Ja, es geht. Und ja, es ist einfach. Wirklich. Die Rede ist, wie der Titel verrät, von selbst gemachtem Tofu. Wahrscheinlich geht es Dir wie den meisten da draussen: Es wäre Dir nie in den Sinn gekommen, Tofu selber zu machen. Wieso auch? Die Herstellung ist sicher kompliziert und gekaufter Tofu lecker und preislich okay. So klangen auch die Reaktionen auf mein doch nicht alltägliches Vorhaben: Kann man das? Ist das nicht schwierig? Aus was besteht Tofu überhaupt? Die Bedenken sind völlig verständlich. Mir ging es nicht anders. Bis ich ein einfaches Rezept entdeckte und mich an das Experiment wagte. Die Frage „Wieso auch?“ beantwortete sich nach dem ersten Bissen von selbst: Weil es einfach frischer und richtig lecker ist. Man kann die Liebe und den Stolz, der darin steckt, förmlich schmecken; so dass sogar das Aufräumen nicht mehr so schlimm ist.
Hoffentlich hat Euch diese Einleitung ganz schön gluschtig gemacht und Ihr seid jetzt voller Tatendrang, Euch als Tofumacher auszuprobieren. Wie das geht und auf was Ihr achten solltet, habe ich für Euch zusammengefasst.
Für mein Tofu-Experiment habe ich mich auf das Rezept meines geliebten Eat this-Blog gestützt (ich habe diesen bereits in meinem Beitrag über mein neues Vegi-Dasein vorgestellt). Da es mein erster Tofu-Versuch war und ich noch viel Respekt davor hatte, habe ich mich ziemlich genau an das Rezept gehalten. Ein paar kleine Änderungen sollen aber die Zubereitung zusätzlich erleichtern.
Vorbereitung 1 - Material
Um Tofu herzustellen braucht es natürlich ein paar Utensilien. Das meiste findet sich aber in jedem Haushalt und es sind keine teuren Anschaffungen nötig.
- Grosse Pfanne: Versteht sich von selbst. Suche die allergrösste Pfanne, die Du in Deiner Küche finden kannst und wische den Staub, der sich darin angesetzt hat, ab.
- Mixer/Blender: Am besten funktioniert das Pürieren mit einem starken Blender; ein guter Handmixer sollte jedoch auch gut gehen.
- Passiertuch: Ich habe ein Nuscheli (Kuscheltuch) verwendet – hat super funktioniert.
- Tofupresse: Das Einzige, was nicht zur Grundausstattung gehört. Ich habe mir das Leben einfach gemacht und habe, statt online eine Tofupresse zu bestellen, oder eine selbst zu basteln, ein Küchensieb verwendet. Der Tofu hatte dadurch nicht die schönste Form, aber ich musste ihn ja auch nicht an einem Schönheitswettbewerb präsentieren. Funktioniert hat es auf jeden Fall einwandfrei.
- Küchenthermometer: Sicherheitshalber habe ich eines ausgeliehen; im Nachhinein bin ich mir aber sicher, dass es auch ohne gehen würde.
Vorbereitung 2 - Zutaten
Es braucht zwei Zutaten. Richtig – nur zwei: Sojabohnen und Nigari. Letzteres ist das Gerinnungsmittel, das für die Herstellung verwendet wird. Es kann ganz einfach online bestellt werden. Sojabohnen gibt es im Bio-Supermarkt; zum Beispiel Bohnen aus Deutschland von Rapunzel.
That’s it. Dann nichts wie ran an die Arbeit.
So wird's gemacht - für ca. 650 g Tofu
300 g getrocknete Sojabohnen ca. zwölf Stunden in Wasser einweichen. Verwendet genug Wasser – die Bohnen saugen Wasser auf und gehen auf. Vor der Weiterverarbeitung sollten sie gut abgespült werden.
Die Bohnen mit 2 Liter Wasser pürieren. Mit meinem Blender musste ich drei Durchgänge machen; dies hängt natürlich von der Grösse des Mixers, bzw. Gefässes ab. Die pürierten Sojabohnen, man nennt sie auch Namago, in die grosse Pfanne geben und aufkochen – dabei immer rühren, denn das Namago hockt sehr gerne an. Ein weiterer kleiner Knackpunkt: Das Namago schäumt schnell auf und lauft über – die Pfanne immer im Auge behalten und wenn nötig kurz vom Herd nehmen. Das Ganze bei niedriger Hitze ca. 10 Minuten köcheln lassen (rühren nicht vergessen).
Die Masse durch das Nuscheli (aka Passiertuch) pressen. Am besten das Tuch in eine grosse Schale legen und das Namago hineingeben. Tipp: Topflappen verwenden, weil das Namago sehr heiss ist. Der Rückstand im Tuch heisst übrigens Okara. Aus diesem kann zum Beispiel dieses feine vegane Tatar gezaubert werden.
10 g Nigari in 50 ml heissem Wasser auflösen. In die Sojamilch rühren. Anders als im Rezept habe ich die Sojamilch nicht wieder zurück auf den Herd gestellt. Sie war bereits sehr heiss, da ich sie nie abkühlen liess. Die Milch zudecken und 15 Minuten stehen lassen.
Während der Wartezeit die „Tofuform“ vorbereiten. Dazu das Sieb mit dünner Gaze (auch hier tut’s das gute alte Nuscheli) einkleiden und über eine Schüssel legen, damit die Milch abtropfen kann.
Nun die Sojamilch in das Sieb lehren und zudecken. Wenn ihr festeren Tofu mögt, solltet ihr die Masse ein wenig beschweren. Ich persönlich mag die weiche, sanfte Textur.
Resultat
Nach ca. 20 Minuten könnt ihr euren frischen, selbst gemachten Tofu geniessen. Wenn ihr findet, dass er ein wenig bitter ist, könnt ihr ihn mit Wasser abspülen. War wirklich nicht schwierig, oder? Natürlich schmeckt auch selbst gemachter Tofu nicht würzig. Ich finde jedoch, dass er intensiver nach Sojabohnen, seinem Ursprung, schmeckt und deshalb mit weniger Salz oder Sojasauce auskommt. Auch die Konsistenz hat mich überzeugt: er zerfällt leicht, ist aber dafür richtig zart. Mein Tipp für das pure Tofu-Erlebnis: Dünne Tofu-Scheiben in wenig Kokosöl und Sojasauce knusprig anbraten und mit Salat oder Gemüse geniessen. Natürlich schmeckt er aber auch in anderen Rezepten ausgezeichnet.
Ihr seht: Tofu machen ist echt keine Kunst. Die grösste Arbeit ist, die Küche aufzuräumen. Aber wofür gibt es Spülmaschinen? Meine Bedenken wurden allesamt widerlegt und ich werde ganz bald wieder Tofu machen. Übrigens kann man den Tofu nach eigenen Vorlieben im Voraus würzen oder geschmacklich verfeinern. Wie wäre es zum Beispiel mit Bärlauch-Tofu? Dazu frischen Bärlauch, den man jetzt überall findet, hacken und vor dem letzten Schritt einrühren. Yummy.
Tipp: Eat this hat kürzlich ein Rezept für Kichererbsen-Tofu publiziert. Muss ich unbedingt bald probieren.
Habt Ihr auch schon selbst Tofu hergestellt? Was waren Eure Erfahrungen? Dann schreib es uns in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com.