Bier oder auch: Goldwasser, Gerstensaft, Hopfensmoothie… Die Liste der Synonyme für das jahrhundertealte Malzgetränk würde sich vermutlich von Zürich bis nach Domodossola erstrecken. Wie man das Bier schlussendlich nennt, ist jedem das Seine (Bier). Wichtiger sind im Zeitalter der Craft-Biere und Mikrobrauereien eher die Fragen: Was genau trinke ich hier und wie wurde es hergestellt? Was ist eigentlich ein IPA? Wieso heisst Lagerbier überhaupt Lagerbier? Und wird bei der Herstellung von Amberbier tatsächlich Bernstein verwendet. Damit Du beim nächsten Firmenapéro in Frau Gerolds Garten bei den Arbeitskollegen Eindruck schinden kannst, habe ich hier ein kleines Bier-Einmaleins zusammengestellt. Dieses erklärt Bierneulingen und alteingesessenen Liebhabern desgleichen ein bisschen mehr übers Bier als was sein Etikett verrät.
Die Herstellung kurz und bündig erklärt
Bei den meisten Bieren verläuft der Herstellungsprozess ähnlich. Die verwendeten Rohzutaten und deren spezielle Behandlung hingegen, machen dann das Amber zu einem Amber und das Weizen zu einem Weizen. Ich entschuldige mich übrigens schon im Voraus bei allen Profibrauern für allfällige Ungenauigkeiten. Die Erklärung sollte lediglich dem Grundverständnis des Herstellungsprozesses dienen.
Mälzen: Das Getreide (bei einem Grossteil der Biere ist das die Gerste) wird ins heisse Wasser gegeben, bis sie zu Keimen beginnt. Um diesen Keimprozess nach einer Weile wieder zu unterbinden, wird das Getreide trocken erhitzt bzw. geröstet. Schon in dieser Phase wird der Charakter und Geschmack des Endprodukts massgeblich geprägt. Je nach Länge oder Intensität des Erhitzens bekommt das aus diesem Prozess entstandene Malz seine ganz eigene Note. Das trockene Malz wird danach geschrotet (zerkleinert), damit später die Stärke aus dem Kern des Getreides einfacher freigesetzt werden kann.
Maischen: Beim Meischen wird das Getreide, welches vorher zu Malz wurde, wieder in heisses Wasser gegeben. In einem Tank, welcher mit einem Rechen ausgestattet ist, wird das Malz/Wasser-gemisch kontinuierlich gerührt um so die Stärke aus dem Getreide in Zucker zu verwandeln.
Läutern & Kochen: Das sogenannte Läutern ist der Schritt, in welchem sich die Flüssigkeit von den soliden Hülsen und „Abfällen“ des Getreides trennt. In einem Tank mit einem falschen Boden sammelt sich wird das Getreide vom Zuckerwasser getrennt. Diese Überreste nennt man Treber, welche oft als Tierfutter oder zum Backen verwendet werden (gibt hervorragendes Brot!)
In einem nächsten Schritt wird das flüssige Produkt abgekocht und mit Hopfen versetzt, um den süssen Geschmack des Malzes in Schach zu halten. Danach wird diese Flüssigkeit abgekühlt
Fermentation: Zu guter Zweitletzt wird das gekühlte Hopfen/Malz-Wasser mit Hefe versetzt, welche den ganzen, bei den vorherigen Prozessen entstandene, Zucker „auffrisst“ und daraus dann Alkohol und CO2 macht. Bei diesem Schritt kommen die Begriffe ober- und untergärig ins Spiel: Obergärige Hefe verweilt bei einer höheren Temperatur, jedoch kürzer ganz oben im Tank (z. B. Weissbier). Untergärige Hefe verweilt länger und dazu bei niedrigeren Temperaturen unten im Tank (z. B. Lager).
Endstadium: Der letzte Schritt im Bierherstellungsprozess differenziert sich stark, je nach Endprodukt. Das Bier „nimmt“ sich nach dem Fermentationsprozess nochmal einen Moment Zeit um zur Ruhe zu bekommen und zu reifen. Dies kann direkt im Tank geschehen, in der Flasche oder auch im Holzfass.
Das Altbekannte: Lager
Lagerbier, auch wenn von Biersnobs weltweit verpönt, ist und bleibt der Klassiker. Ob in der Seebadi am Nachmittag oder in der Kneipe des Vertrauens, das klassische „Blonde“ wird trotz allem Craft-Bier der Welt nie ganz aussterben. Und das ist auch in Ordnung. Untergärig (siehe oben) hergestellt, mit einem milden Aroma und süffiger Note, wurde der Klassiker früher vorwiegend im Winter hergestellt. Der Grund: Die Herstellung von untergärigem Bier erfordert niedrige Temperaturen. Nichtsdestotrotz konnte es in sehr kühlen Umgebungen über Monate gut gelagert werden. Daher der Name: Lager. Ein guter Vertreter der Lagerbiere ist das Sprint vom Zürcher Turbinenbräu. Leicht, süffig und doch nicht nur eine „Plörre“, überzeugt das Bier in jeder Hinsicht.
Guess the place… . . . . . #beer #beerporn #beerlover #beerstagram #craftbeer #turbinenbräu #sprinter #frequentflyer #frequenttraveller #lovetotravel #travellover #traveladdict #worldtravel #worldtraveler #travel #travelling #traveler #travelaroundtheworld #travelholic #travelphotography #travelingram #travels #travelgram #traveldiary Ein Beitrag geteilt von Edy Lara Oficial ? (@e_lara) am
Das Deutsche: Weizen
O’zapft is! Am Oktoberfest sowie auch in fast jeder Bar findet man heutzutage in der Schweiz das, man könnte fast schon sagen, Deutsche Nationalgetränk. Die einen lieben es, die anderen behaupten, es rieche nur nach Banane und liege schwer auf.
Das (Bayrische) Weizenbier ist ein obergäriges Bier, welches unter Zusatz von Weizen bzw. Weizenmalz gebraut wird. Man unterscheidet zusätzlich zwischen Kristallweizen (gefiltert und klar) und dem Hefeweizen (trüber in der Farbe, ungefiltert).
Schneiders Weisse ist ein in der Schweiz besonders beliebtes Hefeweizen. Selbstverständlich haben auch immer mehr Schweizer Brauereien Weissbier im Angebot.
Das Koloniale: IPA
Der Legende nach wurden Indian Pale Ales vom Kolonialen Grossbritannien für die indischen Kronkolonien gebraut. Generell haben IPAs einen höheren Alkoholgehalt und sind intensiver als die „normalen“ Ales. Meist zeichnen sich IPAs durch fruchtige und hopfige Noten aus. Auch das IPA wird obergärig hergestellt. Nebst zahlreichen Mikrobrauereien aus dem Ausland, welche fleissig IPAs herstellen und uns, zu unserer Freude, auch gut damit versorgen, gibt es selbstverständlich auch bei uns Brauereien die sich dem Trendbier verschrieben haben. Eine davon ist die bekannte Chopfab-Brauerei in Winterthur, welche ein exzellentes IPA produziert.
#Chopfab brewery #brewery #winterthur #winti #chopfab #doppellleu #beer #switzerland #schweiz #bier #belgian #tripel #trüeb #draft #ipa #paleale Ein Beitrag geteilt von Random guy from Zurich. (@theguyfromzurich) am
Das Edle: Amber
Keine Angst vor Amber. Es wird selbstverständlich beim Herstellungsprozess des Bräus kein Edelstein verwendet. Die Bezeichnung verweist lediglich auf die Farbe des Biers, welche mit ihren dunkelbräunlich bis rötlichen Nuancen stark an die edlen Steine aus fossilem Harz erinnern. Das Amber wird auch untergärig hergestellt und hat im Vergleich zum Lager einen vollmundigeren, süsslicheren Geschmack.
Die Klosterbrauerei Ittinger stellt seit 1982 ein vorzügliches Amber her, welches im Detailhandel leicht zu ergattern ist.
Das Letzte: Alkoholfrei
Alkoholfreies Bier sorgt immer wieder für Kontroversen: „Da trink ich aber lieber eine Cola!“. Das nur ein Abriss der Aussage, welche man im Zusammenhang mit nicht-alkoholischem Bier immer wieder hört. Doch auch wenn ich persönlich generell kein riesiger Fan des alkoholfreien Goldwassers bin, ist es eine Unabdingbarkeit – spätestens dann, wenn man noch Fahren oder andere nüchterne Aktivitäten ausüben muss. Die Herstellung kann auf verschiedene Art und Weise geschehen. Eine von vielen ist das Unterdrücken des Gärungsprozesses. Dies hat den Nachteil, dass sich gewisse typische Aromen gar nicht erst entwickeln können. Ein höchst akzeptables alkoholfreies Bier ist das Leermond von der Brauerei Locher in Appenzell. Leicht süsslich und herb, eine gute Alternative für Zwischendurch.
In diesem Sinne – und egal mit welchem Bier, Prost!
Habe ich Deiner Meinung nach etwas Wichtiges oder Grundsätzliches über das liebe Bier vergessen? Oder willst Du uns verraten, wo Du am liebsten ein erfrischendes Bier geniesst? Dann schreib es uns in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com.
Das Appenzeller „Vollmondbier“ hat 5.2 Volumen% Alkohol, alkoholfrei ist wie Rainer anmerkt das „Leermondbier“.
Malzen? Meische? Aber, aber, lieber Max: Auch nach dem 3. Bier sollte ein kulinarisch affiner Schreiberling wie Du wissen, dass das «Mälzen» und «Maische /Maischen» heisst … Prösterchen!
Lieber Bierguru,
Vielen Dank für den Hinweis! Natürlich hast du Recht, es heisst Maischen und Mälzen und nicht Meischen und Malzen. Wurde soeben angepasst.
Vor und während des Verfassens des Artikels wurde keinerlei Bier konsumiert, vermutlich lag da das Problem..
Prosit!
Das alkfreie Appenzeller Bier heisst aber glaub Leermond, odrrrr?
Exakt. Vollmond wird von Locher nur bei Vollmond gebraut; Leermond bleibt ohne Alkohol …
So ist es.
Lieber Rainer
Ich bin zwar kein Astrophysiker, aber das Leer- vom Vollmondbier unterscheiden zu können, sollte wirklich noch im Rahmen liegen.
Wurde korrigiert und angepasst. Danke fürs aufmerksame Lesen!
Prost!