Oskar ist der Name des Hasen auf dem Logo des Lokals – und nicht etwa dessen Besitzer. Diesen Fauxpas leistete ich mir schon als ich das Ladenlokal noch nicht einmal betreten hatte und Raphael Foucault anfragte, wann die beste Zeit sei um in seinem neuen Take-away in Altstetten vorbeizukommen.
Doch Raphael winkte verständnisvoll ab, als ich peinlich berührt das Lokal betrat. Denn vermutlich war ich nicht der Erste, und werde auch nicht der Letzte sein, der ihn Oskar nennt.
Raphi lebt nun schon selber seit 30 Jahren in Altstetten. Der gelernte Restaurationsfachmann und ehemalige Koch vermisste aber eines in seinem Quartier schon seit geraumer Zeit: Ein günstiges und schnelles Mittagsangebot für Menschen, die trotz begrenzter Mittagspause mehr wollen als nur ein verdrücktes Sandwich aus dem Supermarkt oder ein überteuertes Fastfood-Menü.
«Tante Raphael»-Lädeli fürs Quartier
Seine ursprüngliche Vision war einfach: Ein Quartierlädeli mit vielen lokalen Produkten und einem täglichen Mittagsmenü. Nach reichlicher Überlegung und einer umfassender Umfeldanalyse wurde Raphi jedoch klar, dass sich diese Geschäftsidee als ziemlich schwierig entpuppen könnte.
Anstatt einem Lädeli mit allerlei Produkten und kleinem Menü ist nun also ein Take-away mit überschaubarem Produkteangebot und verhältnismässig grossen Menü entstanden.
Obwohl das Labitzke-Areal an der Hohlstrasse noch nicht fertig gebaut ist und sich Oskar noch wie der Hase im Wald hinter der Baustellenfassade versteckt, sollen, sofern alles glatt läuft, schon ab Juni die Aussensitzplätze verfügbar sein. Ab dann soll zum bisherigen Angebot auch noch Glace zum Speiseangebot dazukommen. Wenn das kein Timing ist.
Günstig und Regional
Hungrig, ohne gefrühstückt zu haben, stürze ich mich auf das Roastbeefsandwich, welches für seine relativ günstigen 9 Franken eine sehr gute Figur macht. Knuspriges Körnli-Brot, leicht getoastet und mit einer selbstgemachten Remoulade-Sauce. Meine Begleitung entscheidet sich für das Camembert-Sandwich mit Rucola (8 Franken) und wir teilen uns den «Andenrandensalat» (12 Franken) mit Quinoa, Randen, Avocado, Kresse, Frühlingszwiebeln und Chutney. Wer jetzt etwa denkt, «für so ein „Salätli“ bezahl ich doch nicht mehr als einen 10ner», der irrt. Ein „Salätli“ ist diese Bowl definitiv nicht. Es blieb gar noch ein kleiner Rest übrig am Schluss, welchen ich dann am Abend noch geniessen konnte. Zum Essen trinken wir einen feinen frischgepressten Orangensaft aus der gigantischen Saftpresse, welche in voller Auslastung Orangen bis zur Decke halten mag.
Gemüse, Salat und alles andere Pflanzliche, was in die Salate und Sandwiches kommt, wird lokal und regional bezogen – soweit das möglich ist und den Preisrahmen nicht komplett sprengt. Teil des Konzepts ist es eben auch, das Mittagsmenü preisgünstig zu halten. Beim Fleisch macht der Altstetter dennoch keinen Kompromiss. Nur bio kommt ihm in die Theke und das von der Zentrum Metzg in Windisch, welche ausschliesslich Fleisch mit Bio-Knospe und dem Label Fidelio verkauft.
Rezyklieren und Wiederverwenden
Auch bei der Wahl seines Geschirrs hat sich Raphi etwas überlegt. Statt teurem und umweltbelastendem Verpackungsmaterial setzt er auf das Einweggeschirr von Naturesse. Naturesse produziert ausschliesslich mit FSC-zertifiziertem Holz und anderen Rohstoffen welche zu 100% biologisch abbaubar sind und aus nachhaltigem Anbau stammen.
Wem dies noch zu wenig fortschrittlich ist und Wegwerfgeschirr vermeiden will, kann sich sein Mittagsmenü hier auch in ein „Tupperware“ von reCIRCLE, einem Berner Startup, schöpfen lassen. Das Konzept dahinter ist simpel: Schon mehrere Zürcher Take-away Restaurants verwenden die Essensbehälter von reCIRCLE, welche sie den Gästen mitgeben. Du kannst die reBOX bei der nächsten Gelegenheit in jedem beliebigen Partnerbetrieb von reCIRCLE zurückgeben oder gleich wieder frisches Essen darin mitnehmen. Genial, nicht?
Fazit oder Wissen, wie der Hase läuft
Wir kommen auf jeden Fall wieder, um uns weiter durch das feine Menü zu probieren. Und wie uns Raphi verrät, hat er für die nähere Zukunft noch andere heisse Eisen im Feuer: Beispielsweise soll, sobald das Lokal seinen verdienten Fahrtwind aufgenommen hat, zusätzlich ein kleines lokales Catering von Oskar die Nachbarschaft beglücken. Es scheint fast so, als ob der kleine Hase und der grosse Mann noch viel Gutes vorhätten. Wir bleiben derweil gespannt und mit gespitzten Löffeln dabei!
sehr nettes lokal, ich war auch schon da. super vibes trotz baustelle.