Heute zieht es uns ins Liebefeld-Quartier, genau genommen in die Vidmarhallen. Dort werden nicht nur kulturelle Highlights in Form von Theatervorstellungen und Konzerten geboten, sondern mit dem Restaurant Le Beizli auch kulinarische.
Das Le Beizli gehört zu einem von sechs Gastronomiebetrieben der KG Gastrokultur GmbH. Die Restaurants der Berner Firma zeichnen sich jeweils mit ihrem ganz eigenen Charakter sowie Charme aus und sind den Bernerinnen und Bernern nicht unbekannt. Du Nord, Eiger, Marzer… alles bekannte Namen, die unsere Spannung auf das Restaurant Le Beizli steigen lassen!
Der etwas andere Industriestil
Bereits bei der Ankunft im Lokal habe ich mich ein bisschen verliebt. Der Raum ist offen und extrem hoch, rustikale Holzfässer mit frischen Blumen darauf sind darin verteilt und bunte Plakate schmücken die Wände. Inmitten der verschiedenen Sitzgelegenheiten und Tische in unterschiedlichen Formen und Farben steht eine Strassenlaterne, welche warmes Licht ins Restaurant wirft. Der sonst eher kühle Industriestil ist hier verspielt und sehr einladend umgesetzt worden und verleiht dem Le Beizli bereits jetzt schon seinen ganz eigenen Charme.
Herzlich von der Bedienung begrüsst, werden wir an unseren hellrosa Tisch gebracht und wir fragen sogleich nach einer Empfehlung für ein Aperitif, welche wir vollumfänglich erhalten. Für mich gibt es etwas Bitteres mit Kräuterlikör Basis und für meine Begleitung etwas prickelnd Erfrischendes mit Lambrusco.
Auf das Wesentliche konzentriert
Mit unserem Aperitif ausgerüstet, studieren wir die überschaubare Speisekarte. Das Angebot ist auf einige auserwählte Gerichte reduziert – wie ich es persönlich am liebsten habe. In Stimmung für ein kulinarisches Abenteuer entscheiden wir uns für das Degustationsmenü inklusive Weinbegleitung. Einmal mit und einmal ohne Fleisch. Dabei werden fünf Gänge in kleinen Portionen und dazu drei Gläser Wein serviert. Was uns genau aufgetischt wird, bleibt jedoch eine Überraschung.
Süss-saurer Einstieg
Uns wird der erste Wein des heutigen Abends eingeschenkt und die Bedienung verrät uns, dass es sich dabei um seinen Lieblingswein handelt. Nach dem ersten Schluck wird uns klar weshalb: Der Weisswein, ein Grauburgunder aus biodynamischem Anbau, ist leicht, frisch und dementsprechend auch sehr süffig.
Mit dem Wein erhalten wir den ersten Gang: Ein Apfel-Fenchel-Süppchen mit Kräuteröl garniert. Der Apfel gibt dem Gericht etwas Säure und ebenfalls eine dezente Süsse, was herrlich miteinander harmoniert. Die Suppe ist schön sämig und ein leichter Hauch von Zimt verleiht unserem Start in den Abend eine orientalische Note. Ab und zu etwas vom Kräuteröl auf dem Löffel, durchbricht den regulären Geschmack und gibt dem Genuss eine spannende Abwechslung. Ein gelungener Einstieg und wir haben definitiv Appetit auf mehr!
Leicht und saisonal
Nach einer kurzen Wartezeit geht es mit geräucherter Forelle auf Kürbis-Maroni-Stock und Randen, angerichtet mit dem uns bereits bekannten Kräuteröl weiter. Die Forelle hat eine angenehme Rauchnote, ist zart und das Salzige passt zum cremigen milden Stock, welcher wie die Suppe eine leichte Zimtnote hat. Bei der vegetarischen Variante wird statt Forelle Kürbis serviert. Dieser hat Biss und ist sogleich noch etwas cremig – wie es sein muss. Dazu geniessen wir den Rest unseres Grauburgunders, welcher auch den zweiten Gang gelungen abrundet.
Dolce Vita mit Belper Spezialität
Noch immer begeistert von der Forelle, erreicht uns der dritte Gang: Penne an einer grünleuchtenden Rucolapesto, mit Belper Knolle und Brunnenkresse garniert. Die Pasta ist al dente, die Rucolapesto cremig und die Belper Knolle gibt dem Gericht eine leichte Bitterkeit gefolgt von einem Hauch Pfeffer.
Dazu trinken wir ein Glas italienischen Rotwein aus der Region Emilia-Romagna – einen Lambrusco. Von der Bedienung erfahren wir, dass sie diesen Wein bei einem Besuch in der Region kennen und lieben gelernt hat. Nun erweitert dieser Tropfen das Weinsortiment im Le Beizli und wir finden: eine wahre Bereicherung! Der Lambrusco ist hellrot, prickelnd und hat im Abgang einen leichten Geschmack nach Pflaume. Der dritte Gang mit seinem Belper Einfluss ist ein wahrer Traum.
Für Leib und Seele
Wir nähern uns dem Ende zu – der vierte Gang wird serviert: geschmorter Ochsenschwanz an einer kräftigen dunklen Bratensauce, einem Griestaler und Saisongemüse. Das Fleisch lässt sich problemlos vom Knochen lösen, ist zart und hat durch das Schmoren ein feines und intensives Aroma. Der Griestaler ist im Inneren cremig, das Saisongemüse, welches aus Karotten, Fenchel sowie Sellerie besteht, hat einen guten Biss und bietet hinsichtlich Konsistenz einen schönen Kontrast zu den restlichen Komponenten.
Ein wahres Herbstgericht, dass die Gemüter an kalten Tagen erwärmen lässt. Kaum zu glauben, dass es sich beim Ochsenschwanz in der Regel um «Schlachtabfall» handelt – ich bin der Meinung, dass dieses Stück definitiv mehr auf Speisekarten anzutreffen sein sollte.
Bei der vegetarischen Variante wird ein mit Kürbis gefüllter Crêpe auf Dal serviert. Das indische Linsengericht ist cremig und die Linsen sind noch schön bissfest. Das ganze Gericht ist erneut mit orientalischen Gewürzen verfeinert und lässt meine Begleitung schwärmen.
Dazu trinken wir das letzte Glas der Weinbegleitung: einen vollmundigen Rotwein aus dem Tessin namens «Rosso Torpedo». Aus drei Traubensorten hergestellt (Petit Verdon, Merlot und Malbec) passt er bestens zu diesen wohltuenden Gerichten.
Leichter Abschluss
Nun kommen wir zum krönenden Abschluss unserer kulinarischen Überraschungstour: dem Dessert! Eine Quarkcreme mit Rotweinbirne und knusprigem Granola on top. Die Quarkcreme ist schön cremig, nicht zu süss und harmoniert mit dem knusprigen Granola, welches aus verschiedenen Nüssen und Kernen besteht. Die Rotweinbirne verleiht dem Ganzen eine fruchtige Note. Ein leichtes Dessert, welches den perfekten Kontrast zu dem vorherigen deftigen vierten Gang darstellt – ein gelungener Abschluss!
Zu guter Letzt
Das Le Beizli hat mich nicht nur mit dem auf Speisekarten rar zu findenden Ochsenschwanz überzeugt, sondern auch mit den übrigen qualitativ hochstehenden Gerichten. Jeder Gang war eine gelungene Überraschung – stets mit saisonalen Zutaten gekocht, liebevoll angerichtet und aufeinander abgestimmt.
Auch das überaus freundliche Personal muss ich an dieser Stelle rühmen. Jede Frage wurde uns beantwortet und bei ihren Erläuterungen war zu merken, dass Herzblut hinter der ganzen Sache steckt. Es hat uns überaus Spass gemacht ihnen zuzuhören und mehr über die Gerichte sowie Weine zu erfahren.
Preislich liegt das Le Beizli in einem mehr als fairen Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Degustationsmenü gibt es ab CHF 73.- inklusive Weinbegleitung. Für mich ist das Le Beizli die perfekte Adresse für gemütliche Schlemmerabende in einzigartiger Atmosphäre. Wir hatten einen unvergesslichen Abend und werde auf alle Fälle wiederkommen!