Dieser Slogan steht auf dem Graffiti an der Seitenwand des Gebäudes wo das Lil Radish zu finden ist. Die Jungs von Outlawz waren die Pioniere in Bern was plantbased Ernährung angeht und haben sich mittlerweile zu den Meistern ihres Fachs gemausert. Projekt für Projekt haben sie sich vorgetastet und dürfen mittlerweile gerade drei Lokale ihr eigen nennen.
Gerade Ende letzten Monat hat das vegane Restaurant „Lil Radish“ – zu deutsch kleines Radieschen – sein à la carte Konzept eingeführt. Wir sind nun für dich vorbeigegangen, um einen ersten Vorgeschmack zu erhalten.
A wie Angebot und Ambiente
Das Lil Radish befindet sich gleich neben der veganen BakeryBakery, welche eines der drei erwähnten Lokale des Outlawz Teams repräsentiert. Daher kommt das unglaublich leckere Sauerteigbrot, welches das Menu begleitet, natürlich direkt aus dieser hauseigenen Bäckerei, begleitet von einer veganen Süsskartoffel „Butter“. Verpflegungstechnisch hast du die Qual der Wahl zwischen vier bis sieben rein pflanzlichen Gängen, welche deine Geschmacksnerven relativ sicher in neue Gebiete einführen werden. Für den Durst wird das ganze durch das übliche ergänzt, besonders gefällt mir aber die relativ einfache und kurz gehaltene Weinkarte; hier also weniger Qual der Wahl, und der Empfehlung der Bedienung darf ruhig vertraut werden (das Menu kann auch mit Weinbegleitung genossen werden). Das ganze Personal versprüht sehr feinfühligen Kundenfokus, ist mit Freude dabei und will, dass sich der Gast wohl fühlt. Dies gelingt ihnen mit wärmstem Gastroherz. Das Restaurant ist schlicht aber niedlich eingerichtet, Pflanzen an der Wand und in einigen Ecken angebracht, Kerzen auf den Tischen für die romantische Stimmung, goldenes Besteck fürs Zelebrieren des veganen Essens. Diesem wenden wir uns nun sogleich zu, ohne euch weiter auf die Folter zu spannen.
Menu – 7 kunstvolle Gänge der Verführung
Das Auge isst hier definitiv mit, jeder Teller ist ein Kunstwerk für sich. Aber fangen wir von vorne an.
Ganz getreu dem Namen der besuchten Gaststube beginnen wir mit einem Radieschen unter der Erde – einem gelungenen Gaumenkitzler. Der Rest ist eigentlich ganz einfach auf den Punkt zu bringen: Freude. Das ganze Menu hinweg herrscht Freude. Und seien wir mal ehrlich, was wollen wir mehr? Aber ein paar Details haben wir natürlich schon noch für euch. Sous-vide gegartes Filet kennen alle; hast du aber schon mal sous-vide gegarten Kohlrabi genossen? Umhüllt von einer blauen Gurkenessenz und begleitet von krossem Quinoa für den Crunch ist dies die erste Überraschung an jenem Abend – von der Anrichtung her ganz zu schweigen. Grundsätzlich kommen die Gerichte dezent und behutsam abgeschmeckt daher, Knaller werden ganz bewusst aber immer wieder eingestreut, sei es in der Sauce oder durch charakterstarke Zutaten höchstpersönlich. So wird z.B. der Power-Mandel-Haselnuss-Riegel durch einen geschmorten Chicorée bedeckt. In der Kombination ein schönes süss-herbes Zusammenspiel. Beim Hauptgang wirst du mit einem Orangen Mousse auf Rüebli und gebackener „Mutter“ neben gerösteten Cashewnüssen verwöhnt. Unter der Mutter wird die Starter-Kultur verstanden, welche zum Backen des Sauerteigbrotes verwendet wird. Verführt wirst du jedoch durch den Jus, welcher eine Geschmacksexplosion in deinem Mund auslöst. Generell waren alle Gänge für sich sehr harmonisch und vor allem individuell, was eine spannende Abwechslung über den ganzen Abend verteilt mit sich bringt. Ein weiteres Highlight bildete dann wieder das Dessert, das Schlussbouquet des Abends. Bretzel-Eis mit Toffee und Macarons sowie Mini Croissant. Ein mini Mini Croissant. Im Lil Radish wird wirklich kein Aufwand gescheut. Cremigkeit wird mit Crunch gepaart – immer eine verführerische Kombination und ein sehr wohltuender Abschluss dieses Menus.
Schlusswort
Sieben Gänge für 114.-, das finden wir fair, den künstlerischen Aufwand mit eingerechnet. Das à la carte Menu wird nun seit ca. einem Monat serviert, das Team hat den Rhythmus und die Organisation bestens im Griff und ist ebenfalls stets herzlich und locker am Werk. Ob dies an der noch etwas mageren Besetzung des Lokals liegen könnte, spielt weniger eine Rolle. Dennoch finden wir, dass das Lil Radish eine etwas konstantere Besucherzahl durchaus verdient hätte. Wir befinden uns noch nicht gerade auf Sterneniveau, aber die siebenteilige Verköstigung war definitiv eine mehr als gelungene und erfreuliche kulinarische Reise. Gepaart mit einer schönen Auswahl an Weinen verging der Abend wie im Flug, was doch immer ein tolles Zeichen ist. Das Outlawz Team setzt zudem auf lokale und saisonal abgestimmte Zutaten sowie Naturweine. Genuss kann also und sollte heutzutage vor allem auf Nachhaltigkeit beruhen. Im Lil Radish kommt also nicht nur dein Kulinarik- sondern auch dein Umweltherz voll auf seine Kosten.