Neu gegen altbewährt: Die Italiener Casa Ferlin und NA081 im Test

In Zürich gibt es unzählige italienische Restaurants. Also wollen wir, anstatt einen Guide mit unseren Lieblingsitalienern zu erstellen, ein altbewährtes mit einem erst kürzlich neueröffneten Lokal vergleichen. Wenn es um klassische italienische Küche geht, kommt man kaum um das Casa Ferlin beim Stampfenbachplatz herum. Die venezianische Familie Ferlin verwöhnt die Zürcher Kundschaft hier schon seit dem Jahre 1907 mit ihren Köstlichkeiten. Der Italiener NA081 dagegen hat erst kürzlich seine Tore geöffnet und wird momentan als eine der heissesten Neueröffnungen gefeiert. Die Neapolitaner  an der Konradstrasse haben den diesjährigen Pizzaweltmeister Crescenzo Capuozzo am Ofen.

Beliebt und bekannt sind also beide, aber wie überzeugen sie uns beim Testessen?

Das Casa Ferlin könnte in seiner Einrichtung klassischer nicht sein. Man kommt sich so vor, als würde man sich in einem Restaurant irgendwo in einer italienischen Stadt in den 80ern befinden. Es ist sehr ruhig und kultiviert, das Publikum ist schick gekleidet und eher älter.

Im NA081 ist es hingegen sehr modern. Erst im Juli dieses Jahres wurde das Restaurant eröffnet! Hinter dem Tresen oder am grossen Flachbildschirm an der Wand kann man dem Pizzaiolo zuschauen wie er eine Pizza nach der anderen vorbereitet. Das Restaurant geniesst eine hohe Beliebtheit und ist praktisch jeden Tag ausgebucht.

Das Casa Ferlin hat eine grosse Auswahl an authentischen italienischen Gerichte sowie Grillspezialitäten. Bekannt ist das Casa Ferlin für seine hausgemachten Ravioli. Die hauchdünnen Teigtaschen sind mit einer Kalbfleisch- oder einer Spinat-Ricotta Masse gefüllt. Ich habe bei meinem Besuch im Casa Ferlin die gemischten Ravioli zur Vorspeise bestellt und meine schon hohen Erwartungen wurden definitiv erfüllt.

Ich mag mich nicht daran erinnern, schon mal so gute Ravioli gegessen zu haben – und glaubt mir, ich habe schon viele probiert. Der Teig ist hauchdünn, der Garpunkt perfekt und die Füllung super schmackhaft. Im Hauptgang entscheide ich mich für ein Rindsfilet vom Grill mit Steinpilzen und Spinat, welches mir auch sehr gut schmeckt. Das Fleisch wurde, so wie ich es bestellt habe, medium-rare serviert und die Steinpilze waren sehr gut gewürzt. Leider blieb nach den beiden Gängen kein Platz mehr für ein Dessert, obwohl ich bereits mit dem berühmten Schokoladenmousse geliebäugelt hatte.

Im NA081 ist der Fokus der Küche ganz klar auf die Pizza gerichtet. Zur Vorspeise gibt es verschiedene Salate, Bruschette und einige andere Antipasti. Wir entschieden uns für eine Platte mit verschiedenen italienischen Rohschinken und Käse. Die Platte wurde äusserst grosszügig mit Prosciutto di Parma, Büffelmozzarella und vielen anderen Delikatessen gefüllt.

Im Hauptgang haben wir uns logischerweise für Pizza entschieden. Die Wahl war jedoch nicht einfach, denn es gibt eine grosse Auswahl an sehr schmackhaften Pizzen. Da die Karte auf Italienisch ist und es doch einige exotische, oder uns nicht bekannten Komponenten gab, musste wir die eine oder andere Zutat googlen. Schlussendlich entschied ich mich für die Pizza «Vesuvio Gold». Mit dieser Pizza gewann der Pizzaiolo Crescenzo Capuozzo die diesjährige Weltmeisterschaft in der Kategorie «Pizza classica». Mit was sie belegt ist? Pomodorini datterini gialli, Ricotta di bufala, provola di Agerola, maialino nero casertano, Grana Padano, tarallo napoletano, pepe nero e olio evo. Nicht ganz einfach zu verstehen, oder schon? Kurz gefasst gibt es mindestens drei verschiedene Käsesorten und einen speziellen Speck eines speziellen Schweines. Der Teig ist aussen knusprig und trotzdem innen luftig. Die Pizza ist tatsächlich geschmacklich sowie in ihrer Konsistenz weltmeisterlich.

Das Servicepersonal im Casa Ferlin besteht ausschliesslich aus älteren italienischen Herren. Sie sind ausgesprochen zuvorkommend und aufmerksam, die Sprache mehrheitlich italienisch, jedoch kann man sich mit den meisten auch gut auf Deutsch unterhalten.

Der Service im NA081 bestand bei unserem Besuch aus nur einer Serviceangestellten. Zwar war sie sehr charmant und freundlich, jedoch hätten gut noch ein oder zwei zusätzliche Servicekräfte beschäftigt werden können um die langen Wartezeiten und Unklarheiten an diesem Abend zu verringern. Das NA081 hat aber einen gewissen Neuling-Bonus. Und solange das Essen dermassen gut schmeckt, drücken wir bei den Abläufen im Service gerade in der Anfangsphase gerne nochmal ein Auge zu.

Die zwei Italiener könnten unterschiedlicher nicht sein. Einzige Gemeinsamkeit? Das Essen ist in beiden Lokalen ausgesprochen gut, und das durchs Band. Es sind also sicher beide (mehr als) einen Besuch wert! Preislich schlägt das Casa Ferlin etwas mehr zu Buche als das NA081, wobei der Neue aber vor allem auf Pizza ausgerichtet ist, und man im Casa Ferlin eben auch edlere Gerichte wie das perfekte Rindsfilet geniesst.