Vom Urgrossvater zum Grossvater zum Enkel. Der Werkhof wurde in den letzten Jahrzehnten geradezu durchgereicht und diente als Werkstätte oder Garage jeweils seiner Zeit. Heutzutage wird im Werkhof schliesslich der Kochlöffel geschwungen, und zwar vom besagten Enkel höchstpersönlich. Zusammen mit zwei Partnern hat er den Werkhof in einen Kulinarik Tempel verwandelt – und was für einen. Riesige loftartige Fensterfronten gewähren bereits von aussen einen glustigen Blick auf die speisenden Gäste oder die in der offenen Küche eingespielt harmonierenden Köche. Architektonisch und designtechnisch fühlt man sich als Gast sofort wohl. Warmes Licht, viel Raum, ein harmonischer Mix aus Holz, Gemäuer und Metall, gesäumt mit Pflanzen. Der Werkhof ist rustikal geblieben, lädt mit einem gewissen ländlichen Touch nun jedoch charmant zum entspannten Verweilen ein.
Konzept
Charmant und entspannt wird man im Werkhof auch empfangen und bedient. Wir fühlen uns sofort wie zu Hause, es herrscht eine angenehme Atmosphäre. Im Werkhof stammen alle Zutaten ausschliesslich aus der Schweiz. D.h. du wirst hier z. B. keinen Kaffee vorfinden. Es wird auch gänzlich auf Vanille oder Olivenöl verzichtet. Das ist Lokalität in beinahe purster Form. Die Gastgeber nehmen sich dabei viel Raum, viel Spielraum. So wurden die Steinpilze in einem der Hauptgänge von unserer Bedienung Fabienne höchstpersönlich gesammelt, an ihrem ganz persönlichen Geheimplatz. So wird das Essen auch durch eine schöne Geschichte verziert. Die Tiere werden jeweils ganz verwendet. Die edleren Stücke eher am Abend, die etwas weniger ergiebigeren Teile zu einer Bolo am Mittag verarbeitet. Ein neuheitliches Konzept, welches den aktuellen und so wichtigen Trend der Nachhaltigkeit schön aufgreift und sogar noch aufs nächste Level hebt.
Kulinarik
Für mich ist es immer eine Freude, mich auf mehrere Gänge zu freuen. Wir starten mit einer kalten Suppe aus geröstetem Mais, welche das vegetarische Pendant zur Rindspate mit Lorbeerpulver des Amuse Bouches ist, welches von selber gemachtem Sauerteigbrot begleitet wird. Erfrischend und Appetit anregend. Appetit auf mehr. Die ersten zwei Gänge der Vorspeise liefern solide ab. Besonders intensiv sticht die Aubergine in Mousse- sowie grillierter Ausführung hervor. Ab dem Hauptgang wird es dann jedoch nochmals ein Ticken packender und wir sind voll im Kulinarik-Tempel angekommen. Die erwähnten, selbst gesammelten Steinpilze finden sich in den Ravioli wieder, welche sich mit sowohl gedörrten als auch frischen grünen Bohnen das Tellerbett teilen. Geziert wird dieses vegetarische Pastagericht nicht nur vom üblichen Käse, sondern auch von Spaten des geraspelten Eigelbs, welches gebeizt wurde. Ein schöner künstlerischer Streich der kreativen Köpfe der Küche. Der Hirsch im Fleischgang wird in zweierlei Ausführung serviert – Rücken sowie Haxe. Zart rosa perfekt gebraten mit einer würzigen Kruste vergehen die Stücke im Mund fast. Die Sauce sowie knusprigen Spätzle runden dieses bereits herbstlich angehauchte Gericht schön ab.
Speziell erwähnen möchte ich an dieser Stelle ebenfalls die Auswahl an Weinen, welche in meinem Fall hervorragend auf meinen Geschmack sowie das Essen gepasst, ja mich sogar überrascht hat. Der Käse läutet den Abschluss des Menus ein. Der Werkhof zeigt, dass es nicht immer eine ganze Auswahl an Käsen sein muss. Das „Schneeflöckli“, ein zarter weisser Schimmelkäse im Stile eines Bries ist der Star. Und wird umzäunt von einem Früchtesauerteigbrot, Trüffelhonig, Konfi aus Kirsche und Zwetschge sowie eingelegter Baumnuss. Genau, eingelegte Baumnuss. Die süss-saure Note passt sehr harmonisch zum leicht würzigen weichen Käse. Im letzten Akt wird uns Himbeere in dreierlei Form präsentiert: Mousse, gefroren und gestossen sowie als Sorbet. Zum Abschluss eine Explosion an Himbeergeschmack, einfach toll.
Den Kaffee danach findest du auf der Karte im Werkhof wie erwähnt nicht. Dafür wartet ein herrlich gebrühter Lupinenaufguss auf dich. Schmeckt ausgezeichnet, und sogar noch ohne Koffein, sodass du zu Hause bestimmt auch im Land der Träume ankommen wirst.
Konzentration
Oder Fokus könnte man es auch nennen. Denn dieser liegt speziell auf dem Gast, und beim Team auf den jeweiligen Aufgaben. So fokussiert sich der Service eben auf den Gast und den Service. Währendem der Koch sich aufs Kochen konzentriert und die Speisen dann auch gleich selber an den Tisch bringt und perfekt erklärt, was einem den nun da aus dem Teller entgegenlächelt. Eine Zusatzinfo für unsere veganen Freunde. Mit Voranmeldung ist ein veganes Menu jederzeit möglich, auch bis zu 5 Gängen. Teilweise sind auch die vegetarischen Menus bereits vegan. Der Fokus liegt momentan aber noch auf dem Thema der nachhaltigen sprich lokalen Angebotskette.
Zum Schluss wird abgerechnet. 94 Franken für 5 Gänge pure Schweiz empfinden wir für den kochtechnischen Aufwand als angemessen. Dies ist jedoch eher eine rationale Einschätzung. Viel wichtiger erscheint uns das Empfinden, welches während unseres Besuches herrscht. Wir fühlen uns im Werkhof schlichtweg wohl. Eine heimelig-ruhige und doch freudig-vibrierende Stimmung macht den Besuch zu einem speziellen Erlebnis.