Ihr kennt es doch auch: Man zaubert mit Fingerspitzengefühl ein Menü herbei und ist richtig stolz darauf. So stolz, dass diese Leistung einfach digital geteilt werden muss. Aber ohje, kein einziger Schnappschuss widergibt die leckere Realität. Darum aufgepasst liebe Foodfotografen, Influencer, Hobbyköche und Feinschmecker! An der Food Zurich durften wir einen Einblick in die Welt des professionellen Foodstylings erhalten. Und dies von keinen geringeren als Sue und Sybille, die als Fotografen-Duo Comme Soie mit ihren detailsverliebten Fotos Fooby-Rezepte, Foodblogs und Instagram-Accounts verschönern. Für euch haben wir hier die Foodstyling-Basics zusammengefasst, mit denen euer Shot gelingen wird.
Licht
Grundsätzlich gilt: Je natürlicher das Licht, desto schöner das Bild. Deshalb ist es auch so schwierig, ein schönes Foto im Restaurant zu schiessen – meistens muss man mit Bildbearbeitungsprogrammen nachbessern und sich mit einem leichten Gelbstich zufriedengeben. Für ein schönes Foodbild ist es also wichtig, möglichst in Fensternähe zu shooten und jegliches Kunstlicht zu vermeiden. Aber auch natürliches Licht kann noch einen Strich durch die Rechnung machen, denn auch zu starkes Sonnenlicht wirkt sich durch das Verursachen von Schatten und Kontrasten suboptimal auf das Bild aus. Zum Glück gibt es aber kleine Hilfsmittelchen, mit denen der Unberechenbarkeit des Wetters getrotzt werden kann!
- Diffusor: Scheint das Licht zu stark, kann die Hauptlichtquelle mittels weisser, halb lichtdurchlässiger Materialien (z. B. einer Tischdecke, einem Vorhang) gedämpft und gleichmässig verteilt werden. Dazu einfach das gewählte Hilfsmittel zwischen Lichtquelle und Essen positionieren.
- Weisser Reflektor: Wenn das Essen unliebsame Schatten wirft, kann mit einem weissen Reflektor (z. B. ein weisser Karton) entgegengewirkt werden. Bei einer Positionierung hinter dem Essen, sprich auf der dunkleren Seite, scheint das Licht direkt auf den Karton, welcher dieses reflektiert und somit für mehr Helligkeit sorgt.
- Schwarzer Reflektor: Dasselbe Prinzip funktioniert auch, wenn ein Bereich abgedunkelt werden soll. Dazu wird ein schwarzer Reflektor (z. B. ein schwarzer Karton) eingesetzt, der das Licht dunkler reflektiert. So lässt sich auch leicht eine etwas mystischere Stimmung erzeugen.
- Glanz-Reflektor: Für einen besonderen Glanz auf einer gewissen Stelle des Essens kann mittels Glanzreflektor (z. B. ein mit Aluminiumfolie überzogener Karton) gesorgt werden. Das Licht wird so besonders stark reflektiert und kann auf eine beabsichtigte Stelle gelenkt werden.
Hintergrund
Natürlich könnt ihr nicht unzählige stilvolle Tische bei sich zuhause haben. Das müsst ihr aber auch gar nicht! Foodfotografen arbeiten mit verschiedenen Platten, die dann – auf die Farbe des Essens abgestimmt – komfortabel aus der Trickkiste gezaubert werden können.
- Hintergründe kaufen: Es gibt nichts, was man im Internet nicht findet. Mit dem Stichwort «Foodbackgrounds» findet ihr viele Anbieterseiten, die hübsche Platten verkaufen. Die Preise bewegen sich hierbei zwischen 50 und 100 Franken.
- Hintergründe basteln: Für die kreativen unter euch gibt’s natürlich auch die Option, selber aktiv zu werden. Im Baumarkt gibt es viele Holzplatten, die ihr anschliessend bearbeiten könnt. Zuerst wird die Spachtelmasse aufgetragen. Wenn diese trocken ist, kann die gewählte Farbe in unterschiedlichen Nuancen und mehreren Schichten bemalt werden. Tipp: Ein cooler Patinaeffekt wird erzielt, wenn ihr am Schluss mit einem halbnassen Roller darüber geht.
Bildaufbau
Nun zum spassigsten Teil der ganzen Geschichte – Foodstyling! Es muss wohl nicht gesagt werden, dass dies schwieriger ist, als es scheint. Für so schöne Fotos wie von Comme Soie bedarf es definitiv einiger Übung. Je nachdem wie ihr das Bild aufbaut, werden mehr oder minder lebendige Bilder erzeugt. Dazu gibt’s aber natürlich ebenfalls ein paar Kniffe:
- Komplementärfarben haben eine starke Wirkung. Dabei sollen aber bestenfalls nur zwei Farben im Bild vertreten sein.
- Ganz wichtig ist schönes Vintage-Geschirr und -Besteck, welches ihr auf Flohmärkten oder online erwerben könnt.
- Mehrere, unterschiedlich grosse Schalen wirken spannender als nur ein einziger Teller.
- Das Anschneiden von Elementen wirkt aufregend. Beispielsweise, wenn ein kleiner Teil einer Schale nicht mehr auf dem Foto ersichtlich ist.
- Eine locker platzierte Serviette sorgt für Dynamik.
- Seidenpapier oder Jutebänder sorgen für einen rustikalen Effekt.
- Als Dekoration könnt ihr Zutaten verwenden, die für das Gericht verwendet wurden. Das Bild schreit so regelrecht nach «home made».
- Damit das Gemüse frisch wirkt, könnt ihr es mit Wasser besprühen.
- Puderzucker, Gewürze, Pflanzen oder Blumen sind das i-Tüpfelchen eines jeden Bildes.
Perspektive
Auch die Wahl der Perspektive ist sehr wichtig. Je nach erwünschtem Endresultat empfehlen sich nämlich unterschiedliche Winkel – einmal von oben und ein andermal Mal frontal.
- Top-Down-Methode: Besonders aufregende Foodfotos können mit dieser Methode erzielt werden, da ein Foto von oben viel Spielraum für die Dekorationen rund um das Gericht schafft. Mit einer grossen Blendenöffnung, Einstellung 5 oder 6, werden die von oben geknipsten Bilder am besten.
- Frontal-Methode: Sollen bestimmte Bildausschnitte, sprich Details des Essens, stärker zur Geltung kommen, kommt diese Perspektive zum Zug. Hier wird am besten mit einer Blendeneinstellung von 4 oder 5 gearbeitet.
Wir hoffen, dieses 1×1 des Foodstylings verhilft euch nun zu atemberaubenden Bildern à la Comme Soie. Das Titelbild entstand übrigens während dem Workshop, worauf wir schon ein kleines bizeli stolz sind. Also los – ihr könnt das auch! Wir würden uns freuen, wenn ihr eure Schnappschüsse mit uns via Instagram (@lunchgate) teilt.