Das Ikoo an der Bäckerstrasse serviert traditionelle japanische Nudelsuppen. Udon, Soba, Ramen – während die einen bei diesen Begriffen unverständlich gucken, lösen sie bei anderen ein verzücktes Seufzen aus. Die unterschiedlichen Nudelarten sind in Japan ein fester Bestandteil der Alltagsküche, und gerade Ramen, vorzugsweise als Suppe serviert, gehört in Japan zum gesunden, herzhaften und wärmenden Fastfood, den es an jeder Ecke zu kaufen gibt. Das Ikoo hat dieses Erfolgsrezept übernommen und bietet seit drei Jahren in einfacher, aber stylisher Atmosphäre die Ramensuppe an. Funktioniert das denn in Zürich?
Aber klar, und zwar so gut, dass das Ikoo nun auch an der Sihlfeldstrasse ein zweites Lokal eröffnet hat: das Miki. Zudem geniesst das Ikoo durchwegs gute Kritiken – ausser von mir. Zum kleinen Lokal habe ich ein zwiespältiges Verhältnis: Während das Lokal mich beim ersten Besuch absolut überzeugte, fiel der zweite enttäuschend aus. Und der dritte, entscheidende? Dazu im Bericht mehr.
Das Ikoo von aussen. Foto: Lunchgate/Simone.
Das Ambiente besticht durch Einfachheit
Eins vorweg, die Atmosphäre und Einrichtung im Ikoo überzeugten mich schon beim ersten Besuch. Einfache Tische stehen in einem weiss-grau gestrichenen Raum, der den schönen Holzboden umso besser zur Geltung bringt. Das Lokal besticht durch seine Einfachheit, wirkt dabei aber nicht karg. Ziemlich japanisch eben – mit einem Hauch Zürcher Kreis 4.
Mein dritter Besuch: Wie sich das Tantanmen so macht
Bei meinem ersten Besuch vor sechs Jahren begeisterte mich eine Kombination aus verschiedenen Vorspeisen absolut. Die Gyoza – gebratene Teigtaschen – und Onigiri – Reisdreiecke mit Algen, Lachs, Salzpflaumen oder Thunfisch – waren einfach und doch raffiniert im Geschmack. Das Sesameis zum Dessert schmeckte cremig und süss, aber nicht schwer.
Beim nächsten Besuch probierte ich die vegetarische Ramensuppe – und war leider alles andere als begeistert. Nachdem ich die erste Hälfte hungrig heruntergeschlungen hatte, tat ich mich schwer mit dem Rest. Die Nudeln erinnerten mich an die Instant-Nudeln aus der Migros, die viel gelobte Bouillon schmeckte irgendwie nur nach Soja- und Worcestershire-Sauce. Ikoo-Fans werden aufschreien ob dieser Behauptung. Wer hat denn nun Recht, ich oder das Lokal und alle, die auf die Ramen schwören? Höchste Zeit, ein drittes Mal hinzugehen.
Dieses Mal bestelle ich das beliebte Gericht Tantanmen, eine würzige Suppe mit Sesam, Chili, Hackfleisch, Algen, schwarzem Sesam – und natürlich Ramen. Die Suppe ist umwerfend: Ein harmonisches Zusammenspiel von cremiger Brühe, die süss und sauer schmeckt und durch den Sesamgeschmack einen angenehmen Boden hat, und aromatischen Zutaten. Die Ramen schmecken lecker, sind leicht klebrig und gar nicht so schwierig mit den Stäbchen zu essen wie gedacht. Mein Tischnachbar bestellt die gleiche Suppe und verrät, dass sie schon lange sein absoluter Favorit sei. Zu empfehlen sei aber auch die klassische Ramensuppe mit Schweinebratenscheiben und Ei.
Tantanmen, eine würzige Suppe mit Sesam, Chili, Hackfleisch, Algen und schwarzem Sesam. Foto: Lunchgate/Simone.
Speisekarte. Foto: Lunchgate/Simone.
Trotz allabendlichem Ansturm ist das Personal freundlich
Im Ikoo kann es schon mal vorkommen, dass die Bedienung etwas länger braucht, aber das ist dem allabendlichen Ansturm zu verdanken. Kleiner Tipp: Um 18.00 Uhr hast Du noch Chancen auf einen Tisch ohne Reservierung. Danach musst Du viel Glück haben oder eine längere Wartezeit einrechnen. Zurück zur Bedienung: Auch bei grossem Ansturm wurde ich immer freundlich begrüsst und gut bedient. Das Servicepersonal gibt einem das Gefühl, dass man willkommen ist und umsorgt wird, was in Zürich absolut keine Selbstverständlichkeit ist. Der Umgang ist kollegial, aber nicht schnoddrig.
Grosse Portionen zu einem guten Preis
Die besagte Tantanmen-Suppe ist grosszügig bemessen, ich lasse mir sogar die Reste einpacken. Für 25 Franken ist das ein absolut fairer Deal. Verhältnismässig tiefer in die Tasche greifen muss man für die Vorspeisen, die sehr klein sind. Der kleine Exkurs in die japanische Küche abseits von Sushi und Ramen, die mir die Vorspeisen hier bescheren, sind mir die extra Franken aber wert.
Der INSIDER empfiehlt
Das Ikoo ist ein fester Wert, solange man sich an den Klassiker Ramensuppe mit Fleisch hält. Die herzhaften japanischen Suppen sind in Zürich, genauso wie das einfache, aber gemütliche Lokal, ein einzigartiges Konzept und in ihrer Art ungeschlagen. Ein zusätzlicher Bonuspunkt: Im Ikoo funktioniert ein Treffen mit Freunden ebenso gut wie ein Date oder ein Familienessen. Ja, sogar alleine kann man sich dort hinsetzen. Und übrigens darf man hier beim Essen von Suppe ruhig so richtig schlürfen – das gilt als höflich, verrät mir mein Tischnachbar, der Japan aus erster Hand kennt.
Da das Lokal am Sonntagabend offen hat, findet man das Ikoo im Kreis 4 auch in unserem Sonntagsrestaurant-Guide.