Jetzt lauert der Osterhase wieder mit seinem Eierkorb hinter jeder Ladentheke. In allen Läden und Konditoreien ist das Osterprogramm wieder in vollem Gange. Für viele ein Grund zur Freude wenn sie ans nächste „Eiertütschis“, die feinen Osterküchlein und den sanften, aber obligaten Prosecco-Rausch während des Osterbrunchs denken. Für viele andere aber ein Grund für den Griff an den Kopf und einen resignierten „Ist doch alles nur noch Kommerz“-Seufzer.
Vielleicht hat der Pessimist ja tatsächlich ein bisschen Recht. Zwar mag die Ostergeschichte für Herrn und Frau Schweizer nicht allzu fremd sein: Karfreitag, Kreuzigung, Auferstehung, und dann nach 40 Tagen die Auffahrt. So weit, so klar. Woher kommen aber all die Essensbräuche zu Ostern, welche wir Jahr für Jahr praktizieren, ohne sie gross zu hinterfragen? Warum essen wir Schoggihasen, wenn es doch ursprünglich um die Kreuzigung von Jesus Christus ging?
Wir erklären euch hier die populärsten Osterbräuche, angefangen – ganz im Sinne der biblischen Dreifaltigkeit – mit den 3 tierischen Bräuchen:
Der Hase (meist schoggig)
An Ostern liegt der Hase nicht im Pfeffer, nein, er bringt Eier und entstand ursprünglich im 17. Jahrhundert durch eine „Satyre“ des deutschen Mediziners und Botanikers Georg Franck von Franckenau. Franckenau beschrieb in seinem Buch „De ovis paschalibus – von Oster-Eyern“, dass der Osterhase in der Fauna von Pfalz seine Eier versteckte. Und das alles zur Belustigung der Erwachsenen. Zu was es mit den Eiern genau auf sich hat, kommen wir selbstverständlich auch noch.
Heute kennt man den sagenumwobenen pelzigen Freund mit seinem Eierkorb vor allem aus den Ladengeschäften. Und zwar nicht vom nächsten Qualipet, sondern den Konditoreien. Selbstverständlich aus Schokolade. Nebst dem klassischen Lindt-Hasen kann man sich in Zürich zum Beispiel im Honold am Rennweg einen exquisiten Schoggihasen gönnen, oder natürlich verschenken.
Die Taube (meist zuckrig; auch bekannt als Colomba Pasquale)
Taube – Frieden – Religion. Eine Allegorie, welche nur allzu schön aufgeht und daher auch im Osterkontext viel Sinn stiftet. Allerdings ist die Tradition ausnahmsweise nicht aus dem deutschen Sprachraum stammend, sondern aus dem mittelalterlichen Italien. Laut der Legende liegt der Ursprung des Gebäcks aus Weizen-Sauerteig in der Schlacht von Legnano im Jahre 1176. Den Erzählungen zufolge sollen damals bei den Mailänder Truppen zwei Tauben gelandet sein, was von den meisten Beteiligten als „göttlicher Beistand“ gedeutet wurde. Ob göttlicher Beistand oder nicht, sündhaft gut sind die mit Hagelzucker bepackten Backwaren trotzdem. In Zürich sind sie unter anderem in den Confiserien der Stiftung St. Jakob erhältlich. Übrigens: Wer bei den jeweiligen Bäckereien einkauft, tut ganz im Sinne der Nächstenliebe noch etwas Gutes für die Stiftung St. Jakob und deren Behindertenwerke.
c|o|l|o|m|b|a #ostertaube #hagelzuckeragogo #backebackekuchen #lömmerdeofeaa Ein Beitrag geteilt von Bomerealp (@bomerealp) am
Das Lamm (wahlweise zuckrig, buttrig oder salzig)
Das Lamm war schon vor der Ausbreitung des Christentums ein Zeichen der Unschuld. Nicht selten wurden darum auch in biblischen Geschichten Lämmer geopfert und die Semantik kurzerhand auf Jesus als „Lamm Gottes“ übertragen. Da sich Jesus auch im übertragenden Sinne für die Menschheit opferte und an Ostern gekreuzigt wurde, ist die Tradition mit den Lämmern natürlich auch nicht weit hergeholt.
Ob aus Fleisch und Blut, Butter, oder als Gebäck; das Osterlamm ist auch heutzutage noch ein Renner. Das bekannteste bzw. beliebteste der drei Lämmer ist heutzutage aber wohl das Mandelgebäck. Erhältlich in vielen Bäckereien und Konditoreien, unter anderem auch wieder in jenen der St. Jakob Stiftung.
Das Osterküchlein (meist griessig oder „reisig“)
Ob mit Reis oder Griess, Rosinen oder Schokolade, das Osterchüechli ist ein Gaumenschmaus und in den meisten Fällen auch kein öder Einheitsfladen. Der Osterkuchen oder Osterfladen, so wie wir ihn heute in der Schweiz kennen, wurde der Sage nach von der Basler Arztgattin Anna Wecker im Jahre 1598 durch ihr Kochbuch „Ein köstlich new Kochbuch“ erstmals populär. Erwerben kann man die modernen Interpretationen des Basler Osterkuchens in fast allen Bäckereien der Stadt Zürich. Ein Geheimtipp: In der Bäckerei Hug kriegst Du das Osterchüechli mit Schoggistückli statt Rosinen!
#repost Die liebe @mrsflury hat die Osterzeit eingeläutet und unsere veganen Osterchüechli ausprobiert. Das Küchlein mit dem Osterhäsli gefällt uns sehr! Das Rezept findest du auf migusto.ch, Link im Profil. #osterküchlein #vegan #ostern #OsternWirdJöö #repost #migrosmigusto #migusto #kochclub #kochinspo #beautifulcuisines #homemade #selfmade Ein Beitrag geteilt von Migusto (@migusto.ch) am
Die Eier (meist tatsächlich einfach nur Eier)
Ostereier gibt es aus Gips, Plastik, Holz, Glas, Pappe und jedem erdenklichen Baumaterial. Doch bei den meisten Menschen lösen solche Naturplagiate eher ein müdes Lächeln statt Euphorie aus. Echte bemalte Ostereier, mit wachsig gekochtem, orangem Eidotter und einem grosszügigen Tupf Mayonnaise: Da läuft einem das Wasser im Munde zusammen.
Die Mythologie des Eis ist im Gegensatz zur komplexen Euphorie vor dem simplen „Eiertütschen“ gänzlich leicht erklärt: Das Ei steht für Auferstehung und Fruchtbarkeit. Im 14. Jahrhundert schien sich das Wort „Osterei“ erstmals zu etablieren. Deutsche Bauern mussten damals an Ostern jeweils ihren Grundherren einen Pachtzins in Form von Eiern auszahlen. Ungefähr zwei Jahrhunderte später wurde dann erstmals von roten Eiern bei der österlichen Speisenweihe in der Kirche berichtet.
Eingefärbte Eier kaufen kann man wahrlich überall, doch am meisten Spass macht es doch, sie selber einzufärben. Am besten geht man dazu zum Bauern oder Eierhändler des Vertrauens und kauft grosse, schöne Freilandeier von glücklichen Hühnern. Wer keine standardmässigen Hühnereier einfärben will, kann selbstverständlich auch Gänse- oder Wachteleier bemalen.
Abschliessend lässt sich somit sagen, dass die meisten Oster-Ess-Bräuche nicht nur purer Kommerz sind, sondern auch kulturelle und religiöse Relikte aus vergangenen Zeiten sind, welche meiner Meinung nach nicht einfach aussterben dürfen, sondern lieber ausgiebig zelebriert werden sollten. Ich hoffe natürlich, dass der aufmerksame Leser nun den Kommerzpessimisten bei der nächsten Anti-Ostern-Tirade auf den Vorwurf der Unwissenheit ohne Probleme parieren kann.
In diesem Sinne: Frohe Ostern!
Kennst Du noch einen anderen Osterbrauch, der eine Aufklärung verlangt? Oder willst Du uns verraten, wo es deiner Meinung nach den allerbesten Schoggihasen Zürichs gibt? Dann schreib es uns in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com.