In der Weltstadt Zürich verweilen seit jeher namhafte Autoren, Dichter und Literaten von nah und fern. Auch wenn von der Muse geküsst und, wie es oftmals scheint, mit intellektuellem, fantasievollen Stoff nur so gemästet, müssen und wollten sich auch die belesensten Schriftsteller dem weltlichen Bedürfnis nach einer guten Mahlzeit ab und an hingeben. Kein Wunder setzten sich die Schreiber und Poeten dieser Welt auch gerne mal in der Schweizer Metropole zu einem guten Mahl hin.
Max Frisch - Terrasse
Fangen wir doch mit dem zelebrierten stadteigenen Schriftsteller und Architekten an. Der gebürtige Zürcher Max Frisch zählt wohl zu den bekanntesten Schweizer Autoren überhaupt und verdient mit der Dichte an in der Stadt verteilten Gedenktafeln und Relikten wohl fast das Prädikat „Stadtheiliger“.
Selbstredend, für jemanden der den Bärenanteil seines Lebens in der inoffiziellen Schweizer Hauptstadt verbrachte, besuchte Frisch über die Jahre viele Gasthäuser und Cafés. Einer der vielen Rückzugsorte Frischs war das Terrasse am Bellevue, unweit seiner Wohnung an der Stadelhoferstrasse. Im bekannten Restaurant am See habe er einen Grossteil seiner „Tagebücher“ verfasst.
J.W. Goethe – Kaisers Reblaube
Nicht mehr Wegzudenken aus mittelschulischer Pflichtliteratur im ganzen Land (und deutschen Sprachraum generell), hat auch Goethe in den Jahren 1775 bis 1779 mehrere Reisen in die Schweiz unternommen. Der Ur-Vater der Weimarer Klassik verbrachte die meiste Zeit in Zürich im später dann nach ihm benannten „Goethestübli“ in Kaisers Reblaube. Heute ist das ehemalige Schlafgemach des Deutschen Dichters ein Séparée im Restaurant.
Wenn man von Goethe im Kontext mit Gasthäusern spricht, kommt vielleicht dem einen oder anderen Stadtzürcher die Goethebar in der Brasserie Schiller in den Sinn. Tatsächlich ist hier jedoch der einzige Bezug zum berühmten Autor dessen Name.
Friedrich Dürrenmatt – Kronenhalle
Dürrenmatt wie auch Frisch sind wohl unbestritten zwei der grössten Schweizer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Den Berner Autor von Klassikern wie „Der Verdacht“ und „Der Richter und sein Henker“ verband eine langjährige, tiefe Freundschaft mit Frisch. Eine tiefe aber auch schwierige Freundschaft, welche in späteren Jahren dann auch zerfiel. In ihren besten Jahren pflegten die beiden einen regen Austausch und kritisierten offen und ehrlich das Schaffen des jeweils anderen.
Nebst schriftlichem Austausch beredeten die beiden Herren gerne auch Gott und die Welt während eines Mahls. Unter anderem trafen sich die Beiden in der Zürcher Kronenhalle, wo das ikonische Titelbild dieses Artikels entstanden ist.
Gottfried Keller- Öpfelchammer
Vis-à-vis der Öpfelchammer, der ältesten Weinstube Zürichs, wohnte der Zürcher Poet, Staatsschreiber und Schriftsteller Gottfried Keller. Nicht weiter verwunderlich also, verkehrte er offenbar regelmässig im Zürcher Urbetrieb. Die Öpfelchammer bekam aber ihren Name nicht etwas weil ein gewisser Schiller sich zu seiner Zeit im Gasthof durch das betreffenden Kernobst für seinen Tell inspirieren liess, sondern weil Klosterfrauen des Verenaklosters ihr Obst dort zum Dörren einlagerten.
Mit Werken wie „die Leute von Seldwyla“ manifestierte Keller wichtige Werke für die Schweizer Literaturgeschichte.
James Joyce- James Joyce Irish-Bar
Geboren in Irland im Jahre 1882, verbrachte Joyce die Jahre beider Weltkriege in Zürich. Wohnhaft war der Autor von „Ulysses“, einem seiner wohl bekanntesten Werke, an der Augustinergasse 14 in der Zürcher Altstadt. Seine ehemalige Wohnung beherbergt heutzutage die James Joyce Foundation.
Joyce besuchte viele Gaststätten in Zürich, unter anderem auch das Odeon am Bellevue. Wirklich interessant ist jedoch, dass das Interieur der nach ihm benannten Irish-Bar an der Pelikanstrasse von der Jury’s Antique Bar in Dublin, welche in vielen Werken von Joyce erwähnt wurde, nach Zürich verfrachtet und 1:1 neu aufgebaut wurde.
Stefan Zweig - Odeon
Wie auch Joyce verbrachte Zweig als überzeugter Pazifist und Künstler die Jahre des ersten Weltkrieges in der „neutralen“ Schweiz. Kunst, Kultur und ein gewisses Mass an „Freigeistertum“ konnten zumindest hier in den Kriegsjahren noch gelebt werden. Zu Nachte residierte der Wiener im Hotel Belvoir in Rüschlikon und am Tag verbrachte er seine Zeit gerne in der Innenstadt. Nicht weiter verwunderlich also, fand er im Odeon, welches schon damals bekannt war für seine Offenheit gegenüber Künstlern und Kreativen, ein Ort zum Verweilen.
Diese Auflistung will und kann natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Teilt uns doch in den Kommentaren oder unter insider@lunchgate.com mit, von welchen Schriftstellern und ihren Zürcher Stammlokalen ihr sonst noch wisst.