Meiner Meinung nach braucht es für die Erstellung eines guten Artikels das gewisse Talent, eine gesunde Spannung aufzubauen. Man muss den Leser süchtig nach mehr machen, so dass er es kaum erwarten kann, sämtliche Puzzelteile, die zu einem Ganzen führen, im geschriebenen und ungeschriebenen aufzusammeln. Heute werfe ich all meine Prinzipien über Bord und starte direkt mit meinem Fazit: Das Kafi Freud ist eine Oase, dem kaum ein anderes Café in Zürich das Wasser reichen kann. Kafi Freud ist in jeglicher Hinsicht etwas Besonders. Kafi Freud ist ein Ort, der so viel mehr zu bieten hat als nur Kaffee und Gipfeli. Kafi Freud bereitet Freude. Punkt.
Das Ambiente
Kennt ihr das einzigartig besondere Gefühl, wenn ihr einen Ort betretet und euch augenblicklich wohl fühlt? Ja, dieses Gefühl beschreibt perfekt, was einen überkommt, wenn man einen Fuss über die Schwelle des Kafi Freud setzt. Man wird freudig vom gut gelaunten Personal begrüsst, welches mit perfekt sitzenden Handgriffen Kaffee brüht, grosszügig belegte Bagels aus der Vitrine zieht und unzählige Teller auf dem Tablett jongliert. Ein wohliger Duft von Leckereien und Gastfreundschaft steigt in die Nase, während man den Blick über ein viel zu gross geratenes Wohnzimmer schweifen lässt. Die Einrichtung hat einen eigenen Charme und ganz viel Liebe zum Detail, eine Wohltat fürs Auge und für die Seele. Zwischen vielen Pflanzen verstecken sich gemütliche Ecken zum Träumen, um ein Buch zu lesen, um in Ruhe zu arbeiten oder mit Freunden an einem grossen Tisch über die perfekte Konsistenz von Shakshuka zu debattieren. Ja, hier gefällt es mir.
Die Karte
Hungrig sollte man weder einkaufen gehen, noch etwas zu Essen bestellen – besonders nicht, wenn jede einzelne Speise auf der Karte einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Selbstverständlich haben wir unverhältnismässig viel bestellt und selbstverständlich haben wir es nicht bereut – doch mehr dazu weiter unten. Frühstücksfreunde, Mittagshungrige sowie auch Apéro-Liebhaber kommen hier ihr auf ihre Kosten. Was mich als Kaffee-Junkie vollkommen fasziniert, ist die grosse Auswahl an Kaffee-Köstlichkeiten, welche sogar grafisch so aufbereitet wird, dass auch jeder Laie versteht, woraus ein Dirty Chai Latte besteht (an alle, die sich nun freuen: Channing Tatum ist kein Bestandteil davon).
Das Geschmackserlebnis
Auch hier muss ich euch um Verzeihung bitten, denn ich starte mit dem absoluten Highlight: Onsen-Eier auf geröstetem Hausbrot mit Saftschinken. Bitte lieber Gott, fülle mir eine Badewanne damit und lass mich darin baden. Kafi Freud beschreibt ihre Sauce Hollandaise als luftig, doch mit keiner Silbe wird erwähnt, wie luftig Sauce Hollandaise sein kann. Das Brot, auf welchem die Eier gebettet ist, ist perfekt geröstet und kommt trotz einer ordentlichen Portion Sauce Hollandaise knusprig auf den Tisch. Die Eier sind auf den Punkt gegart und betören mit ihrer seidigen Textur. Der Schinken ist die perfekte Begleitung zu dieser Geschmacksexplosion. Die Onsen-Eier haben das erreicht, was nur wenige Speisen nach dem ersten Verzehr bisher geschafft haben: Sie kamen auf die Liste der Speisen, die ich mir zu meiner Henkersmahlzeit wünschen würde.
Wer denkt, dass meine Lobeshymne mit den Onsen-Eiern aufhört, den muss ich an dieser Stelle enttäuschen, denn ich muss euch unbedingt von der «Gefüllten Freude» berichten. Dabei handelt es sich um ein SERI-Croissant, welches mit Avocado, Spiegeleiern und Kresse gefüllt ist. SERI-Croissants sind so oder so eine Köstlichkeit, die ihresgleichen sucht (und das sage ich als Mensch, der Croissants eigentlich gar nicht mag), aber in Kombination mit der Avocado, Spiegeleier und Kresse die reinste Gaumenfreude.
Auch das hausgemachte Bananenbrot hat uns sehr gemundet, so sehr, dass wir ein Stück für den Nachhauseweg einpacken liessen (und es gegessen haben, bevor wir es überhaupt bis zum Auto geschafft haben).
Wenn ich kulinarisch etwas bemängeln müsste, wäre es die Konsistenz der Eier in der Shakshuka. Ich persönlich mag es, wenn das Eigelb noch flüssig, maximal leicht cremig ist, was bei unserer Shakshuka leider nicht der Fall war. Nichtsdestotrotz war die Shakshuka sehr gut abgeschmeckt und wurde originalgetreu im heissen Pfännli serviert.
Die Getränke
Ich bin eine Kaffee-Liebhaberin durch und durch. Jedoch gehöre ich zu der unbeliebten Sorte Kaffee-Trinkern, weil ich oft etwas auszusetzen habe. Nicht so im Kafi Freud. Der Kaffee hat meinen Geschmack zu 100% getroffen und meine Erwartungen übertroffen: Weder zu bitter, noch zu lahm, die Milch perfekt aufgeschäumt und im richtigen Verhältnis zum Espresso serviert. Auch der oben erwähnte Dirty Chai Latte schmeckt vorzüglich.
Jedoch blieb es nicht beim Kaffee. Man sollte die Feste feiner, wie sie fallen und wir haben die Gelegenheit genutzt und uns ein Gläschen vom offenen Cava gegönnt. Ein Tropfen aus der Nähe aus Barcelona, welcher nicht nur mit seiner Apricot-Farbe überrascht, sondern auch mit seiner an Pfirsich erinnernde Geschmacksnote.
So viel mehr als nur ein Kafi
Und wenn man denkt, besser geht es gar nicht mehr, kommt von irgendwo Kafi Freud her. Dieses Quartierkafi geht diese entscheidende Extrameile weiter und erobert damit unsere Herzen im Sturm: Wo möglich, werden die Speisen, Getränke, und Zutaten lokal bezogen. Ausserdem unterstützt das Kafi Freud «Café Surprise» und schafft damit für armutsbetroffene Menschen eine Möglichkeit, einen kostenlosen Kaffee zu konsumieren und somit am öffentlichen Leben teilzunehmen. Zudem geht Kafi Freud sorgsam mit Ressourcen um. Beispielsweise besteht die Möglichkeit, den Kaffeesatz mit nach Hause zu nehmen – perfekt für ein hausgemachtes Körperpeeling oder als Pflanzendünger.
Gut zu wissen
Was macht man, wenn man wohlernährt und mit einem Gläschen Prosecco intus selig auf einem Sessel sitzt? Ich weiss nicht wie es euch geht, aber ich treffe dann gerne spontane (in anderen Worten: unvernünftige) Entscheidungen. Wie zum Beispiel: «Oh, dieser Gummibaum gefällt mir, den will ich haben!». Auch das ist im Kafi Freud kein Problem, sämtliche Pflanzen inkl. Topf können käuflich erworben werden. Zudem sind sämtliche Speisen und Getränke zum Mitnehmen verfügbar.
Mein Fazit
Ich glaube, dieser Abschnitt bedarf nicht vieler Worte. Das Kafi Freud verdient 10 von 10 Sternen und setzt definitiv eine Messlatte für seine Mitbewerber. Abschliessend noch zum monetären: Insgesamt haben wir am diesen Tag 176 CHF für unsere kulinarischen Eskapaden bezahlt. Wenn man bedenkt, dass wir zu Dritt gespeist, unverhältnismässig viel bestellt, uns Cava und mehrere Kaffees gegönnt haben, sowie Kuchen für den Nachhauseweg einpacken liessen, ein vollkommen fairer Preis.
PS: Kafi Freud feierte gestern ihren dritten Geburstag. An dieser Stelle ein Happy Birthday vom Insider!
Ich will dieses Café UNBEDINGT besuchen mit meiner Freundin! Ist genau unser Styl!
Du kannst aber auch sehr überzeugend und bildreich schreiben, herzlichen Dank für den Tipp!
Oh Brigitte, vielen Dank für dein liebes Kompliment. Das freut mich sehr zu lesen 🙂 bitte lass mich doch wissen, wie ihr es gefunden habt! Über dieses Feedback würde ich mich sehr, sehr freuen! 🙂
Mir lief beim Lesen das Wasser im Mund zusammen! Danke für den Tipp!
Liebe Sigrid
Aaaah, ich verstehe dich leider zu gut. Es war die reinste Tortur, diesen Artikel zu schreiben haha 😀
Hoffentlich schaffst du es bald da hin 🙂
Liebe Grüsse
Finia