Seit rund zwei Monaten ist Zürich um ein neues Restaurant reicher. Obwohl der Begriff «Restaurant» für die dargebotene Erlebnisgastronomie einer masslosen Untertreibung gleicht.
«Zur Werkstatt» vereint Genuss, Erlebnis und das Käserei-Handwerk unter einem Dach und macht ganz nebenbei eine sehr schicke Figur. Wir haben für euch die heiligen Hallen der zur Werkstatt besucht und uns durch das Mittagsmenü gefuttert – vollkommen uneigennützig versteht sich.
Willkommen am heimischen Esstisch
Schon beim Eintreten wird jedem Gast bewusst, dass es sich hierbei nicht um ein 0815 Restaurant handelt. Vielmehr gleicht «Zur Werkstatt» einer modernen Wohnküche, bei welcher die grosse Kochinsel das Herzstück bildet. Weitere Überraschungen in Form eines Werkzeugkastens, einer Wasserkaraffe und der bunten Salatschüssel zum selber schöpfen warten bereits auf dem Tisch.
Selbstverständlich freute sich das Kind in uns am meisten über die genaue Inspektion des Werkzeugkasteninhalts: Servietten, Besteck, Salatsauce und Sirup sowie Zucker und Rähmli für den Kaffee danach. Wir decken den Tisch, schöpfen uns Salat und debattieren über das perfekte Wasser-Sirup Verhältnis. Kaum angekommen und schon breitet sich ein wohliges, heimisches Gefühl aus – so soll es sein.
Motto des Tages - Feines aus der Ferne
Das Gefühl von «zu Hause zu sein» zieht sich wie ein roter Faden weiter. Wie anno dazumal, als Papa jeden Mittag für uns Schulkinder gekocht hat, wird auch bei «Zur Werkstatt» das gegessen, was auf den Tisch kommt. Das frisch gekochte Menü wechselt täglich, wobei jeder Wochentag unter einem bestimmten Motto steht. Donnerstag, der Tag an welchem wir in der Zur Werkstatt gespeist haben, steht für «Feines aus der Ferne». Für eine vegetarische Alternative wird täglich gesorgt.
Nachdem wir unseren Salat gegessen haben, machen wir uns auf den Weg zur Küche um unseren Hauptgang abzuholen: »Schweinefleisch Crying Tiger mit Basmatireis und Pak Choi». Für die vegetarische Variante wird das Schweinefleisch durch Sellerieschnitzel ersetzt. Meine Begleitung entscheidet sich für Letzteres und wir unterhalten uns mit der sympathischen Köchin, während vor unseren Augen das Essen zubereitet wird.
Gaumenschmaus oder Gaumengraus?
Ich muss zugeben, dass ich mich grundsätzlich kein grosser Liebhaber von Schweinefleisch bin und ich mich wahrscheinlich gegen dieses Menü entschieden hätte, wären Alternativen zur Auswahl gestanden. Umso grösser war meine Überraschung, als ich das perfekt gegarte und butterzarte Fleisch kostete. Auch das Sellerieschnitzel mundete uns vorzüglich und bildete eine sehr gelungene, fleischlose Alternative. Das Pak Choi sowie die restliche Gemüsebeilage wurden ganz nach unserem Geschmack gewürzt, jedoch – gemeinsam mit dem leider zu breiig gekochten Basmati Reis – nur lauwarm serviert.
Obwohl Nachschöpfen erlaubt und erwünscht ist, entscheiden wir uns dem Dessert zu liebe – welches im Menüpreis inkludiert ist – dagegen. Zum Nachtisch haben wir den ultimativen Jackpot geknackt, denn es standen sowohl weisses als auch dunkles Schokoladenmousse zur Auswahl.
Erlebnisgastronomie
«Zur Werkstatt» kann viel mehr, als nur Gäste herzlich empfangen und gut kochen. Zur Werkstatt ist eine Erlebniswelt! Bock auf Cocktails aber keinen Schimmer, wie man mit Shaker und Jigger umgeht? Besuche die Cocktail-Werkstatt und lass dir von einem Barkeeper die verschiedenen Mix Arten erklären. Lust auf ein Dinner mit Freunden aber keine Freude am Vorbereitungsstress? Verlege den Abend in die zur Werkstatt und bereitet ein unvergessliches Abendessen gemeinsam zu. Oder wolltet ihr schon immer mal eine eigene Wurst oder eigenen Käse produzieren? Zur Werkstatt macht es möglich.
Fazit – das empfiehlt der INSIDER
Kann ich «Zur Werkstatt» guten Herzens empfehlen? Definitiv ja! Jedoch würde ich einen Besuch am Abend oder zu einem gemütlichen Brunch am Wochenende der kurzen Mittagspause vorziehen. So erlebnisreich und interaktiv der Besuch bei der «Zur Werkstatt» ist, so zeitintensiv kann es auch werden. Besonders positiv hervorzuheben sind das überaus sympathische Personal sowie das Preis-Leistungsverhältnis: das dreigängige Mittagsmenü inklusive Züriwasser und Sirup sowie der Espresso danach haben 33 Franken pro Person gekostet – ein Schnäppchen für Zürcher Verhältnisse. Einziges Manko war die Konsistenz des Reises sowie die Temperatur der Beilagen. Da wir das Restaurant direkt nach der Eröffnung besucht haben, schreibe ich diesen Umstand der Einfindungsphase in der neuen Küche zu und sehe gerne darüber hinweg.