Der Fleischkonsum ist in der Schweiz in den letzten Jahren viel bewusster geworden. Viele Freunde in meinem Umfeld versuchen regelmässig vegetarisch oder gar vegan zu kochen. Gehen wir jedoch auswärts essen, verzichtet kaum jemand auf Fleisch oder Fisch.
Doch warum ist das so? Obwohl praktisch alle Restaurants in Zürich vegetarische Gerichte anbieten, bin ich der Meinung, dass der Fokus oft auf die Fleischgerichte gerichtet ist. Nun – gute Neuigkeiten für alle Vegis und jene, die ihren Fleischkonsum etwas reduzieren wollen! Das Team um Nenad Mlinarevic, welches schon die Bauernschänke betreibt, eröffnete anfangs Dezember die «Neue Taverne» gleich beim Rennweg. In der «Neuen Taverne» liegt der Fokus auf dem Gemüse, nur vereinzelte Gerichte bestehen aus Fleisch- oder Fischkomponenten.
Das kulinarische Angebot
Wie in der Bauernschänke, ist es auch in der «Neue Taverne» die Idee, die Gerichte zu teilen. Das Menü wird in fünf Sparten unterteilt: «Brot», «Fermentiert, Roh, Eingelegt», «Geröstet, Gekocht, Geschmort», «Getreide» und «Dessert». Uns wird empfohlen, zu zweit pro Kategorie eins bis zwei Gerichte zu wählen. Wir entscheiden uns für sieben Gerichte.
Zum Start gibt’s ein knuspriges Sauerteigbrot mit Tunke. Gleichzeitig bekommen wir hauchdünn geschnittenen Rettich, eingelegt in einer Dashi (japanischer Fisch Sud), garniert mit Shiso-Sprossen. Das Gericht ist mit viel Liebe zum Detail angerichtet und auch geschmacklich sehr überzeugend.
Trüffel und Kaviar
Die zweite Runde besteht aus einem getoasteten Brioche mit einer Parmesancreme und grosszügig darüber gehobeltem Wintertrüffel. Die Kombination von den unterschiedlichen Konsistenzen gefällt mir sehr, nur schade, muss ich mich wegen des Sharing-Konzeptes mit einer halbierten Scheibe zufriedengeben.
Parallel dazu gibt es «Kaviar des Feldes» mit Blinis. Der Kaviar sieht dem Original zum Verwechseln ähnlich, besteht aber aus Samen des Besenkrauts und ist mit Schnittlauch und Fingerlimes angemacht.
Internationale Einflüsse
Zum Hauptgang erhalten wir Casarecce mit Brokoletti, Saucisson und Parmesan. Dies ist wohl das Gericht mit dem meisten Fleisch der ganzen Karte. Kleine gebratene Stückchen der Saucisson ergänzen die sizilianischen Teigwaren und bringen dem Gericht etwas Knusper. Da unser Hunger noch nicht ganz gestillt ist, bestellen wir zusätzlich noch die Pizokel mit Wirz und Lauch. Begleitet wird dieses Gericht von einer XO-Sauce. Die wohl für die Meisten unbekannte Sauce, besteht aus Meeresfrüchten und ist geschmacklich sehr intensiv. Der Mix von den Urschweizerischen Pizokel mit der aus dem asiatischen Raum stammenden Sauce ist mutig, passt aber gut zusammen.
Der Abschluss macht ein Vanilleeis mit Passionsfrucht, Kaffee und Kombucha. Das süss-saure Dessert rundet das Menü sehr schön ab.
Gehobene Beizen Stimmung
Für jene die schon einmal in der Bauernschänke zu Gast waren, ist es nicht schwer festzustellen, dass die beiden Restaurants zusammengehören. Das Restaurant ist sehr schlicht eingerichtet, lange Holzbänke und Holztische verleihen einen gemütlichen Beizen-Charme. Mit der offenen Küche gibt es dennoch ein modernes Element. Das Service Personal ist sehr freundlich und aufmerksam. Wie auch in der Bauernschänke besteht das Weinangebot aus selektierten, mehrheitlich Naturweinen.
Fazit – das empfiehlt der INSIDER
Die Neue Taverne bietet viele spannende Gerichte an. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, nicht nur für Vegetarier. Für mich als interessierter, offener Karnivor bietet die Neue Taverne eine willkommene Abwechslung in der Stadt Zürich. Zu erwähnen ist die vegane Karte, welche auf Anfrage beim Service erhältlich ist. Zu zweit haben wir für unser Menü inklusiv Getränke 216 Franken bezahlt.
Titelbild: neuetaverne.ch