Freitagabend – wir sind auf dem Weg ins Restaurant Eiger, durch dessen Schaufenster warmes Licht auf die bereits von der Dämmerung eingenommene Strasse fällt. Hier soll stets saisonal, regional sowie frisch gekocht und in urchiger Atmosphäre gespeist werden. Dabei ist nebst Nachhaltigkeit auch Teilen ein wichtiges Stichwort. Wir sind gespannt und hungrig!
Quartierbeiz
Wir betreten das bereits sehr gut besuchte Lokal im Mattenhofquartier und die lockere Stimmung lässt uns jegliche Hektik der Woche vergessen. Die vielen Holzelemente und die mit einigen Bildern lieblich dekorierten Wände sowie das warme Licht im Raum sorgen für eine einladende Atmosphäre. Um uns herum wird geplaudert, gelacht, gespeist und einander zugeprostet – genau wie ich es mir in einer entspannten Quartierbeiz vorstelle.
Während wir uns der Speisekarte widmen, trinken wir zum Apéro einen Tocco Rosso: Campari, Holunderblütensirup mit Soda und Schaumwein gemischt – prickelnd und etwas bitter zugleich. Die stets wechselnde Auswahl ist überschaubar, dennoch vielfältig. Sie reicht von klassischen Gerichten wie dem Rindstartar bis hin zu aussergewöhnlichen Kreationen wie der Cashew-Terrine, eine Alternative zu Foie-Gras.
Für Experimentierfreudige, die sich gerne überraschen lassen, bietet sich das «Eiger Teilet» an. Dabei werden acht vorab unbekannte Gerichte von der Karte zum Teilen serviert, wahlweise auch vegetarisch. Da wir unsere Favoriten bereits ins Auge gefasst haben, wollen wir heute nichts dem Zufall überlassen.
Klassiker und Neuinterpretationen
Wir haben alle unsere Gerichte auf Nachfrage der Bedienung zum Teilen bestellt. So werden unsere Vorspeisen ins Zentrum des Tisches gestellt und jeder erhält ein kleines Tellerchen.
Das bestellte Rindstartar kommt mit knusprigem Briochetoast sowie Hausbrot daher und hat eine kräftige dunkelrote Farbe. Die Konsistenz ist fein, hat gleichwohl noch etwas Biss und harmoniert mit den knackigen Zwiebelstückchen. Im Geschmack ist es schön würzig und mit dem frischen Brot, etwas Butter und der pikanten Sriracha-Sauce einfach nur herrlich!
Bei der zweiten Vorspeise handelt es sich um in Algenblätter eingerollte Hirse mit fermentiertem Saisongemüse, Koriander, Meerrettich und einem süss-sauren Rotkohlsalat – sozusagen Sushi neu interpretiert. Die Hirserollen sind eher trocken, saugen dafür den Balsamico-Chili-Dip schön auf, was dem Ganzen etwas Feuchtigkeit gibt. Der Rotkohlsalat hat eine leuchtende Farbe und ist schön knackig, jedoch überwiegt die Säure im Geschmack. In allem eine spannende Vorspeise, die für mich persönlich noch etwas ausgereifter sein dürfte.
Farbenfroh
Nach diesem geglückten Start freuen wir uns umso mehr auf unsere Hauptspeisen: gebratenes Forellenfilet und vegetarische Safran-Paella, begleitet von einem leichten Chasselas für den vollen Genuss.
Die vegetarische Safran-Paella mit Erbsen, Tomaten, Peperoni, Zucchini und gegrillten Auberginen wird traditionell spanisch in einer Pfanne serviert. Der vom Safran gelb strahlende Reis sowie das Gemüse haben einen guten Biss und mit etwas Zitrone darüber wird dem Ganzen noch eine angenehme Säure verliehen. Die gegrillten Auberginenscheiben sind für meinen Geschmack etwas zu rauchig vom Aroma her, dafür punktet die fleischige Artischocke bei mir. Im Ganzen ein solides, buntes Gericht, mit dem nichts falsch gemacht werden kann.
Das gebratene Forellenfilet hingegen ist ein wahres Highlight! Es kommt in Begleitung von knackigen Bio-Karotten, Getreidereis und einem erfrischendem Melissen-Minzgremolata, welches in einem kräftigen Grün leuchtet und sich auf dem Teller mit der Beurre Blanc zu einem wahren Kunstwerk vermischt. Die Forelle aus der Fischzucht Römerswil hat eine knusprig gebratene Haut und das Fleisch ist schön zart und unglaublich buttrig im Geschmack. Der Getreidereis hat einen guten Biss und zusammen mit dem Gremolata und der Beurre Blanc äusserst geschmackvoll. Ein mehr als gelungenes Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Konsistenzen sowie den Geschmäckern der einzelnen Komponenten auf dem Teller.
Knusprig und cremig
Der Abend neigt sich dem Ende zu und wir sind mehr als satt. Doch ein Dessert findet bekanntlich immer einen Platz und so bestellen wir uns das «Cremige» auf der Karte: Strudelteigblätter mit Honig und Haselnüssen an einer Vanillecrème und Chriesikompott. Hübsch mit Puderzucker bestäubt und bunten Blüten verziert erreicht uns die Kreation und ist bereits zum Anschauen eine wahre Freude. Auch geschmacklich werden wir nicht enttäuscht. Der Kontrast zwischen knusprig zu cremig wird vom fruchtigen Aroma der Kirschen, einer dezenten Süsse und einer leichten Haselnussnote begleitet und bildet einen einwandfreien Abschluss für diesen gelungenen Abend. Das Dessert ist restlos aufgegessen und wir sind wunschlos glücklich.
Zu guter Letzt
Wir hatten einen entspannten Abend im Restaurant Eiger und können es wärmstens weiterempfehlen – ob für ein Essen unter Freunden, ein Tête-à-Tête oder um die Schwiegereltern zu beeindrucken – mit dem Eiger kannst du nichts falsch machen.
Die Mühe und Überlegungen, die in den einzelnen Gerichten stecken, spiegeln sich auf den Tellern wider, optisch sowie auch geschmacklich. Wir haben pro Person rund CHF 80.– bezahlt und finden diesen Preis hinsichtlich der auserwählten regionalen Produkte, aus der sich die Gerichte zusammensetzten fair. Die Portionengrössen waren optimal, die Bedienung sehr freundlich und aufgestellt und mit der sich stets im Wandel befindenden Karte ist das Restaurant Eiger auch nach mehreren Besuchen noch für eine Überraschung gut. Wir werden auf alle Fälle wiederkommen, den das «Eiger Teilet» wollen wir uns nicht entgehen lassen.