Kaum haben sie ihr erstes gemeinsames Projekt beendet, folgt schon das Nächste. Gemeint ist das illustre Trio Nenad Mlinarevic, Patrick Schindler und Valentin Diem. Erst noch im Januar standen die drei Gastronomen zusammen in ihrem Pop-up-Restaurant Stadthalle im Einsatz. Keine drei Monate später haben sie nun die Bauernschänke mitten im Zürcher Niederdorf wiedereröffnet. Das traditionelle Lokal wurde die letzten 20 Jahre von der gleichen Wirtin betrieben – das Ziel der neuen Betreiber ist es, den Quartierbeizen-Charme zu erhalten und dazu moderne, international angehauchte Gerichte zu servieren. Ein weiteres Augenmerk wird auf nachhaltigen und lokalen Wein gesetzt.
Das Restaurant ist sehr schlicht eingerichtet, Holztische und -stühle sowie die Bank entlang der Wand bewahren die Beizen-Atmosphäre gut. Die Wände wurden klug mit wenigen Bildern, die schon früher da hingen, geschmückt.
Teilen oder Nichtteilen...?
Die Speisekarte ist klein und übersichtlich, bietet aber trotzdem für jeden Geschmack etwas. Die Gerichte sind so konzipiert, dass man die Wahl hat zu Teilen, oder aber den Teller ganz allein zu verspeisen. So werden hier alle glücklich. Wir haben uns dafür entschieden alles zu teilen, um möglichst viel probieren zu können.
Zu dritt haben wir uns für vier Vorspeisen und drei Hauptgänge entschieden. In der ersten Runde gab es Sauerteigbrot vom Eigenbrötler (eine kleine Bäckerei in Luzern) mit Tunke. Weiter gab’s grünen Spargel mit Onsen-Ei und einer Kräutervinaigrette: eine leichte und frische Vorspeise, perfekt an einem solch frühlingshaften Abend. Die «do it yourself» Wraps – knackige Kopfsalatblätter zum Selberfüllen, mit äusserst schmackhaftem Schweinebauchgröstel und Pickles, sind geschmacklich und von der Konsistenz her unser Favorit aus der Vorspeisenrunde. Das Vorspeisen-Quartett wird durch das Rindstatar mit Entenleberemulsion und Champignons komplettiert, dazu gibt es ganz klassisch frisch getoastetes Brioche.
Altbekanntes und neue Kreationen
Runde Zwei beinhaltet doppelt Geschmortes sowie einmal Gebratenes. Zur Begleitung wird uns der Lulu empfohlen, ein leichter und erfrischender Rotwein aus dem französischen Gamay, welcher gut zu den Hauptgängen und in die eher warme Bauernschänke passt. Einerseits wird uns eine sehr weich gegarte und äusserst schmackhafte Kalbshaxe mit viel Sauce, begleitet von Lauchherzen und Schalottenpüree, serviert. Ebenfalls geschmort, jedoch trotzdem ganz anders, ist die Pata Negra-Backe. Hier muss, wie schon in der Vorspeise, selber Hand angelegt werden. Mit den kleinen Teigfladen und einer leicht scharfen Salsa rollen wir unsere eigenen Tortillas. Wer schon in der Stadthalle diniert hat, mag sich möglicherweise an gewisse Komponenten erinnern, die nun hier in der Bauernschänke wieder zum Zug kommen. Auch dort gab es eben diese Tortillas, jedoch mit einer Rindfleischfüllung. Auch die Kopfsalat-Wraps zur Vorspeise kamen schon in der Stadthalle in ähnlicher Form zum Einsatz. Aber warum sollte man auch solch schmackhafte Kombinationen nicht wieder in Aktion treten lassen? Der Hauptgang wird durch einen perfekt glasig gegarten Kabeljau abgerundet. Dazu gibt es leicht knackigen Fenchel und eine Safransauce.
Süsse Versuchungen zum Schluss
Zur finalen Runde haben wir uns für die beiden süssen Varianten und gegen den Käse entschieden. Wenn man sich die 15 Minuten geduldet, welche gebraucht werden um den Rhabarberstreusel à la Minute zu backen, wird man definitiv grosszügig belohnt. Neben einer überraschend grossen Ramequin-Form mit heissem und mindestens so delikatem Streusel gibt es eine Schüssel mit erstklassigem Vanilleeis. Diese durchaus nicht neu erfundene Heiss-Kalt-Kombination verleidet definitiv niemandem. Unser zweites Dessert aus bolivianischer Schokolade enttäuscht ebenso wenig. Auch dieses Dessert übertrifft jede Erwartung, sei es im Geschmack oder was die Konsistenz angeht. Neben einem cremigen Schokoladenfondant und knusprigem Meringue, gibt es ein leicht säuerliches Sorbet aus Sauerampfer, Kerbel und Dill welches dieses Gericht optimal abrundet.
Fazit – das empfiehlt der INSIDER
Die Bauernschänke ist auf jeden Fall ein Besuch wert. Wie schon in der Stadthalle ist auch hier das Interesse sehr gross. Nach nur zwei Tagen Betrieb hat die Bauernschänke schon über 1500 Reservationen, das heisst, wer sich ein Tisch ergattern will, sollte sich frühzeitig darum kümmern. Der Insider empfiehlt die Gerichte mit seinen Freunden zu teilen damit der Besuch in der Bauernschänke zu einem besonders spannenden und abwechslungsreichen Erlebnis wird. Die Preise in der Bauernschänke bewegen sich zwischen 15 bis 45 Franken pro Gericht, welches in Anbetracht der Qualität fair ist.