Neu und doch auf Jahrtausenden alten Traditionen beruhend – im Qin werden Speisen aus der Region der berühmten Seidenstrasse aufgetischt. Gemäss eigenen Aussagen ist das Qin das einzige Restaurant in der Schweiz, welches ausschliesslich Gerichte aus dem Nordwesten Chinas serviert. Das heisst, du findest hier auf der Speisekarte z. B. kein Poulet süss-sauer. Es heisst auch, dass die Köche dank dieser Exklusivität gebürtig aus China stammen und speziell für den kulinarischen Zauber in die Schweiz gekommen sind. Das wiederum heisst, dass das Essen wahrhaftig schmeckt. Gerne nehmen wir dich nun mit auf diese geschmackliche Entdeckungsreise ins Land der aufgehenden Sonne und haben am Schluss sogar einen Geheimtipp für dich parat.
Ambiente & Service
In einem chinesischen Restaurant darf neben der ganzen Tradition etwas technischer Schnick-Schnack eigentlich fast nicht fehlen. Dass der Seifenspender mit einem Sensor ausgestattet ist, durfte man fast erwarten, aber dass sich der „Papierkübel“ mit einer reinen Handbewegung selbst öffnet, überraschte unser Gemüt und verschaffte uns einen erfreulich schmunzelnden Start in den Abend. Schutztechnisch ist das Qin also bereit, an jenem Abend jedoch auch etwas leer. Es fehlte ein wenig an der marktähnlichen Lebendigkeit. Dies wird jedoch durch unsere Gastgeberin, wie fast die ganze Belegschaft natürlich auch gebürtig aus China, super kompensiert. Die Freude, das Brennen für die eigene Kultur ist förmlich spürbar. Dies äussert sich in der Leidenschaft, mit welcher uns nicht nur das Menu im Detail erklärt wird, sondern auch die Hintergrundinformationen zur Geschichte und Organisation des Restaurants geteilt werden – stets mit leuchtenden Augen. Auch die Köche lachen einem entgegen, wenn man ihnen durch die halb offene Küche bei den professionellen Handgriffen zuschaut, den Stolz und vor allem die Freude für ihr unglaubliches Handwerk ins Gesicht geschrieben.
Alle unsere Wünsche werden erfüllt, Gerichte aufgeteilt fürs Sharing, Tee dreimal aufgegossen, Menu nochmal erklärt – alles ist möglich. Vor allem auch das Essen trägt seinen Teil dazu bei, dass wir uns wohl fühlen. Diesem wenden wir uns nun gebührend zu.
Nudeln, Nudeln, Nudeln
Die hausgemachten Nudeln in allen Variationen sind die Stars des Restaurants. Ob klein gehackt, in Suppe oder bereits mit sämiger Sauce bekleidet, die Karte ist einfach gehalten aber nicht minder reizend. Bevor wir zum Hauptgang gelangen regen wir den Gaumen mit dem „Xi`aner Burger“ an, einer Art würzig knackigem Kebab Taco, um es westlich beschreibbar zu machen. Definitiv ein gelungener Start. Gelungen sind auch die Rindfleisch-Teigtaschen, deren Sud beim Abbeissen eine kleine Geschmacksexplosion in den Mund feuert. Klassisch tunkst du die Taschen in eine Reisessig und Chilli-Mischung – Achtung, scharf! Chinesisches Bier oder Spezial Grüntee helfen beim Löschen.
Wir sind Zeugen, wie die Nudeln in der Küche langgezogen werden, ein künstlerisches Spektakel. Ein Teig wird immer wieder geschwungen, halbiert und langezogen bis 128 Nudeln entstehen, welche dann vor dem Kochen nochmals in die Länge gedehnt werden. Sieben aus neun Gerichten im Menu werden aus diesen hauseigenen Nudeln hergestellt. Spektakulär ist auch das Resultat im Teller. Die Nudeln haben trotz der etwas dickeren Form eine schön bissfeste Konsistenz. Schwierig genau zu beschreiben, da fast schon einzigartig. Das Probieren mehr als wert. Wir bestellen einerseits eine Variante mit knackigem Gemüse und Rindfleisch in einer scharfen Sauce. Vor allem die vegetarische Variation mit Tomatensauce und Rührei überrascht uns jedoch. Klingt banal, geschmacklich aber eine Wucht. Das Ei ist kross-weich gebraten, der Mix mit den Tomaten und dem suppenartigen Sud ist ein Gericht, welches jeden Bissen bis zum letzten Tropfen geniessen lässt.
Den Abend lassen wir je zu einem Matcha-Sesam- und Safran-Schokolade-Eis ausklingen. Auch hier ist der Name Programm. Die süsse Abschlussnote verfeinert die aromatischen Vorgänger gekonnt.
Fazit und ein Geheimtipp
Das Qin hat erst dieses Jahr seine Pforten geöffnet, und musste alsbald in den Lockdown. Nun ist das Qin aber wieder einige Monate offen und einen Besuch allemal wert. Es war schade, dass es etwas leer war, was aber wohl auch an der aktuellen Zeit und unserem Besuch unter der Woche lag. Etwas bewegtere Stimmung würde den Geist aus dem fernen Osten ein bisschen mehr beleben.
Kulinarisch bringt das Qin auf den ersten Blick einfache, auf den zweiten einen spannenden Beitrag mit einem breiten und neuen Aromafächer in die Hauptstadt. Die Wahl des Hauptgangs fiel uns aufgrund der spannenden Optionen nicht ganz leicht, weshalb wir bestimmt wieder vorbeikommen werden. Wichtig für unsere Liebhaber der reinen Pflanzenkost: nach vegetarischen oder veganen Optionen explizit fragen, da nicht ganz alle Optionen in der Menukarte aufgeführt sind. Wie versprochen ein Geheimtipp zum Schluss für alle neugierigen: für Gruppen ab vier Personen können kreative Überraschungsmenus bestellt werden. Was sich dahinter wohl verbirgt? Klar ist, im Qin wird authentisches sowie originelles Essen serviert, welches überrascht und einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert.