Der kleine herzige Pavillon beim FC-Zürich-Platz, quasi direkt an der Tramstation Letzigrund, stach zumindest architektonisch schon immer heraus. Umgeben von plattenbauartigen Hochhäusern wirkte das Rondell-Häuschen schon immer irgendwie speziell. Doch speziell anmächelig wirkten die darin angesiedelten Gastronomiekonzepte in den letzten Jahren, zumindest von aussen, nie. Mit diesem Stigma bricht Nestor Pavillon nun endgültig.
Liebe zum Detail
Am Mittag bietet das Nestor jeweils 3 Mittagsmenüs an. Die erweiterte Speisekarte ist „leider“ nur am Abend erhältlich. Zuerst war ich aufgrund dieser Neuigkeit ein wenig enttäuscht, denn ich freute mich dank vorhergehender Recherche schon auf die traditionell schwedischen Köttbullar. Der Enttäuschung wurde aber schon mit dem Ankommen der im Menü inbegriffenen Vorspeisen einhalt geboten. Ein mit viel Liebe angerichteter saisonaler Salat, welcher den meisten anderen Menüsalaten nicht nur visuell den garaus macht und eine wunderbar abgeschmeckte Kartoffelcreme-Suppe.
Östlich angehaucht
Schon sichtlich begeistert von den einfachen aber vielversprechenden Vorspeisen, ging es weiter zum Hauptgang. Glasnudeln mit Crevetten und Tofu auf Merrettich-Kartoffelstampf mit Federkohl. Die präsentation war auch hier wieder vielversprechend und die ersten Gabeln bestätigten, was das visuelle schon vorgab. Die schmackhafte Brühe mit den Crevetten und Glasnudeln war exzellent und der Kartoffelstampf unglaublich intensiv – trotzdem war die Balance zwischen Merrettich und Kartoffel ideal. Einzig der Tofu war, wie halt Tofu oftmals ist, geschmacklich nicht sehr spektakulär. Dafür wurde er gut gebraten und darum aussen sogar etwas knusprig. Der fairnesshalber muss aber an dieser Stelle auchnoch gesagt werden, dass beide anwesenden Parteien beim Mitagessen von Grund auf keine riesigen Tofuliebhaber sind.
Skandinavische Naturküche
Im Nestor Pavillon wird nach dem Prinzip der skandinavischen Naturküche gekocht und bewirtet. Dies heisst aber NICHT, dass nur traditionell skandinavische Zutaten verwendet werden, vielmehr wird der Fokus darauf gelegt, vorwiegend lokale und saisonale Produkte für die Gerichte zu verweden und dabei alles soweit möglich in-house zu produzieren. Bei den Mittagsmenüs wird oft auch fast schon Fusion-Kitchen mässig, ein thematischer Schwerpunkt gelegt. Bei unserem Besuch am Freitag ist dieser, unschwer erkennbar, eher im asiatischen Bereich angesiedelt.
Nach dem Mahl ist vor der Rechnung
Kurz nach dem abtischen wurde auch Kaffee an den Tisch gebracht und das äusserst schmackhafte Mahl war somit auch beendet. Wir waren vollumfänglich zufriedengestellt und verlangten somit die Rechnung, welche uns kurz schockierte.
Kleines Geld für grosse Qualität
Keine Angst: Der eben beschrieben Schock war keinesfalls negativ konnotiert, sondern sogar durch und durch positiv. Für das Essen mit Getränk exklusive Kaffee zahlten wir pro Person insgesamt 30 Franken. Dies erschien uns, speziell in anbetracht der Qualität des Essens, sehr fair.
Das Fazit ist also schnell gezogen: Sehr empfehlenswert!
Geht vorbei und teilt uns in den Kommentaren mit, was Ihr von der skandinavisch inspirierten Naturküche im Nestor Pavillon haltet.
tout à fait d’accord! riesen küchenkunst zu „minimalen“ preisen – mit einem Auge fürs Detail. Eines der besten Restaurants von Zürich und absolutes Must-known, exzellentes Essen, super Bedienung und einmalige location!
Liebe Luzia,
Genau dieses Auge fürs Detail hat uns auch überzeugt!
Apropos einmalige Location: Auf der Website lassen sich weitere Hintergründe zur architektonischen Geschichte des Pavillons und den Hochäusern finden.
https://nestorpavillon.ch/dem-urbanen-geist-nachgesp%C3%BCrt
Vielen Dank für deinen Kommentar und einen guten Start ins Wochenende!
Liebe Grüsse
Max
Sorry, aber was haben Crevetten, Tofu und Glasnudeln in der Schweiz mit „lokal und saisonal“ zu tun? Und vor allem mit „skandinavischer Küche“? 30 Franken für ein Mittagsmenü in einem Aussenquartier sind zudem völlig jenseits (erinnert fast an das neue Konzept im Steinfels, wo man mit 32 Franken für zwei Beilagen (ohne Fleisch!!!!) abgezockt wird). Ich kann die Euphorie jedenfalls nicht nachvollziehen.
Liebe Dagmar,
Crevetten, Tofu und Glasnudeln sind in der Tat keine lokalen Produkte. Da hast Du natürlich recht. Im Artikel war aber auch nie die Rede von „ausschliesslich“ im Bezug auf die Lokalität der Lebensmittel, sondern vielmehr von „vorwiegend“. Zudem sind Kartoffeln, Federkohl und Merrettich ja doch eher regionale Produkte. Auch die Abendkarte, bei welcher die skandinavische Küche ausgeprägter zum Vorschein kommt, widerspiegelt diese Philosophie klar. Kurze Abstecher in die Fusion-Küche zu machen, ohne dabei auch exotischere Zutaten miteinzubeziehen, ist ausserdem auch nicht wirklich möglich.
Über die Preisgestaltung kann man individuell urteilen. Meines Erachtens sind die Preise jedoch für die Qualität des Essens, selbst in einem von dir als Aussenquartier betitelten Ort wie dem Kreis 3, völlig gerechtfertigt.
Ich wünsche dir weiterhin guten Appetit und bedanke mich für das Feedback.
Liebe Grüsse
Max
Sorry, aber wenn schon skandinavisch, bitte Köttbullar richtig schreiben. Habe aber gerade gesehen, dass sie so auf der Speisekarte stehen! Also kein einziger Skandinavier / Schwede weit und breit. Das ist doch etwas schade. Aber gerne werde ich das Restaurant ausprobieren.
Liebe Ursi,
Ja, Köttbullar wurde hier in der Tat falsch geschrieben. Der Fehler wurde unsererseits im Text behoben.
Ich wünsche Dir viel Spass im Nestor. Es wird sich lohnen!
Liebe Grüsse
Max