Seit dem 11. Mai dürfen Restaurants wieder Gäste bedienen. Wir haben die Restaurateure direkt an- und ausgefragt, wie es zu Zeiten von Corona ist, Gäste bei sich aufzunehmen und ob es sich überhaupt lohnt, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Gefragt haben wir Inhaber und Geschäftsführer der Restaurants Falken, Korner und Volkshaus. Sie alle gaben uns breitwillig einen Einblick in den ungewöhnlichen Alltag der Gastronomen mit Corona. Mit der zumindest ansatzweise einkehrenden Normalität, welche vor allem die Gäste zu schätzen wissen, gibt es nebst einer mitschwingenden Unsicherheit aber leider auch unbequeme Prognosen für die Gastronomie in der nahen Zukunft.
Name und Position: Céline Tschanz, Inhaberin und Geschäftsführerin
Seit einer Woche dürfen Gastrobetriebe unter Auflagen wieder Gäste bedienen. Was habt ihr generell für einen Eindruck? Alles zurück zum Normalen?
Kurz vor dem Shutdown, um genau zu sein 6 Tag vor der Schliessung, haben wir eröffnet. Ein herber Schlag, aber wir sind mega happy wie es momentan anläuft. In der ersten Woche waren die Mittage etwas ruhiger, doch jetzt zieht es langsam an. Auch mit der Terrasse draussen bei diesem Wetter ist es natürlich ideal. Letzte Woche waren wir jeden Abend voll besetzt. Ich musste jeweils sogar Leute wieder wegschicken. Ausser der Sonntag, der war sehr ruhig. Samstag und Sonntag haben wir übrigens auch Brunch! Dies ist den Leuten bis jetzt noch nicht so bewusst.
Wie viel Kapazität habt Ihr momentan?
Drinnen haben wir 50 statt 100 und draussen haben wir 70 statt 100 Sitzplätze. Wenn man jedoch die Tische nur an 2 Personen gibt, welche für 4 ausgelegt wären, wird es schwierig die mögliche Kapazität zu erreichen.
Läuft das Geschäft bzw. lohnt es sich momentan überhaupt, aufzumachen?
Es lohnt sich sehr zur Zeit und ist ein wahrer Segen. Wir müssen sogar bald Personal aufstocken. (lacht) Viele Grossanlässe, welche schon geplant waren, mussten wir zwangsläufig absagen. Das ist schade.
«Statt Menüs haben wir QR-Codes – dies ist hygienischer als eine physische Speisekarte»
Wie können die Sicherheitsbestimmungen in eurem Lokal eingehalten werden?
Zwischen den Tischen ist der Sicherheitsabstand von 2 Metern gewährleistet. Statt Menüs haben wir einen QR-Code, mit welchem man die Speisekarte direkt auf dem Netz einsehen kann. Dies ist auch hygienischer als eine physische Speisekarte. Wir desinfizieren natürlich auch konstant die Oberflächen und haben beim Eingangsbereich Desinfektionsmittel für unsere Gäste bereitgestellt. Auch auf der Herrentoilette haben wir einzelne Pissoir abgeklebt, sodass auch dort genügend Abstand gehalten wird.
«Niemand beklagt sich über die Massnahmen, die Leute sind gelassen»
Wie verhalten sich die Gäste im Hinblick auf die Schutzmassnahmen? Wird auch Rücksicht auf das Servicepersonal genommen?
Wir haben sehr viele lässige Leute hier, bisher hat sich noch niemand beklagt. In meiner Wahrnehmung sind die meisten, welche hierherkommen sowieso gelassen und nicht extrem pingelig.
Ist das kulinarische Angebot reduziert oder dasselbe?
Nein. Wir haben zwar lange gewerweist, ob wir das Brunch-Angebot durchführen sollten, da wir durch Corona dieses auch noch nicht gross bewerben konnten. Wir habens dann aber doch gemacht. Wir hoffen natürlich, dass sich dieses im Quartier bald etabliert! Auch die Nachmittags- und Glace-Karte wollten wir eigentlich erst Ende Mai veröffentlichen, aber so wies momentan läuft, müssen wir bald Glace verkaufen! Die Leute fragen schon danach. (lacht)
Bietet Ihr in diesen Zeiten auch Take-Out an?
Nein, haben wir bewusst nicht gemacht. Wir hatten auch das ganze Equipment nicht. Auch unsere Speisen wie z.B. Cordon-Bleu oder Zürigschnätzlets bieten sich nicht perfekt an für ein Take-Out-Angebot.
Was für eine Nachricht habt ihr an die (potenziellen) Gäste da draussen?
Chömed!!!
Was für sonstige Ausblicke gibt es?
Nicht wirklich viele. Wir planen jetzt auch nicht gross voraus. Wir machen ja jetzt erst richtig auf und schauen von Tag zu Tag. Und warten vor allem den nächsten Bundesratsentscheid ab. Dies ist für uns dann relevant auch im Hinblick auf die Events in den Herbst- und Wintermonaten.
Name und Position: Sara Efe, Geschäftsführerin Korner
«Die Leute haben mega Freude, dass sie wieder ins Restaurant dürfen»
Seit einer Woche dürfen Gastrobetriebe unter Auflagen wieder Gäste bedienen. Was habt ihr generell für einen Eindruck? Alles zurück zum Normalen?
Die Leute haben mega Freude, dass sie wieder ins Restaurant dürfen. Genau wie unsere Mitarbeiter auch. Die sind voll motiviert! Es macht Spass.
Wie viel Kapazität habt Ihr momentan?
Wir haben insgesamt 6 Tische weniger. Im Moment haben wir drinnen 60 Plätze und draussen 12 bei schönem Wetter. Wir haben also „nur“ 20 Plätze weniger als normal.
Läuft das Geschäft bzw. lohnt es sich momentan überhaupt aufzumachen?
Ja, auf jeden Fall. Die Leute haben es sehr vermisst, ins Restaurants zu gehen. Das haben wir gemerkt. Am Wochenende hatten wir sehr viel zu tun und der einzige Tag an dem wir weniger zu tun hatten, war eigentlich der Montag. Ich denke, die Menschen brauchen aber auch ein bisschen Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen.
Wie können die Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden in eurem Lokal?
Wir haben Trennwände an den Tischen angebracht und an diese sogleich die Menüs angepinnt. So muss man die verschiedenen Karten auch nicht in die Hand nehmen. Beim Eingang haben wir Desinfektionsmittel aufgestellt.
Wie verhalten sich die Gäste im Hinblick auf die Schutzmassnahmen? Wird auch Rücksicht auf das Servicepersonal genommen?
Die Gäste sind extrem geduldig. Sie sehen auch, dass alles mehr Zeit benötigt und wir mit weniger Personal arbeiten.
Ist das kulinarische Angebot reduziert oder dasselbe?
Leichte Anpassungen waren schon nötig. Pulled Pork und Pulled Beef sowie der Poulet-Burger wurden von der Karte genommen. Dafür haben wir vermehrt vegetarische Gerichte auf die Karte gepackt. Diese werden sowieso auch immer gefragter. Das Grill-Angebot soll aber bald auch ausgeweitet werden.
Bietet Ihr in diesen Zeiten auch Take-Out an?
Momentan sind wir dieses Angebot am ausbauen, mit verschiedenen Anbietern wie Uber Eats. Natürlich kann man auch einfach vorbeikommen, bestellen und mitnehmen.
Was für eine Nachricht habt ihr an die (potenziellen) Gäste da draussen?
Vielen Dank für eure Kooperation. Seit Corona können wir auch gesamthaft einen schöneren Service anbieten, da die Leute sitzenbleiben und die Platzzuweisung durch das Servicepersonal geschieht. Dies dürfte von uns aus natürlich auch nach der Krise so bleiben. (schmunzelt)
«Es braucht momentan einfach vor allem Geduld»
Was für sonstige Ausblicke gibt es?
Grosse Änderungen für die nahe Zukunft gibt es bei uns nicht. Für uns ist wichtig, dass die Qualität die wir anbieten auf dem selben Niveau bleibt. Ich glaub es braucht momentan einfach vor allem Geduld.
Volkshaus
Name & Position: Benjamin Schmid, Geschäftsführer Volkshaus & Koni Frei, Mitinhaber Volkshaus
«Die Menschen sind verunsichert und das muss man ernst nehmen»
Seit einer Woche dürfen Gastrobetriebe unter Auflagen wieder Gäste bedienen. Was habt ihr generell für einen Eindruck? Alles zurück zum Normalen?
Schmid: Es ist noch nicht normal, nein. Anfangs letzter Woche war es eher verhalten. Donnerstag bis Samstag waren die verfügbaren Plätze drinnen aber ausgebucht. Das waren an der Zahl jeweils so 80-90 Personen.
Frei: Interessant ist, dass die Leute unsere Sicherheitsvorkehrungen in Bezug auf Corona sehr zu schätzen wissen. Viele Gäste begrüssen es sogar sehr, dass unser Personal Masken trägt. Die Menschen sind verunsichert und das muss man ernst nehmen und darum proaktiv handeln.
Wie viel Kapazität habt Ihr momentan?
Schmid: Eigentlich haben wir im normalen Restaurant- und Barbetrieb ca. 200 bis 220 Sitzplätze. Momentan haben wir 100 bis 120 verfügbare Sitzplätze. Dafür sind aber nun den ganzen Tag alle Räumlichkeiten offen. Sprich, man kann auch beispielsweise am Morgen um 9:00 im Restaurantbereich einen Kaffee trinken. Vor Corona lief der Bar- und Restaurantbetrieb, zumindest was die Sitzplatzaufteilung anbelangt, weitgehend getrennt voneinander. Zudem haben wir keinen Schichtbetrieb oder irgendwelche Zeitrestriktion für unsere Gäste. Heisst: Wer sitzt, darf solange bleiben wie er oder sie will.
Frei: Die Gäste nach einer gewissen Zeit „wegzuschicken“ entspräche auch nicht unserer Vorstellung von Gastronomie. Ein Glück ist ausserdem, durften wir – wie alle anderen Gastronomen auch – die Aussensitzplatz-Kapazität, zumindest temporär, ohne mühsame Auflagen der Stadt erhöhen.
Läuft das Geschäft bzw. lohnt es sich momentan überhaupt aufzumachen?
Schmid: Zum Glück können wir für viele Mitarbeiter Kurzarbeit beziehen. Darum mussten wir bisher auch niemanden entlassen. Dass wir momentan dadurch nur die Mitarbeiter bezahlen müssen, welche auch effektiv an der Front arbeiten, entlastet uns natürlich auch. Trotzdem sind wir momentan weit davon entfernt, Gewinn zu erzielen. Obwohl viele Gäste, welche zum Essen kommen, grosszügig konsumieren. Es buhlen ja im Moment schliesslich auch alle Restaurants um die Hälfte der potentiellen Gäste.
Frei: Schwierig für die Gastronomie wird es meiner Meinung nach, wenn der Sommer vorbei ist und die wirtschaftliche Krise um sich greift. Ein Drittel der Arbeitnehmer in der Schweiz verdiente während den letzten zwei Monaten nur noch 80% des bisherigen Lohns. Dies wird sich auf den ganzen Konsum auswirken und darum sind in der nahen Zukunft speziell auch Gastronomen extrem gefordert.
Schmid: Die Motivation aufzumachen war hauptsächlich um zu zeigen: Wir sind hier, wir machen unseren Job gerne und wir haben eine grosse Wertschätzung für diesen Ort.
Wie können die Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden in Eurem Lokal?
Schmid: Wir haben die Abstände zwischen den Tischen nochmals vergrössert und unser Servicepersonal trägt Schutzmasken. Beim Eingang haben wir eine Plexiglasscheibe aufgestellt.
Frei: Durch die weiteren Abstände muss aber natürlich das Servicepersonal noch mehr laufen.
Wie verhalten sich die Gäste im Hinblick auf die Schutzmassnahmen? Wird auch Rücksicht auf das Servicepersonal genommen?
Schmid: Die Mehrheit der Gäste ist sehr kooperativ und rücksichtsvoll. Es ist eine grosse Bereitschaft da, bei diesen Schutzkonzepten mitzumachen, um zumindest einen Teil Normalität zurückzuerlangen. Aber wir haben auch von vielen Gästen explizit Komplimente bekommen. Sie fühlen sich sehr wohl bei uns. Eben auch durch unser strenges Schutzkonzept.
Frei: Wir hatten sogar Personen, welche vorhergehend angerufen hatten und fragten ob unsere Mitarbeiter Masken tragen. Das konnten wir dann bestätigen. Die Menschen brauchen momentan Sicherheit.
Ist das kulinarische Angebot reduziert oder dasselbe?
Schmid: Wir haben die Karte reduziert. Die ganze Speisekarte anzubieten, würde in diesem Moment keinen Sinn machen. Wir setzen Momentan vermehrt auf frische Tages- und Abendmenüs, zusammen mit den bewährten Volkshaus-Klassikern.
«Social-Nearness zu Zeiten des Social-Distancing»
Bietet Ihr in diesen Zeiten auch Take-Out an?
Schmid: Nein, generell nicht. Das Wiedereröffnen des Lokals sollte auch auf eine Art die Social-Nearness unterstützen in Zeiten des Social-Distancing. Darum verzichten wir auf ein Take-Out-Angebot.
Frei: Wenn wir geschlossen sind wie beim Shutdown, können wir nach unserem Konzept gar nicht wirten. Wir wollen ja eigentlich, so gut das momentan geht und vertretbar ist, die Leute zusammenbringen.
Was für eine Nachricht habt ihr an die (potenziellen) Gäste da draussen?
Frei: Mir händ freud, daser wieder chömed!
Schmid: Wir wollen allen einen Raum mit einem guten Schutzkonzept bieten, sodass niemand Angst haben muss. Dies ist uns in dieser unsicheren Zeit sehr wichtig.
Was für sonstige Ausblicke in die Zukunft gibt es?
Schmid: Bei uns wird sich bis im September vermutlich nicht allzu viel ändern. Dafür haben wir jetzt eine schöne Boulevard-Terrasse. (lacht)
Wie erlebt Ihr als Konsumenten die neuen Spielregeln in den Gaststätten? Findet ihr es angenehm oder geht ihr gar nicht erst aus momentan? Lasst es uns doch unten in den Kommentaren wissen oder schreibt uns direkt eine Mail an: insider@lunchgate.com.
Bleibt gesund!