Das Casa Aurelio ist berühmt – vor allem aber berüchtigt. In dem spanischen Restaurant, dass sich in einem Hinterhof der Langstrasse versteckt, treffen zwiespältige Milieugestalten auf Normalos. Die einen fahren mit dem Bentley vor – und lassen ihn vom Valet-Service parkieren – die anderen, und zu denen zähle ich, suchen verzweifelt einen Platz für ihre Velos. Ein Abend bei Aurelio ist wie ein Besuch im Theater.
Ambiente und noch viel mehr
Beim Betreten läuft die Brille an. Es ist heiss, vollgepackt und laut. Die prunkvolle Einrichtung hat sich seit Jahrzehnten nicht geändert: Roter Samt, Wandmalereien und goldene Details ziehen sich durch das Restaurant. Gastro-Urgestein Aurelio führt uns höchstpersönlich zum Platz. Auf dem Weg erblicken wir fünf überschminkte Frauen in sehr kleinen Schwarzen, an einem anderen Tisch nehmen drei Männer Platz, deren goldener Schmuck im Kerzenschein funkelt. Im Laufe des Abends überrascht uns eine zweiköpfige Live-Band, die spanische Hits wie „Bamboleo“ schmettert und den Gästen einheizt.
Das Ambiente ist prunkvoll. Foto: Carolina/Lunchgate
Vegane Speisen Fehlanzeige!
Der Spanier an der Langstrasse erfreut jeden Feinschmecker. Hier gibt es landestypische Speisen wie Tapas, Paella und Crema Catalana – wer hier auf der Suche nach überstylten veganen Speisen ist, wird enttäuscht. Dafür gibt es feine King Prawns aus Südafrika, feinstes Qualitäts-Rindfleisch und temperamentvolle iberische Kellner.
Knoblifahne nach der Tapas-Platte
Zur Vorspeise wählen wir die Empfehlung des Gastgebers: Tapas-Platte für zwei. Kurze Zeit später steht iberischer Serranoschinken auf dem Tisch. Dazu gesellen sich frittierter Tintenfisch, King Prawns, die uns den Rest des Abends eine heftige Knoblifahne verleihen und „Pimientos de Padron“. Das sind in Olivenöl frittierte Paprikaschoten, die mit Meersalz verfeinert werden. Unser Favorit ist der Tintenfisch. Er ist perfekt frittiert, gewürzt und zergeht auf der Zunge.
Diese Tapas lassen das Herz höher schlagen: Serranoschinken, Tintenfisch, Paprikaschoten und Gambas. Foto: Carolina/Lunchgate
Für diese Hauptspeisen muss man Hunger mitbringen
Danach geht es weiter mit dem Rindsfilet à la Aurelio, meine Begleitung gönnt sich die Meeresfrüchte-Platte. Das Steak ist etwas für wahre Fleischliebhaber: Es ist zart, perfekt gebraten, saftig und hat einen wuchtigen Eigengeschmack. Die Pilzsauce à la Aurelio passt perfekt zum Blattspinat und Safranreis, das Steak büsst nichts an Eigengeschmack ein. Die „Parrilada Aurelio“ trumpft mit saftigen Gambas, zartem Seezungenfilet und einem Seeteufel auf, der einem Gedicht gleicht. Wer die Meeresfrüchte-Platte bestellt, sollte Hunger mitbringen. Nach dem ersten Teller gibt es überraschenderweise Nachschub.
Unsere Hauptspeisen: Seafood-Platte und Rindsfilet nach Aurelio mit Blattspinat und Safranrisotto. Foto: Carolina/Lunchgate
Die Crema Catalana schmeckt wie in Spanien. Foto: Carolina/Lunchgate
Gesalzene Preise
So viel vorab: Das Restaurant ist nicht günstig. Für eine Flasche San Pellegrino, drei Gläser Rotwein, zwei Stangen, Vor-, Haupt- und eine Nachspeise zahlen wir 238,50 Franken.
Der INSIDER empfiehlt
Das Casa Aurelio ist für alle zu empfehlen, die sich mal etwas gönnen möchten. Es wird auf höchstem Niveau gekocht und unterhalten, der Service ist zuvorkommend und der Abend gleicht einem Theaterbesuch, inklusive spanischer Live-Band und zwielichtigen Gestalten.
Aurelio ist der perfekte Gastgeber! Soweit ich weiss, sind aber leider nur telefonische Reservationen möglich 🙁