Asiatisches Essen? Da denken viele an Sushi aus Japan, chinesisches Stir-Fry und Thai-Curry. Nichts gegen diese Klassiker, aber sie lassen oft die Komplexität der japanischen Küche aus. Zu dieser gehören für uns exotische Zutaten und deren äusserst sorgfältig Zubereitung. Nachdem wir für Euch Sushi-Restaurants getestet und Ramen Suppe geschlürft haben, ist es jetzt Zeit, einen Gang höher zu schalten. Hato heisst das nächste Ziel. Ich mache mich auf, um das edle Restaurant mit dem Versprechen „Fine Asian Dining“ zu testen.
Schmeckt bei warmem Wetter äusserst erfrischend: Japanischer Gurkensalat. Foto: Lunchgate/Simone
Kreative und ausgewählte Gerichte
Natürlich gibt es im Hato umwerfende Sushi Kreationen und Sashimi in Top Qualität – die bestaune ich aber für dieses Mal nur vom Nebentisch aus. Heute will ich neue Gerichte kennenlernen.
Nachdem ich äusserst liebenswürdig und aufmerksam begrüsst und zu einem schönen Tisch geführt wurde, erhalte ich sofort die Karte. Der tadellose Auftakt im Service zieht sich durch den ganzen Abend: Der Kellner liest einem jeden Wunsch von den Augen ab, ohne dabei aufdringlich zu sein.
Ich starte mit einem einfachen Gurkensalat – simpel, ja, aber genau darin liegt die Herausforderung. Die dünnen Gurkenscheiben sind mit Minze, Sesam und einer Sojasauce angemacht. Ein spannendes und frisches Gericht, das den Appetit anregt.
Algensalat mit Goma Dressing – schönes Geschirr inklusive. Foto: Lunchgate/Simone
Seetang ist ein wichtiger Bestandteil der japanischen Küche – auch wenn er oft nur eine Nebenrolle spielt. Nicht so in meiner zweiten Vorspeise, dem Algensalat.
In der Schweiz mutiert Algensalat in asiatischen Restaurant oft zu einer Mini-Portion am Tellerrand, oder er ist lieblos zubereitet. Hier bin ich endlich zufrieden, der Algensalat schmeckt frisch, herzhaft-pflanzlich und leicht scharf. Das Goma Dressing dazu mit Sesam und Limette? Lecker und cremig, aber für mich beinahe überflüssig.
Dazu wird ein pechschwarzes, knuspriges Chip serviert, das laut dem Kellner aus gegrillter Fischhaut gemacht ist. Ich gehöre zu den Menschen, die auch angebrannte Fischhaut vom Grill noch toll finden und bin begeistert von diesem kleinen Special des Kochs.
Sieht so gut aus wie es schmeckt: Korean BBQ Lamm. Foto: Lunchgate/Simone
Das fast perfekte BBQ Lamm
Als nächsten Gang bekomme ich Lammkotelett Korean BBQ Style mit Kimchi und Wasserspinat als Beilage. Das Lamm wurde gut mariniert, ist saftig und würzig. Zwar sind nicht alle Koteletts gleich medium gebraten – im Gegensatz zu den meisten Foodies ist mir dies aber keine Träne wert. Was leider schade ist: Das Fleisch ist eher auf der salzigen Seite. Und der Wasserspinat dazu – den man verständlicherweise ordentlich würzen muss, weil er nicht viel Eigengeschmack hat – ist leider zu salzig und zu ölig geraten.
Ganz kurz steigt die Erinnerung an einen mittelmässigen Take-away-Chinesen vor meinen Augen auf. Das dämpft meine Begeisterung für das Hato ein kleines bisschen. Dafür ist das Kimchi dann wieder eine Wucht. Kimchi ist gerade im Aufschwung, und ich weiss auch sofort wieso: Der fermentierte Kohl schmeckt aufregend aromatisch.
Mit goldenem Löffel macht es doppelt Spass: Litchie Sorbet auf Schokobrösel. Foto: Lunchgate/Simone
Das Dessert lässt mich meine Salzüberdosis dann völlig vergessen. Das hausgemacht Litchi Sorbet ist genauso, wie Litchie Sorbet sein sollte: süss aber nicht klebrig, eine Ladung purer, exotischer Litchiegeschmack transportiert von rosarotem Schnee, der sich im Mund sofort auflöst. Ich speichere das Sorbet auf meiner inneren Gourmet-Liste als erste Güte ab und verspreche mir, das ich sehr, sehr bald wiederkommen werde.
Edles und authentisches Ambiente
Das Hato ist grösstenteils in dunklen Farben gehalten und mit schönen Leuchten und edlen Ledersesseln ausgestattet. Edel, intim und stimmungsvoll – ohne protzig oder kühl zu wirken – ist ein Balanceakt, den das Hato perfekt gemeistert hat.
Streiten darf man sich aber über die Musik. Dass viele Restaurants ihre edle Atmosphäre mit Mainstream-Hit-Remixes unterlegen, finde ich eine Katastrophe. Leider gibt es zu viele tolle Restaurants, die ein perfektes Konzept mit Liftmusik torpedieren. Aber wir sind schliesslich wegen dem Essen hier, und nicht für ein Konzert.
Gedämpftes Licht, Vorhänge, viel Schwarz: Die Atmosphäre im Hato ist edel und intim. Foto: Lunchgate/Simone
Ein paar Münzen mehr wert
Appetizer für 28 Franken, Krabbensalat für 58, Hauptgänge für 75. Im Hato kann man viel Geld ausgeben, wenn man möchte. Die Karte, die übrigens vielfältig, aber auch sorgfältig zusammengestellt ist, bietet aber auch Optionen für alle, die weniger bezahlen möchten. Ich habe für mein äusserst exotisches und spannendes Essen ohne Wein 85 Franken bezahlt, was ich für ein Restaurant dieser Klasse angemessen finde.
Der INSIDER empfiehlt
Das Hato hat mich überrascht und überzeugt – wenn auch anders als ich gedacht hatte. Man findet hier viele verheissungsvolle Gerichte, auch wenn für mich (noch) nicht alles perfekt war. Das macht aber vor allem auch der ausgezeichnete Service und die schöne Atmosphäre wieder wett. Somit darf das Hato getrost auf seinem Spitzenplatz sitzen bleiben – als einziges „Fine Asian Dining“ Restaurant in Zürich.
Lieber Anonymous. Man kann im Hato auch weniger Geld ausgeben, indem man die eher günstigen Gerichte der Karte probiert, so wie ich das gemacht habe. Hato hat das Essen nicht gesponsert (das würden wir deklarieren) und als freie Mitarbeiterin bei lunchgate ist nicht das Geld, sondern der Spass die Motivation beim Testessen.
Übrigens darfst du deine Tipps für bessere Alternativen gerne hier teilen 🙂
„….kann man viel Geld ausgeben, wenn man möchte.“ Wie kommt man sonst drum rum weniger auszugeben? Wenn man für die Lunchgate AG arbeitet? Oder wenn Hato einem das Essen sponsert? Dieses Lokal ist anstandslos für Leute die den Bezug zum Geld verloren haben? Da es davon nicht allzu viele in Zürich gibt 😉 und es deutlich bessere Asiatische Lokale gibt, werden wir von Hato nicht mehr lange hören…zum Glück.