Von wegen in Bern ist nichts los! Rechtzeitig ist die Stadt gerade noch aus dem Winterschlaf erwacht und die Hauptstädter poppen sich kulinarisch wie wild durch den Winter. Die Pop-Ups spriessen nur so in die Höhe. Ob Raclette im Bus, «Dreigänger» von Catering Experten oder provokativen Gaumenfreuden im «Taxi to Galaxy». Letzteres habe ich getestet – und 5 Gänge aus einer anderen Galaxie genossen.
Countdown
Die unterkühlten Gäste werden ganz der Jahreszeit gebührend empfangen. Wer will kann sich bei einem Glühwein am Aussenstand bereits die Kehle wärmen, bevor nach dem Eintritt in die Kommandozentrale die Einstimmung auf den Abend richtig beginnt – und die Triebwerke sofort gestartet werden.
Auf der Karte finden wir allerlei ausserirdische Namen, die unsere Neugier geradezu in Wallungen versetzen – die Barkeeperin ist mit grösster Geduld dabei und stillt unseren (Wissens-) Durst meisterlich. Mit klingenden Namen von «Black Cosmos» über «Grave Digger» bis hin zum «Virgin Space Monkey» werden Signature Drinks in Anlehnung an geliebte Klassiker oder aber eigene Ideen phantasiereich umgesetzt. Hierbei wird auf nicht alltägliche Zutaten wie Malvenblütentee, spezielle Ingwerkonzentrate oder auch eigens Kräuter «infused» Hard Spirits zurückgegriffen – das schöne Süsse-Säure-Spiel der Drinks besiegelt die Mixes als äusserst gelungen.
Raketenstart
Der erste Gang lässt nicht lange auf sich warten. Generell werden die ersten Gänge relativ zügig serviert, was wohl an den Schuhen der Kellner liegen muss, welche vor Sternenstaub nur so funkeln.
Die ersten Köstlichkeiten – Rollgerstensalat mit Schmorkürbis und Hanfbällchen – werden in einem Pappkarton serviert, fast wie früher das Happy Meal, und sofort fühlen wir uns in unsere Kindheit versetzt. Das Zusammenspiel aus Säure, leichter Süsse und Schärfe mit verschiedenen Texturen ist schön gelungen.
Unterwegs im Gourmet-Kosmos
Ähnlich ergeht es uns im zweiten Gang – Elton John’s Orgasmus. Beinahe orgasmische Gefühle machen sich breit, denn hier wird mit Bums gekocht – mit Würze und Feuer: Tom-Yam-Mousse mit Kokosflocken und Honig. Dieser Mut wird belohnt, denn langweilig ist das Speisen hier ganz und gar nicht – der musikalischen Legende wird dies auch mehr als gerecht.
Generell sind die Namen sehr passend zu den Gängen gewählt. Von «Mutter Erde» bis hin zum süssen Abschluss bei einigen «Schritten auf dem Mond», also vom Fleisch in zwei Variationen (pulled sowie gebraten) mit den Gemüsen aus der Saat der Erde bis hin zum mondförmigen Cheese-Cake.
Der Kunde ist hier in der Galaxie der Jedimeister, denn auf unseren spontanen Wunsch wird sofort eingegangen und kurzerhand noch ein komplett neues Dessert kreiert.
Landung auf Mutter Erde - Fazit
Und plötzlich sind 3 Stunden vorbei, und nach der Rückkehr in unser Sonnensystem bleibt Zeit für Reflexion. Falls etwas bemängelt werden kann, dann ist es der Umstand, dass nicht ganz über die etwas «öde» Büroräumlichkeit hinweggetäuscht werden kann, auch wenn mit wenig Mitteln viel herausgeholt wurde. Zudem ist den Kellnern die Hektik des Pop-Up Betriebs teilweise etwas anzumerken.
Doch nach dem Service des letzten Gangs sind alle Beteiligten gerne für ein Schwätzchen zu haben und es wird klar, dass hier Menschen mit Liebe am Werk sind, deren Antrieb die Verwirklichung ihrer Ideen und das kreative Schaffen sind. Diese Freude am Kochen und das Ziel, mit Spass und frischen Waren neue Geschmäcker auf den Teller zu bringen ist förmlich greifbar.
Noch bis zum 1. Februar werden auf dem knappen Raum jeden Monat neue, erstaunliche Gerichte tagesfertig (Mi 3 Gänge für CHF 65, Do-Sa 5 Gänge für CHF 86) auf den Tisch gebeamt. Der hellste Stern in der fernen Galaxie ist daher auch ganz klar das Essen – und so soll es auch sein!