckt uns vorzüglich. Noch während wir im siebten Himmel schweben, erreichen uns die Sardines Millésimées. Dabei handelt es sich um Jahgrangssardinen aus der Dose. Ja, ihr hört richtig: diese Delikatesse wird samt Konserve und in Begleitung von Kapern, Fleur de Sel und Baguette serviert. Wir versuchen gar nicht, unsere Freude über dieses Geschmackserlebnis zu verstecken und stossen mit unseren Schaumweinen auf die ausgezeichnete Vorspeisenwahl an.
Wir sind schon ganz aufgeregt, als uns die Hauptspeise kredenzt wird. Das Croque Madame besteht aus rustikalem Bauernbrot und ist gefüllt mit dem saftigsten Schinken und der köstlichsten Käsemischung überhaupt. Auch das dazugehörige Spiegelei ist auf den Punkt gebraten. Leider wurde das Croque Madame von oben etwas zu lange gratiniert, so dass der Käse leicht verbrannt ist – was dem Geschmack glücklicherweise keinen Abbruch tat.
Auf den ersten Blick erscheint uns die Galette Complète für ein typisches Buchweizengalette ungewöhnlich hell. Leider konnte sie auch geschmacklich den restlichen Speisen nicht das Wasser reichen. Wir hätten uns die Galette etwas saftiger und würziger gewünscht. Die dazugehörige Salatbeilage schmeckte uns hingegen sehr gut.
Obwohl wir zu diesem Zeitpunkt schon mehr als nur wohlgenährt sind, freuen ich mich sehr auf den Nachtisch. Das hat hauptsächlich damit zu tun, dass ich eine etwas fragwürdige Anziehung (manche nennen es Sucht) zu Tarte au Citron verspüre. Dementsprechend viele Variationen dieser Köstlichkeit habe ich in meinem Leben bereits verspeist. Mir hat der sehr knusprige Boden der Tarte sehr gemundet. Die Füllung war angenehm süss, hätte aber für meinen Geschmack etwas saurer sein dürfen. Obwohl die Zutaten der Crêpe à l’Orange et au Chocolat separat betrachtet geschmacklich intensiv und qualitativ sehr hochwertig waren, war die Crêpe selbst und somit die Komposition für unseren Geschmack leider zu trocken.
Fazit
Kassensturz: Unser kulinarisches Abenteuer hat uns 150 Franken gekostet. Wenn man bedenkt, dass wir uns mit Champagner, Crémant und Jahgrangssardinen verwöhnt haben, ist die Rechnung für Zürcher Verhältnisse vollkommen im Rahmen.
Das Montmartre wird uns definitiv wieder sehen. Spätestens, wenn ein besonderer Apéro ansteht oder die Sehnsucht nach Frankreich zu stark wird, werden wir zur Weggengasse spazieren und in diese einzigartige Atmosphäre eintauchen. Ich bin auch ganz gespannt, die restlichen Speisen auf der Karte zu testen – allen voran die Quiche und das Roastbeef.
Schön, dass Ihnen Le Montmartre so gefallen hat, surtout les rillettes et le Croque Madame, ausser im « franzos », nirgends in ZH zu finden. En passant, diese sprachliche Bemerkungen noch (mein Beruf, die Gastronomiesprache insbesondere): wenn man Begriffe aus einer Fremdsprache verwendet, muss ebenfalls der Artikel des betroffenen Substantives in dessen O-Sprache übernommen, sprich angepasst werden.
Somit sollten hier DIE Tarte (parce que ‘la’ tarte…), DIE Crêpe (parce que ‘la’ crêpe), sowie DIE Galette (parce que, encore, ‘la’ galette) stehen, nicht ‘das’ ☺️. Sicher würden Sie auch nie ‚das’ Tortilla, ‚das’ Pizza oder ‚die’ Bortsch schreiben, richtig, sondern ‚die, die und der‘ – wie in der ursprünglichen Sprache jedes dieser Gerichten.
Pour une prochaine fois?
Lieber Yve
Da gebe ich dir vollkommen recht! Das Franzos ist auch der grosse Bruder des Montmartre (falls du es nicht wusstest 🙂 )
Auch vielen Dank für deine konstruktive Kritik, die ich mir sehr gerne zu Herzen nehme. Mein Perfektionismus lässt es nicht zu, dass falsche Artikel im Text stehen, darum warte ich gar nicht pour une prochaine fois und korrigiere es sofort 🙂
Happy Freitag
Hallo,
toller Beitrag. Die Bilder sehen super aus.
Viele Grüße
Christoph
Lieber Christoph
VIELEN DANK für dein Feedback!
Das freut mich sehr zu lesen 🙂
Liebe Grüsse
Finia