Wenn Du jetzt denkst, in Zürich gibt es ja schon genügend Pizza-Restaurants, dann hast Du recht. Aber: es gibt nur ein Restaurant, das Rico’s Bierteig-Pizza verkauft. Es ist das neue Restaurant NERO am Klusplatz, Rico’s erstes eigenes Lokal, das er Ende August eröffnete. Der gebürtige Zürcher, der im Klusplatzquartier aufgewachsen ist, hat viel erlebt, bevor er wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt ist und sich hier seinen Traum vom eigenen Restaurant erfüllt hat. Hinter seinem Konzept steht aber mehr als feines Essen – es geht um den Kampf gegen Foodwaste und das Zusammenbringen von Leuten, die sich dafür stark machen wollen.
Wir haben die neue Pizza-Perle am Klusplatz besucht und waren begeistert. Nicht nur vom Geschmack, sondern auch von der Gastfreundschaft und den vielen spannenden Ideen, die hoffentlich bald zum Leben erweckt werden.
Das Essen – Spannende Kreationen aus wenigen Zutaten
Die Karte ist schlicht, alle Gerichte haben auf einer Seite Platz. Ich liebe kleine Karten. Zum einen, weil ich eine sehr schlechte Entscheiderin bin. Aber meist zeugt eine kleine Karte auch von viel Qualität bei den Speisen, weil sich der Koch nicht zu viel vornimmt und sich auf einige gute Gerichte konzentriert (lest hierzu unbedingt auch den Blogpost über Speisekarten von meiner Redaktionskollegin Simone!). Dies tut auch Rico: der gelernte Koch bietet in seinem Lokal ausschliesslich ausgesuchte eigene Kreationen an. Unter seinen Gerichten befinden sich zum Beispiel gerösteter Blumenkohl an Sellerie-Rahmsauce und Granatapfel, oder der NERO-Vegi Burger aus Linsen, Sonnenblumenkernen und Randen. Auch seine Pasta-Variationen versprechen viel, nur nicht Normalität: er serviert feine Steinpilz Ravioli an Rosmarin Jus und Speck, oder Spaghetti Chitarra mit Crevetten und Prosecco-Butter. Es sind meist nur wenige Zutaten, aus denen Rico diese Kombinationen zaubert.
Neben den «Classics» und den Pasta-Gerichten gibt es bei NERO Rico’s Spezialität, seine Bierteig-Pizza, deren Teig mit Amboss Bier aus Zürich hergestellt wird. Die Idee dazu hatte Rico, als er nach einer Auszeit in Amerika, wo er unter anderem sein eigenes Catering betrieb, zurück in die Schweiz kam und ein Foodtruck-Business aufzog. Seinen Truck platzierte er bei der Amboss Rampe. Hier lernte er das Zürcher Amboss Bier kennen und wusste gleich, dass seine Gerichte etwas mit diesem Bier zu tun haben mussten – wie immer wollte er nämlich etwas kreieren, das sich ideal an seine Umgebung anpasst. Die Idee der Bierteig-Pizza setzte sich schliesslich durch und nach langem Pröbeln und Testen war er schliesslich geboren: Rico’s Bierteig, aus denen er die womöglich beste Pizza der Stadt zubereitet. Davon ist zumindest Dani, ein Freund und Geschäftspartner von Rico, überzeugt. Und auch wir möchten uns davon überzeugen lassen.
Die Bierteigpizza – Ein Muss
So bestellen wir nach der feinen Vorspeise – eine Aufschnittplatte mit Fladenbrot und drei verschiedenen Dips – auf Empfehlung von Dani die Bierteig-Pizza mit Burrata. Die Pizzen kosten übrigens zwischen 19 und 26 Franken und können auch glutenfrei bestellt werden. Schon beim ersten Anblick haben wir uns in die Burrata-Pizza verliebt. Die Tomatensauce, die Rico natürlich selber macht, leuchtet wunderbar rot; es hat nicht zu viel und nicht zu wenig davon auf dem schön hellbraun gebackenen Teig. Der Burrata wird anstelle von Mozzarella verwendet und nicht zusätzlich. So ist die Pizza nicht zu schwer und die Tomaten kommen besser zur Geltung. An Burrata spart Rico nicht – zum Glück. Aber zurück zu Rico’s Pizza. Nicht nur der erste Blick überzeugt, sondern auch der erste Biss: Der Teig ist wundervoll weich, weder zu dünn noch zu dick und perfekt gebacken. Die Zutaten harmonieren perfekt. Ich schwebe im Pizza-Himmel und bin wieder einmal begeistert darüber, dass es für gutes Essen so wenige Zutaten braucht.
Ein Dessert wäre nach diesem Geschmackserlebnis nicht mehr nötig gewesen. Aber wir konnten nicht widerstehenden und probierten das selbst gemachte Tiramisù. Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, denn Rico bietet auch ein verlockendes Ingwer-Kardamom Panna Cotta an, das wir uns beim nächsten Besuch sicherlich nicht entgehen lassen werden. Wie erwartet konnte auch das Tiramisu überzeugen. Der Kaffeegeschmack und die Alkoholnote sind beide sehr stark, werden aber durch den Mascarpone ideal abgerundet.
Die Visionen – Gemeinsam gegen Foodwaste
«Alles wird abgerissen und neu eingerichtet», erzählt uns Dani, der sich um alles ausser das Essen im NERO kümmert. Als er zu Rico’s Team gestossen ist und das NERO zum ersten mal betrat, wusste er sofort: einrichtungstechnisch muss hier einiges gehen. Und er hat grosse Pläne: Die Wände sollen neu gestrichen und die Möbel durch alte, ungebrauchte Stücke ersetzt werden, die Dani selber neu aufpolieren will. Seine Idee, alte Dinge wieder zum Leben zu erwecken, passt sehr gut zur Philosophie des NERO. Hier möchten sich Rico und Dani gegen Foodwaste stark machen und kooperieren mit Vertreibern und Restaurants, die am gleichen Strick ziehen. Sie erhalten noch essbare Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können. Rico integriert diese jeden Mittag in seine drei Mittagsmenüs. In Zukunft will er ausserdem jeden Tag ein spezielles, komplett aus «Abfall» zubereitetes Gericht anbieten. Das Schwierigste sei es, Foodwaste zu finden, den man nicht zuerst selbst produzieren muss. Meist seien es logistische Gründe, die eine Kooperation mit Partnern verhindern würden.
Rico und Dani möchten auch die Gesellschaft für das Thema Foodwaste sensibilisieren – nur wenn alle am gleichen Strang ziehen, könne etwas erreicht werden. Sie planen, im NERO regelmässige Events zu organisieren, bei denen alle Interessierten mit Experten zum Thema diskutieren und neue Ideen zur Bekämpfung von Foodwaste entwickeln können. Es soll ein Austausch entstehen, der die Leute ermutigt, selbst aktiv zu werden. Durch die Events soll das NERO auch zum Treffpunkt im Klusplatz Quartier werden. Ein Ort, an dem man sich wohlfühlt – an dem man diskutiert, trinkt, nachdenkt, philosophiert, oder einfach nur is(s)t.
Fazit
Unser durch und durch italienische Abend im NERO liess keine Wünsche offen. Aber auch für Experimentierfreudige, die gerne Neues versuchen, gibt es im NERO genügend Optionen. Wir kommen auf jeden Fall wieder und freuen uns jetzt schon auf den neuen Look.