Ein Cappuccino aus dem Pappbecher? Ein Stück Wähe zum Mitnehmen? Oder die Sushi-Box auf der schäbigen Ablage im Interregio? Kein Problem! Wir Schweizer sind eine Pendlernation und absolute Experten, wenn es darum geht, unterwegs den eigenen Nährstoffhaushalt aufzufüllen. Schliesslich verbringen wir – also zumindest 9 von 10 Personen – täglich rund 60 Minuten in einem öffentlichen Verkehrsmittel. Kein Wunder, wenn da zwischendurch der Magen grummelt.
Doch die Lust auf die immer gleichschmeckenden Snacks am Hauptbahnhof sind dir vergangen? Ja, sogar der Brezel mit den Sonnenblumenkernen obendrauf wird irgendwann langweilig! Wir stellen Dir hier deshalb 8 Schnellimbisse der Extraklasse vor, die Dich mit ihrem Essen zum Mitnehmen bestimmt glücklich machen! Dabei erfüllen sie natürlich alle die folgenden zwei Kriterien, die für das Pendlerglück unabdingbar sind:
Distanz: Take-aways gibt es in dieser Stadt viele. Für Pendler müssen sie aber maximal innerhalb sieben Minuten, also rund 500 Meter Gehdistanz, erreichbar sein.
Praktikabilität: Eine Currywurst auf die Hand ist zwar schön und gut. Aber Mal ehrlich, im Zug schmeckt diese doch nur halb so lecker, wenn man sich die ganze Zeit um die Jeans des Sitznachbars kümmern muss. Das perfekte Gericht zum Mitnehmen muss selbst im Zug mit Kurven und abrupten Stopps essbar sein, ohne dass die Hälfte der Sauce auf fremden Eigentum landet.
1. Dim Sum: Eingepackt zum Mitnehmen
Mal ehrlich, die zierliche Lady in ihrem Dim Sum-Container von Wesley’s Kitchen vis à vis des Landesmuseums ist doch die wahre Baozi-Queen! Sie hat nämlich schon in ihrem Wagen gesessen, bevor der ganze Momo-Hype etwa an Street Food Festivals oder neuen Pop-up Restaurants in unseren Breitengraden losging. Die Baozi, umgangssprachlich einfach auch «Bao» genannt, sind entweder mit Schweinefleisch oder Gemüse gefüllte und gedämpfte Teigtaschen. Und von der Lady im Container bekommen Pendler 6 Baos für 12.50 statt im schicken Bambuskörbchen auf dem praktischen Pappteller serviert.
Und wer danach immer noch nicht genug von Dim Sum hat: ca. 400 Meter nordwestlich des Wesley’s Containers steht auf der Walchebrücke ein zweiter Kult-Dim Sum Imbiss, über den wir bereits in unserem Dim Sum-Führer berichtet haben.
2. Beckeria: Für Dein täglich Brot (und Birchermüesli)
Wer frühmorgens schon aus dem Haus muss, bevor es draussen hell wird, dem bringt hoffentlich ein reichhaltiges Frühstück ein bisschen Sonnenschein. Frühstücken im Zug spart nicht nur Zeit, mit dem Birchermüesli oder einem Gipfeli ist auch der Currywurst-Effekt ausgeschlossen: Keine Schmiergefahr!
Das beste – weil individuellste – Birchermüesli in Bahnhofsnähe gibt es in der Beckeria mitten in der Europaallee. An der hauseigenen Müesli-Ecke kann man sich sein Frühstück aus verschiedensten Cerealien-Mischungen, Joghurt, Quark und saisonalen Früchten selbst zusammenstellen und abpacken. Und wenn man schon hier ist, sollte man unbedingt eines der leckeren Brote mit auf den Weg nehmen: Statt kommerziell hergestellter Hefe enthalten sämtliche Brote nämlich vorallem eins: Viel Zeit und Ruhe. Während rund 48 Stunden ruht der Teig, bis er – zur Kugel geformt – im Ofen seine Hitze abbekommt. Dadurch ist das Brot viel bekömmlicher und so auch für Gluten-Allergiker geeignet. Mein Geheimtipp für Deinen Lunch unterwegs: Das Faustbrot mit Randen und Frischkäse.
Beckeria
Lagerstrasse 33
8004 Zürich
3. Subito: Schweizer Gerichte auf die Schnelle
Direkt beim Sihlquai liegt das Restaurant Subito, dessen Interieur zwar das Flair einer Spitalkantine hat, aber zum Glück auch alle Gerichte zum Mitnehmen kocht. Die Menükarte erstreckt sich von Hausmannskost über Pasta bis hin zu Schweizer Traditionsgerichten wie Älpler Makkaroni oder Chässpätzli. Ausserdem gibt es ein täglich wechselndes Mittagsangebot mit kulinarischen Besonderheiten aus jeder Ecke der Welt. Hier wirst Du also bestimmt fündig, und vor einer Zugreise ins Ausland kannst Du hier sogar noch eine Portion Swissness to go abholen!
Restaurant Subito
Konradstrasse 6
8005 Zürich
4. kaisin.: Fusionsküche, die Sinn macht
Gestatten, das ist der Sushi Burrito. Diese leckere Fusion der mexikanischen und japanischen Spezialität ist in Zürich angekommen und ist mittlerweile an zwei Standorten in Zürich sesshaft geworden: Du kriegst den japanischen Burrito (und ausserdem auch frische Poké Bowls bzw. Salate) mittags von Montag bis Freitag im Lunchmarket Alstetten und in der Kaufleuten Lima Bar im Kreis 1.
Und nun zurück zum Sushi Burrito. Dieses einmalige Geschmackserlebnis besteht aus frischem Fisch mit Reis, verschiedenen Toppings und hausgemachten Saucen, was dann alles zusammen in ein überdimensionales Nori Blatt gerollt wird. Macht Sinn! Ihn muss man übrigens auch nicht nach jedem Bissen in Sojasauce tunken und er ist kompakt aufgerollt: der perfekte Zugbegleiter eben.
kaisin.
Talacker 34
8001 Zürich
5. Hiltl Sihlpost: Mit diesem Kaffee geht die Post ab
Wer erkennt das lauchgrüne Schriftbild und die ausgespannten Sonnenschirme im schummrigen Hintergrund des Kaffeebechers (siehe Bild)? Vegis werden es wiedererkannt haben: Es ist das Hiltl bei der Sihlpost.
Und wer hätte gedacht, dass es hier einen Milchkaffee für läppische vier Stutz – zwei Franken günstiger als etwa im Haus Hiltl – gibt? Der Kaffee fliesst direkt aus dem Kolben, die Milch ist feinporig aufgeschäumt, das Verhältnis aller Zutaten optimal dosiert und – woran viele Baristas scheitern – die Temperatur des Kaffees ist hoch genug, sodass er, viele Schritte später, im Zug immer noch absolut trink- und geniessbar ist.
Hiltl Sihlpost
Europaallee 1a
8004 Zürich
6. Markt am HB: Multikulti unter den Gleisen
Kaum zu glauben, dass es im HB – dem meistfrequentiertesten Gebäude der Schweiz – noch Wochenmärkte gibt. Seit diesem Jahr hat der Markt in der Bahnhofshalle noch Zuwachs bekommen: Jeweils donnerstags und freitags stellen private Köche am Multikulti-Markt in der Zwischenhalle beim Gleis 31-34 ihre Fähnchen und Zelte auf, um authentische Gerichte aus ihrer Heimat zu kochen. Türkische Börek zum Beispiel oder spanische Paella direkt aus der Gusseisenpfanne. Die Köstlichkeiten kann man entweder an einem der wenigen Stehtische oder, für ganz Eilige, unterwegs verschlingen.
7. Luzern: Focaccia als Wähe – und wie!
Zürich – Luzern Dauer: 45 bzw. 50 Minuten
Zürich – Luzern Fahrplan: halbstündlich jeweils xx:35 oder xx:04
Neben täglich wechselnden Menüs und Suppen, Salat oder Sandwiches gibt es in der Bäckerei Macchi, wenige Meter vom Gleis 3 des Luzerner Bahnhofs, vegetarische Focaccia-Wähe. Das italienische Brot mit Meersalz und Rosmarin wurde vom Bäckermeister Macchi neu interpretiert und zur Wähe umgeformt und mit getrockneten Tomaten, Oliven und Zucchettischeiben angereichert. Nach Wunsch wird die mediterrane Spezialität im Ofen aufgewärmt. Da hüpft das Pendlerherz! Tipp: Das Plastikbesteck nicht vergessen, sonst könnte es im Zug dann doch unangenehm werden.
Bäckerei Macchi
Pilatusstrasse 5
6003 Luzern
8. Basel: Burger fürs gute Gewissen
Zürich – Basel Dauer: ca. 1 Stunde
Zürich – Basel Fahrplan: fünfmal (!) stündlich
Schon nur wegen des Essens bei La Manufacture würde sich die Zugreise nach Basel eigentlich lohnen. Denn das Tartine- und Burgerlokal im Gundeli-Quartier direkt beim Bahnhof macht einfach alles richtig: Die Brötchen werden frisch im Haus gebacken, und dazu gibt es hausgemachte Saucen nach eigener Rezeptur und viele innovative Kreationen auf dem Menü. Alles gibt es hier zum Mitnehmen, in biologisch abbaubaren Verpackungen aus pflanzlichen Rohstoffen. Hier tut man also nicht nur seinem Magen, sondern auch der Umwelt etwas Gutes.
La Manufacture – Burger & Tartine
Hochstrasse 56
4053 Basel
Und wo holst Du Dir Dein Essen für unterwegs? Schreib es uns in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com.
Namaste Larissa, ich lese Deinen Blogg im Auto – nicht im ÖV ? – in Indien ! Huere guet , habe gerade Lust auf 48 Std gelagerten und erst dann zu Brot verarbeiteten Teig bekommen – super erklärt
Was? Brot wird nicht glutenfrei, nur weil es 48 Stunden ruht…
Liebe Andrea,
danke für deine Nachfrage. Zunächst ein kleines Detail: Ich schreibe nicht, dass das Brot durch seine Ruhezeit glutenfrei wird; sondern wird es bekömmlicher und ist deswegen für Gluten-Allergiker eher geeignet.
Um dieses Phänomen verständlich zu machen, muss ich ein wenig ausholen:
Lange hat man angenommen, dass bei Lebensmittelunverträglichkeiten, wie etwa jene auf Brot, das Klebereiweiss Gluten das Problem ist. Deswegen kamen vermehrt glutenfreie Backwaren in die Brotregale unserer Supermärkte. Neuere Studien zeigen nun, dass nicht das Getreide, sondern die industrielle Produktions- und Verarbeitungsmethoden von Brot Auslöser für Unverträglichkeiten sind. Deswegen hat in den letzten Jahren auch die Zahl von Allergiker/innen stark zugenommen uns ist in der Schweiz laut Bundesamt für Statistik mittlerweile auf rund 20 Prozent gestiegen. Aber: Forscher haben herausgefunden, dass die Zuckerverbindungen (FODMAP) im Brot Auslöser für viele Unverträglichkeiten sind. Und mit jeder zusätzlichen Gärungsstunde wird deren Anteil im Brot verringert. Studien zeigen, dass bereits nach etwa vier bis fünf Stunden Ruhezeit in einem Teig nur noch rund zehn Prozent jener Zuckerverbindungen enthalten sind. Gönnt man dem Teig nicht «nur» fünf, sondern grad 48 (!) Stunden Ruhe, ist er nochmals um einiges bekömmlicher.
Und: Wenn du noch zu diesen neuen Erkenntnissen erfahren möchtest, empfehle ich dir diesen kurzen Video-Ausschnitt: https://www.srf.ch/sendungen/puls/schwer-verdauliches-brot-schuld-ist-die-zubereitung