«Mir ist aufgefallen, dass es bei den Leuten, die gerne lesen, und denen, die gerne essen, eine grosse Schnittmenge gibt. Es sind Genussmenschen.»
Denise Hirsiger ist Buchhändlerin mit Leib und Seele. Seit der Lehre, und die ist doch schon ein paar Jährchen her. Nach der Geburt ihrer Kinder ist sie Teilzeit wieder in ihren Beruf eingestiegen, doch das war ihr irgendwie zu wenig Commitment, zu wenig Verantwortung.
Deshalb hat sie die Veranstaltungsreihe «Menu littéraire» ins Leben gerufen. Wir waren zu Gast – und begeistert.
Das Konzept
Ich gebe zu, ich konnte mir wenig unter dem Konzept «Menu littéraire» vorstellen. Klar war, es geht um Literatur und um Essen; mehr musste ich eigentlich gar nicht wissen.
So machte ich mich auf zum Restaurant «Jdaburg» in Wiedikon, eines von zwölf Zürcher Restaurants, die zum «Menu littéraire» von Denise Hirsiger den kulinarischen Teil beitragen. In die heimelige Stube eingetreten, stand ich sogleich vor einem Tisch, auf dem sich diverse Bücher stapelten.
Es sind alles neu herausgegebene Bücher, die Denise sorgfältig ausgelesen hat. Herzensbücher, Bücher, in die sie sich direkt beim ersten Lesen verliebte, die aber (in den meisten Fällen) noch nicht oder ganz neu auf der Bestsellerliste stehen. Kleine Geheimtipps also. Eine Auswahl von 14 Büchern aus über 40, die sie für ihr «Menu littéraire» gelesen hat. Und genau diese Bücher stellt Denise Hirsiger zwischen den Gängen vor.
Herzliche Gastgeber*innen
Die «Jdaburg» und Denise Hirsiger, das harmoniert. Nach dem ersten Gang – einem feinen Nüsslisalat mit oder ohne Speck und Croûtons – stellt Denise auf unterhaltsame Art und Weise drei Bücher vor.
Ihre Passion und ihr Wissen sind ansteckend und kurzweilig. Und trotzdem bleibt immer noch genügend Zeit, um sich am Tisch zu unterhalten. Kombiniert mit der herzlichen und ehrlichen Gastfreundschaft von Nico und Gion und ihrem Jdaburg-Team, fühlt man sich sofort wie daheim.
Der zweite und dritte Streich
«Dieses war der erste Streich, und der zweite folgt sogleich» – nach bester Wilhelm-Busch-Manier geht es an diesem Abend weiter. Auf Bücher-Vorstellung folgt der Hauptgang. Die Vorträge von Denise sind gespickt mit kleinen Leseausschnitten, die sie mittels Gestik und Mimik derartig lebhaft vorträgt, dass man ihr noch lange zuhören (und lachen) möchte.
Die «Jdaburg» serviert Kalbsplätzli an Weissweinsauce mit Waldpilzen und einer Gemüsetarte. Vegi Version sind Randen-Ravioli, die durch ihre Raffinesse überzeugen. Das Plätzli ist sehr zart, die Pilze zahlreich und das Weissweinsüppchen würzig – alles in allem ein schönes Herbstgericht, das uns gut schmeckt.
Ein Abend mit Happy End
Nach einem Panna Cotta mit Waldbeeren-Sauce, folgt ein «Guet Nacht Gschichtli» (hier wird nichts gespoilert). Darauf kann man sich seine Favoriten des Abends direkt am Tischchen bei Denise kaufen. Die Bücher kosten gleich viel wie beim Buchhändler eures Vertrauens, ausserdem bekommt ihr noch 10% Rabatt – also kein Grund, nicht direkt zuzuschlagen.
Bei den Büchern ist für jeden Geschmack etwas dabei; ob nun spannender Pariser Krimi oder unterhaltsame Bündner Erzählung: Mit leeren Händen geht beim «Menu littéraire» wohl kaum jemand nachhause.
Fazit – das empfiehlt der INSIDER
Das Fleischmenü kostete CHF 71, die Vegi Version CHF 69. Die Preise sind angemessen, unterscheiden sich aber von Restaurant zu Restaurant. Die restlichen Restaurants und Stationen bis Ende November könnt ihr hier nachschauen.
Das «Menu littéraire» möchte ich jedem Bücherwurm und Feinschmecker wärmstens ans Herz legen. Wir durften einen unglaublich kurzweiligen, spannenden und schmackhaften Abend erleben und ich freue mich bereits auf nächsten Herbst; dann soll nämlich das «Menu littéraire» wieder stattfinden.