Das Restaurant Hofküche findet man kaum per Zufall. Es liegt versteckt in einem Hinterhof und man geht hin, weil es einem empfohlen wurde. Unser Mittagessen in der Hofküche wird uns noch eine Weile in Erinnerung bleiben – wegen der vielen positiven, aber leider auch vereinzelt negativen Erlebnisse dort. Wir hoffen, dass wir bei unserem Besuch einfach etwas Pech hatten und das weniger Erfreuliche eine Ausnahme von der Regel war.
Der einladende Gastraum. Foto: Lunchgate/Sara.
Charmant und stimmungsvoll
Von der Manessestrasse führt eine Passage im Gebäude Nummer 170 in den Hinterhof. Vorbei am Nachbarslokal Neben-An geht’s um die Ecke und die Treppe hoch ins Restaurant Hofküche. An diesem frostigen Wintertag freuen wir uns besonders, das warme, gemütliche Gastlokal zu betreten. Die Atmosphäre ist einladend, die Tische sind elegant mit weissen Tischtüchern gedeckt. Der Kellner empfängt uns und führt uns zu unserem Tisch im hinteren Teil des Raumes. Kaum Platz genommen, fallen uns sofort die charmanten Illustrationen auf, welche die Wand zieren. Eine davon findet sich auch im Logo wieder, welches die Tischsets mit dem gedruckten Menü ziert.
Die Illustrationen-Serie als schicke Deko. Foto: Lunchgate/Sara.
Mittagsmenüs: Fleisch, Fisch oder vegetarisch
Mittags stehen drei Wochenmenüs zur Auswahl: eines mit Fleisch, eines mit Fisch und ein Vegetarisches. Diese bewegen sich preislich über dem Durchschnitt für Lunch-Angebote, auch wenn sie eine Vorspeise beinhalten. Dafür ist das Tagesdessert mit 5 Franken erstaunlich preiswert. Wir wählen den Fleischvogel mit Kartoffelgratin und Bohnen für 28 Franken sowie das Pilzragout mit Orecchiette, Gemüsechips und Parmesan für 24 Franken.
Praktisch: die Tischsets als Speisekarte. Foto: Lunchgate/Sara.
Ein mässiger Auftakt
Kaum haben wir bestellt, bringt der Kellner auch schon die Vorspeisen. Leider trübt der Anblick meines Salates meine anfängliche Freude etwas. Die Blätter sind mit einer cremigen Salatsauce bedeckt, die eindeutig vom Grossverteiler stammt. Dieser Eindruck bestätigt sich beim Essen: Das süssliche Dressing ist zu mächtig für den schönen, frischen Mischsalat. Schade. Dafür kann die rassig gewürzte Suppe meiner Begleitung punkten.
Auf Anfrage wurde uns gesagt, dass die Sauce an diesem Tag etwas zu dick geraten ist. Diese sei normalerweise viel leichter und luftiger, so dass der Salat nicht übertüncht werde.
Uninspirierte Inklusive-Vorspeisen. Foto: Lunchgate/Sara.
Einmal Fleisch, einmal vegetarisch
Als die Hauptspeisen vor uns stehen, fällt mir als Erstes die dunkle Farbe der Fleischvögel auf. Das Fleisch ist wohl durchs Warmstellen etwas trocken geworden. Ich überlege mir, es zurückzugeben. Aber das Lokal ist unterdessen voll, ich habe Hunger und mag nicht auf ein Ersatzgericht warten. Die Fleischvögel an sich schmecken aber gut, sie sind fein mit Senf gewürzt und mit Cornichons, Speck und Zwiebeln gefüllt. Der unscheinbar wirkende Gratin als Beilage überrascht mich äusserst positiv. Der Koch hat einen besonders rezenten Käse dafür gewählt und ihn zudem mit Knoblauch verfeinert. Auch die Bohnen sind toll gekocht und perfekt abgeschmeckt; sie sind noch schön knackig.
Auch mein Gegenüber ist sehr zufrieden mit ihrer Wahl: Das Pilzragout schmeckt ausgezeichnet, ist mit etwas Wein verfeinert und angenehm leicht. Die Orecchiette und die knusprigen Gemüsechips passen wunderbar dazu.
Etwas zu trocken geratene Fleischvögel mit Kartoffelgratin und Bohnen. Foto: Lunchgate/Sara.
Nicht nur visuell ein Genuss: Pilzragout mit Orecchiette und Gemüsechips. Foto: Lunchgate/Sara.
Beim Service ist Luft nach oben
Nachdem die Hauptspeisen-Teller abgeräumt sind, passiert nichts mehr. Unser Kellner wuselt geschäftig umher, kommt aber nicht mehr an unseren Tisch zurück. Er hat uns scheinbar einfach vergessen. Wir wenden uns deshalb an seine Kollegin, die sofort reagiert und unsere Dessertbestellung entgegen nimmt.
Crème brûlée zum Abschluss
Die Crème brûlée ist ganz gut und auch die Konsistenz stimmt. Doch auch wenn das Dessert mit 5 Franken sehr günstig ist, hätten wir uns gewünscht, dass der Zucker erst unmittelbar vor dem Servieren flambiert worden wäre. Die süsse Etagère zum Espresso, deren oberer Teller mit einer Handvoll Schoko-Haselnüssen und Bonbons gefüllt ist, freut uns dafür umso mehr.
Tagesdessert: Crème brûlée. Foto: Lunchgate/Sara.
Schöggeli auf der Etagere. Foto: Lunchgate/Sara.
Der INSIDER empfiehlt
Das Mittagessen im Restaurant Hofküche hat bei uns gemischte Gefühle hinterlassen. Eventuell wäre ein Besuch für einen Znacht die bessere Idee: Die längeren Öffnungszeiten am Abend lassen nämlich hoffen, dass sich dann das Service-Personal mehr Zeit nehmen kann für die Gäste und à la Minute-Gerichte nicht noch lange warmgestellt werden müssen – sonst wäre es wirklich schade um dieses gemütliche und stimmungsvolle Lokal. Wir werden der Hofküche auf jeden Fall eine zweite Chance geben.