«Bloggers’ Best» ist die neueste und zugleich auch meine liebste Lunchgate-Beitragsreihe. Hier geht es für einmal nicht «nur» darum, über Neueröffnetes und Altbewährtes zu schreiben, sondern tief ins eigene Nähkästchen zu greifen und über die Lieblingsorte in und um Zürich zu plaudern.
Wer denkt, die Auswahl meiner Lieblingslokale sei mir genauso schwer gefallen wie Lea, der täuscht sich gewaltig: Meine allerliebsten Lieblingslokale lassen sich nämlich ungefähr an Dreiviertel meiner Finger abzählen. Weshalb? Vielleicht weil ich ein ziemlich kritischer Gast bin. Sitze ich nämlich in einem Restaurant oder Café, muss bei mir alles stimmen: Das Essen, selbstverständlich. Das Personal. Das Ambiente im Lokal, aber auch auf dem Klo. Die Präsentation des Essens. Die Form des Geschirrs und zu guter Letzt auch die Deko.
Wo ich immer wieder gerne einkehre, weil einfach alles stimmt für mich, verrate ich euch hier.
1. Mein Arbeitsort
Ich gehöre zu der Sorte Menschen, die in Büros und Bibliotheken am unproduktivsten sind. Zum Arbeiten brauche ich einen Geräuschpegel, der höher ist als gefühlte 0.1 Dezibel, genügend Leute um mich herum und, am allerwichtigsten, guten Kaffee. Die apoTHEKE hat all das zu bieten – und noch vieles mehr:
- Zu jedem Getränk gibt es ein Cantuccini – mein Lieblingskeks
- Nirgends ist die Belohnung nach der Arbeit so lecker wie hier: die hausgemachten Streusel oder natürlich der Schokoladenkuchen schmeckt noch besser als derjenige von Grossmutter
- Ein hübsches Klo mit stylischen Glühbirnen, lecker duftender Seife und Mini-Fensterchen
Einziger Wehrmutstropfen? Die ApoTHEKE ist gefühlte 24 Stunden am Tag ziemlich gut besetzt. Oft bleibt einem deshalb nichts anderes übrig, als sich mit andern den Tisch zu teilen, was ja per se nichts Negatives ist. Im Auer & Co. ist das etwas anders, hier gibt es genug Platz für alle Arbeitstiger – und noch einige Pluspunkte obendrein:
- Der Weg vom Auer & Co. in die Stadt oder retour geht der Limmat entlang. Nirgendwo sonst lässt sich der Kopf so gut durchlüften wie hier
- Die Baristas sind richtige Baristas. Sie verstehen jedes einzelne Produkt, das sie verkaufen
- Ich wünschte, die türkisen Kaffeetassen gehören zu meinem persönlichen Inventar
- Bei Sommertagen kann man hier auf der schönen Veranda in der Sonne arbeiten
2. Mein Datingort
Zugegeben, ein Date hatte ich hier noch nie. Aber ich stelle es mir unglaublich romantisch vor: Denn Bella Italia, Dolce Vita und Amore kann Raffaele Tromiro vom Napulé in Meilen locker bieten. Und zudem: Die allerbeste neapolitanische Pizza! Ich behaupte nämlich, dass seine Pizzen die besten der Schweiz sind. Und das kommt nicht von ungefähr: Tromiro hat schon über 280 Auszeichnungen abgesahnt und ist dreifacher Pizza-Weltmeister – Oh mio Dio! Und weshalb sind die Tromiro-Pizzen (siehe Titelbild) besser als die anderen?
- Der Teig. Er ruht etwa 48 Stunden und ist daher besonders bekömmlich
- Der Rand. Nicht mehr als 90 Sekunden ist die Pizza im Holzofen. In dieser Zeit nimmt der Rand schön Farbe an, er wirft wunderbare Blasen, und wird herrlich knusprig
- Die exklusiven Zutaten. Direkt importiert aus Tromiros Heimat Napoli
- Die hübschen Bilder an der Wand: Sie erinnern mich an Szenen aus alten Fellini-Streifen. Es könnten aber genauso Tromiros Verwandten sein.
- Das Konzept. Hier gibt es nur Pizza. Wirklich nur Pizza. Kein Schnick-Schnack und Tam-Tam wie bei vielen anderen Italienern.
- Der Gastgeber steht täglich höchst persönlich hinter dem Ofen. Er könnte über jedes Produkt, das er verarbeitet, ellenlange Geschichten erzählen und er hat ein besonderes Gespür, wie diese Produkte zu kombinieren sind: Wo sonst gibt es etwa eine Pizza mit Feigen und Ricotta oder einer Tomatensauce aus gelben Tomaten?
3. Mein Ort um Freunde zu treffen
Die Speisekarte von The Artisan ist wohl die einzige weit und breit, von der ich so ziemlich jedes Gericht auswählen könnte. Immer wieder hadere ich mit mir: Was soll es heute sein? Fix sind immer die Wurzelgemüse Chips mit Norisalz. Und der Schrebergartensalat. Oder etwa die Tacos mit Tofu. Eben, das meine ich: Zu grosse, zu gute Auswahl! Darum muss ich einfach immer wieder kommen! Am besten gefällt es mir hier mit Freunden, weil die grosse Tafel in der Mitte des Restaurants, direkt unter dem Blätterdach optimal für gesellige Runden ist. Wegen welchen drei weiteren Pluspunkten ich nicht lange fernbleiben kann?
- Das hausgemachte Tonkabohnenglacé zum Dessert
- Die Aussicht auf den hauseigenen urbanen Garten
- Die saisonalen Überraschungszutaten, die in jedem Menü stecken
4. Mein Ort für die Mittagspause
Simone liebt die Couscous Bowl, bei mir ist es die Protein Bowl mit gerösteten Süsskartoffeln und Räuchertofu (dessen würzige Marinade das wohl ominöseste Food-Geheimnis Zürichs ist), die ich im Roots so liebe. Ich esse sie aber selten im meist überfüllten Lokal bei der Bahnhofstrasse, sondern im Balboa (ohne aber vorher im unteren Stock im Gym gewesen zu sein). Hier ist es nämlich generell ruhiger und das Lokal ist durch die lange Fensterfront schön hell. Und ausserdem…
- … stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis: 21 Franken für eine grosse Protein Bowl lege ich gern auf den Tisch: Und bin danach auch wirklich satt!
5. Mein Ort für Sommerabende
Die wohl schönste Sommerbeiz der Stadt: Der Gartenhof. Das Restaurant zwischen dem Stauffacher und Bahnhof Wiedikon ist so richtig begrünt mit Blättern und Rosen und die bunten Glühlämpchen versprühen feierliche Stimmung. Hier bin ich schon oft gesessen und habe gehofft, dass der Abend nie zu Ende gehen wird. Aber ja, er ist es dann doch und zurück blieben die Erinnerungen…
- …an die überschaubare Speisekarte: Weil ich mich mit Entscheidungen immer sehr schwer tue, ist dies von Vorteil. Und wenn ich nicht weiter weiss: Die Ravioli haben mich hier noch nie enttäuscht
- …an die – verglichen mit der Speisekarte – dichte Getränkekarte. Sie strotzt nämlich von ausgefallenen Drinks: Kir Royal, Porttonic, Dark & Stormy, New York Sour oder hausgemachter Eistee – go for it!
6. Mein Ort für Sommertage
Und wenn wir grad beim Thema «Sommer» sind: Nach einem sonnigen Nachmittag mit einem guten Buch oder guten Freunden in der Bäckeranlage lohnt es sich, im Restaurant Schönau einzukehren, meiner Meinung nach das schönste Stück Zürich im Chreis Cheib.
- Hier wird geteilt, ob man will oder nicht. Bei vielen ist der Hype ums Essen-Teilen verpönt, so etwa auch bei Simone: Sie verspürt Fressneid, wenn die Portionen zu klein sind und sich die anderen am Tisch obendrein noch daran bedienen – kann ich nachvollziehen! Teilen finde ich aber dann ganz cool, wenn die Portionen gross genug sind. Etwa so wie im Restaurant Schönau. Mein Geheimtipp: Die Erbsen-Linsentätschli mit Minzsauerrahm.
- Die Preisspanne der einzelnen Happen ist relativ gross. Von 49 Franken (!) für ein Kalbssteak aus Entlebuch bis 16 Franken für vegetarische Gerichte kann man für sein Sommermenü unterschiedlich weit in die Tasche greifen.
- Türkise Wände, goldene Bilderwand, viel Grün und Holzmöbel: Das Interieur erinnert an ein schickes französisches Bistrot zum Wohlfühlen
- Transparenz: Als Gast kann ich nicht nur einen Blick hinter die Bar werfen, sondern auch den beiden libanesischen Köchen bei ihrer Arbeit zuschauen
- Leidenschaft: Jedes einzelne Gericht wurde mit Liebe gekocht, auf hohem Niveau, und ist sein Preis definitiv wert
Und dann noch ein zweites Teller-Teilen-auf-schönen-Sommerterrassen-Restaurant: Gestatten, die Le Mezzerie. Moudi und sein Team haben in ihrem Restaurant beim Idaplatz die marokkanische Küche neu erfunden und mit einem französischen Touch versehen. Diese Kombination finde ich immer wieder sehr spannend.
7. Mein Ausflugsort
Als Einheimische meidet man ja generell jene Orte, wo Touristen sind. So sind etwa in Luzern Kapellbrücke, Stadtmauer und Gletschergarten samt Löwendenkmal aus Prinzip tabu. Was für eine Schnapsidee! Denn so verpasst man einer der gastronomisch interessantesten Orte der Stadt: Das Alpineum Kaffeehaus und Bar direkt neben dem Löwendenkmal. Denn das «Alpi», wie es die Luzerner nennen, ist eine riesengrosse Wundertüte:
- Hier gibt es nicht nur den besten Kaffee der Stadt, auch die Drinks sind innovativer, als in vielen Cocktailbars.
- Friday is Thaiday: Zwischen Montag und Freitag gibt es leckere Mittagsmenüs und am Freitag jeweils Thai – und dies besser als bei vielen Asiaten.
- Die Auswahl an Lesestoff, etwa Tageszeitungen und Magazine, ist grösser als in vielen intellektuellen Cafés
- Das Team ist jünger, frischer, sympathischer als in jeder Disko
- Und keine 20 Meter nebenan befindet sich die hauseigene Gelateria dell’Alpi mit selbstgemachten Glacés und Sorbetti. Und auch hier wird wieder mächtig in die Trickkiste gegriffen: Es gibt überraschende Geschmackskombinationen, vegane Varianten und Gelati, in denen regionale und exklusive Produkte verarbeitet werden.
Welchem Lokal drückst Du das Etikett «Lieblingsort» auf, weil dort einfach alles stimmt? Und wie gefallen Dir meine Geheimtipps? Ich freue mich auf Deinen Kommentar oder eine Nachricht an insider@lunchgate.com!