Auf dem Platz vor der schönen Ziegelhütte in Schwamendingen fand letztes Wochenende in Kooperation mit dem Zürcher Getränkelieferanten Intercomestibles das vierte Craft Beer Festival Zürich (CBFZ) statt. Wir waren dort und haben Eindrücke gesammelt, sowie ausgiebig Bier getestet.
Alle Biere der 18 anwesenden Brauereien zu probieren überstieg leider unsere (Trink-)Kapazität, weshalb wir unseren Hauptfokus auf Zürcher Brauereien legten. Und das natürlich nicht dem Kantönligeist, sondern der Regionalität zuliebe. Doch lassen wir trotz allem Lokalpatriotismus den Damen aus dem Waadtland den Vortritt:
Brasserie Trois Dames - Saint-Croix VD
Wir probieren das India Pale Ale mit 6.3% und das Bière de Coupage “Exaltée” (5,2%), was auf Deutsch soviel wie “schwärmerisch” bedeutet. Mit meinem gebrochenen Französisch frage ich nach, was denn ein Bière de Coupage überhaupt sei. Geantwortet wird mir zwar, ich verstehe jedoch mangels französischen Fachtermini aus dem Craft Beer-Jargon nur “Mix” und “Saison”.
Google schafft hier Abhilfe: Ein Bière de Coupage ist vereinfacht gesagt ein Mischbier, welches aus einem alten, fast schon gegärten Bier, mit einem neuen frischen, meist Saisonbier (zu diesem folgt später noch eine Erklärung) gemixt wird. Das Resultat: Ein gehaltvolles, säurehaltiges Bier welches stark an Wein erinnert.
Brausyndikat - Dietikon ZH
Vom Brausyndikat in Dietikon probieren wir das Single Hop Citra, ein India Pale Ale mit 6,9% und das Analog, ein Üdiker Öpfelbier mit 4,8%. Das Citra überzeugt mit einer – wer hätte das gedacht? – feinen aber nicht aufdringlichen Zitrusnote und das Öpfelbier ist für Leute geeignet, die es etwas säuerlicher mögen. Nebst dem Intercomestibles vertreibt mittlerweile auch Drinks of the World die Erzeugnisse der Limattaler Brauer.
Brewdaz – Zürich ZH
Die jungen Zürcher, welche momentan noch auf der Guggachbrache gegenüber des Radiostudios an ihren Kreationen tüfteln, sind mit Herzblut und Innovation dabei. Sie haben dabei: El Stopfer Passion, ein Tropical IPA mit 6.5% und das Admiral, ein Belgian Saison mit 6,0%. Wir probieren gleich beide.
Beim Craft Beer „Stopfer Passion“ habe ich das Gefühl einen tropischen Drink in der Hand zu halten. Was für viele abstossend klingen mag, ist in der Tat sehr interessant und auch noch schmackhaft. Während des Brauprozesses wurde ordentlich Passionsfrucht beigemischt. Eine gelungene Mischung. Das Belgian Saison mit einer bitteren Note erinnert an ein Pale Ale. Doch ich weiss bis zu diesem Punkt am Festival immer noch nicht genau, was ein “Saison” ist.
Degenbier – Zofingen AG
Beim Stand der Aargauer mit dem Degen erblicken wir ein weiteres Saison. Das Bizou mit 6,1 %. Jetzt reicht’s aber: Was ist denn überhaupt ein Saisonbier? Die freundliche Dame am Stand klärt uns auf: Saisonbier wurde früher im Winter von Farmarbeitern in den Wintermonaten eingebraut, kühl gelagert und im Sommer darauf dann konsumiert. Mit der Herstellung dieses Bieres wurden zu diesen Zeiten gleich mehrere Fliegen mit einer Klatsche geschlagen:
Die Farmarbeiter hatten in den Wintermonaten etwas zu tun und waren nicht “arbeitslos”. Zusätzlich war im Sommer das Wasser meist nicht sehr rein und geschmacklich auch eher prekär und darum hatte jeder einzelne Farmarbeiter pro Tag ein Anrecht auf fünf Liter Bier. Was heute als nicht SUVA-Konform gilt, war damals also gang und gäbe. Als weiterer Bonus konnte aus dem Treber (Rückstände des Braumalzes) auch gleich noch Futter für die Tiere gewonnen werden. Das “Bizou” mundete nach dieser Erklärung gleich noch ein bisschen besser.
Brauwolf – Zürich ZH
Eine weitere Gratis-Lektion in der Bierherstellung bekommen wir bei den Brauern des Dr. Brauwolf. Ein American Pale Ale, APA mit 5,3 % ist auf der Karte und obwohl man bestimmt schon gefühlte 100 Mal diesen Begriff überlesen hat, nimmt es uns jetzt Wunder, was er zu bedeuten hat. In unserem Bier-Einmaleins hier auf dem Blog fehlt diese Biersorte nämlich. Konkret: Was unterscheidet ein American Pale Ale vom fast-Namensvetter Indian Pale Ale?
Beim Amerikaner werden vor allem Aromahopfen verwendet, welche dem Ale zu komplexeren Aromaprofilen verhelfen. Beim Indian Pale Ale werden vorwiegen Bitter-Hopfen verwendet, welche dem Bier die klassische „IPA-Bitter-Note“ verpassen. Das APA von Dr. Brauwolf ist ein gelungenes, leichtes und süffiges Craft-Bier.
Evil Twin Brewing – Brooklyn NY USA
Last but not least: Als einziger Aussteller von der anderen Seite des grossen Teichs angereist, mussten wir ihm schon fast die Ehre erweisen und ein Bier probieren. Ein genauerer Blick auf die Tafel zeigt, dass wir es hier nicht mit ein paar ranzigen Light-Beers, sondern besonders ausgeklügelten Kreationen zu tun haben. Daraus wählen wir das Hazelnut Chili Biscotti Break, Imperial Stout mit 11,5 %.
Zwei von drei Trinkenden kann das Bier überhaupt nicht überzeugen, viel Mut, da sind wir uns einig, brauchte es für diese Kombination jedoch auf jeden Fall. Auf die Frage an den Standmeister, wie man auf die Idee für ein solches Bier käme und es dann auch herstelle antwortete er mit sympathischer Nonchalance: “Add whatever you feel like and hope it turns out good!”
Welches war Dein Lieblingsbier am Festival? Schreib mir doch einen Kommentar oder eine Mail an insider@lunchgate.com.
…und hast Du meine 6 Lieblings-Sommerbiere schon entdeckt? Damit kannst Du den Sommer garantiert noch etwas verlängern.
Lieber Verfasser
Danke für diesen Artikel. Leider ist er nicht wirklich aussagekräftig…. Wenn ihr schon extra an ein Craft Beer Festival geht, informiert euch zuerst ein bisschen, was Bier alles für Facetten hat…
Dieser Artikel hilft nicht, mehr Personen zum craftbeer zu bringen…
Nächste Chance für euch wäre am 27.10.im Tanzwerk101. Dann findet das Wortspiele 5 statt. Gebraut wurde eine Basiswürze bei Brausyndikat, welche dann an 18 verschiedene Brauereien verteilt wurde und jeder nu und was damit macht. Das heisst, dass an diesem Tag aus einer Basis ca 40 verschiedene Kreationen kredenzt werden.
Melde dich dich bei mir direkt, dann können wir noch mehr Infos dazu geben!
Cheers, chris
Interessante Artikel, danke.
Erwähnenswert wäre das Robert de Mir Bier, ein Coffee Stout, vom Brausyndikat. Der Kaffee stammt von der Zürcher Kultrösterei Miro manufactura de cafe.
Lieber Thomas
Freut mich, dass der Artikel dir gefällt und Danke für deinen interessanten Input!
Das Coffee Stout vom Brausyndikat habe ich leider nicht probiert – muss ich in diesem Fall und wegen dem speziellen Kaffee definitiv noch nachholen!
Prost,
Max