Wer das Habesha von aussen betrachtet, wird niemals erwarten, dass sich hinter den Restauranttüren eine kulinarische Reise der besonderen Art – inklusive Geschmacksexplosion – versteckt. Wie wir bereits in Simones Bericht gelernt haben, ist aber in vielen afrikanischen Restaurants in Zürich genau das der Fall. Heute Abend ist ein gemütlicher Abend mit Freunden angesagt. Die perfekte Gelegenheit also, dieses völlig neue Esserlebnis selber zu testen.
Eine Mischung aus Restaurant und Spielplatz für Erwachsene
Ein Restaurantschild fehlt, die Eingangstür wird von Vorhängen verdeckt; betritt man das Habesha im Sihlfeld, ist man zuerst etwas irritiert. Es scheint, als gäbe es nicht genügend Platz für all die anstürmenden Menschen. Viele kommen aber nicht nur zum Essen, sondern vor allem auch für die Gesellschaft. So versammeln sich in einem Nebenraum, der an das Restaurant anschliesst, Männer aus Äthiopien und Eritrea, um Billard zu spielen und die Nachrichten zu verfolgen.
Das unscheinbare Restaurant im Sihlfeld. Foto: Habesha GmbH
Ein bisschen von allem, bitte!
Das Habesha ist der Oberbegriff für Menschen, die aus Äthiopien und Eritrea stammen. Der Besitzer Habtemariam Tsehaye ist einer von ihnen. 2011 übernahm er das Restaurant und begleitet seitdem seine Gäste auf kulinarischen Reisen. Wir bestellen bei ihm äthiopisches Bier und die “Ein bisschen von allem”-Platte für vier Personen. Das Bier schmeckt schon mal hervorragend. Das Essen, das in einer winzigen Küche auf zwei Herdplatten zubereitet wird, lässt auf sich warten. Verständlich, schliesslich platzt das Habesha an diesem Abend fast aus allen Nähten. Von draussen strömen immer mehr Menschen an und trotzdem schafft es Habtemariam, allen Gästen einen Platz anzubieten. Eine Reservierung ist trotzdem empfehlenswert, vor allem in der kälteren Jahreszeit, wenn man nicht mehr nach draussen ausweichen kann.
Beschwörende Essenskörbe
Nach einer Stunde Wartezeit wird ein riesiger, bunter Korb in der Mitte des Tisches platziert. Unter dem Korbdeckel verstecken sich verschiedenfarbige Leckereien. Rucola, eine Art Hüttenkäse, Humus, Spinat, Lamm und Rind liegen in Häufchen verteilt auf Teigfladen, die an eine Mischung aus Crêpe und Sauerteig erinnern. Anschliessend wird in der Mitte eine Schicht stundenlang in Peperoni gekochtes Poulet mit hartgekochten Eiern verteilt. Die zusätzlich servierten Fladen nutzt man dazu, um diese Häufchen aufzunehmen und zu essen. PER HAND! Und da ist es, dieses absolut neue Essgefühl. Schliesslich sind wir an Gabel und Messer gewöhnt und vermeiden es, die Hände beim Essen “schmutzig” zu machen. Der erste Bissen lässt uns alle am Tisch verstummen. “Wahnsinnig gut” ist das Fazit nach dem zweiten Bissen und so futtern wir uns fröhlich durch den ganzen Teller. Das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss und so kann man im Habesha den Teller gleich mitessen, zumal dieser ja aus den Teigfladen besteht und sich mit Sosse vollgesaugt hat.
Das sind die Leckereien, die sich unter dem Korbdeckel befinden. Foto: Lunchgate / Carolina.
Der INSIDER empfiehlt
Mit wohlgefülltem Bauch kugelten wir aus dem Habesha heraus; die Rechnung von 125 Franken überzeugte uns gänzlich.
Herrlich unkompliziert und authentisch isst es sich im Habesha. Man fühlt sich sofort wohl. Dazu überzeugen einen die Preise. Mit wohlgefülltem Bauch kugelten wir aus dem Habesha heraus. Die zwei äthiopischen Biere pro Person stimmten uns lustig und die Rechnung von 125 Franken für vier Personen überzeugte uns gänzlich. Wir waren uns alle einig: Für dieses wahnsinnig gute Essen, das uns auf einen anderen Kontinent führte, wären wir bereit, mehr zu bezahlen – und so gab es eben ein dickes Trinkgeld obendrauf.
Mehr über die afrikanische Küche findest Du hier.