Von heute auf morgen Vegetarierin zu werden ist vielleicht eine überstürzte Idee. Ich habe es trotzdem getan: seit dem 1. Januar 2019 esse ich kein Fleisch mehr. Seit längerer Zeit hatte ich mit dem Gedanken gespielt, Vegetarierin zu werden; der Umwelt und den Tieren zuliebe. Trotzdem konnte ich mich nie wirklich dazu bewegen. Warum? Zu kompliziert. Zu fein das Fleisch. Zu schön die Grilladen im Sommer. Ich könnte noch viele Gründe aufzählen. Gründe? Eigentlich sind es Ausreden. Ja, wenn man es sich genau überlegt, ist es nämlich nicht kompliziert, auf Fleisch zu verzichten. Es ist lediglich eine Umstellung. Und natürlich packt mich manchmal noch die Lust auf ein Cordon-Bleu. Seit ich mich mit dem Thema genauer auseinander gesetzt habe, sind jedoch mein Kopf und Herz stärker als mein Bauch.
Mit diesem Beitrag will ich niemanden dazu bringen, Vegetarier zu werden. Ich möchte lediglich meine Erfahrungen teilen, die ich gemacht habe, als ich plötzlich Vegetarierin war. Von heute auf morgen. Was hat mich überrascht? Was erleichtert mir den Vegi-Alltag? Wie reagierten meine Mitmenschen und wie reagierte ich? Eines ist klar: Eine Prise Humor hilft immer – am besten kombiniert mit je einer Prise Kreativität und Flexibilität.
1. Restaurants bewusst aussuchen – Wo gibt es spannende Alternativen?
Als Fleischesserin ist mir nie aufgefallen, dass es in vielen Restaurants keine spannende, vegetarische Gerichte gibt. Da konnte ich ja auch auf Fleisch ausweichen und musste mich nicht zwischen Pasta und Salat entscheiden – die zwei Klassiker auf der (meist) kurzen Vegi-Liste. Manchmal kommen noch Gemüse mit Ei oder eine vegetarische Suppe dazu. Oder Fisch. Fisch? Sind das etwa keine Tiere? Es fällt mir heute auch auf, dass selten Gerichte mit Fleischersatz angeboten werden. Dabei wären Tofu-, Hülsenfrüchte- oder Seitan-Gerichte so einfach und lecker.
Glücklicherweise kann ich diesen ernüchternden Entdeckungen entgegenwirken. Besonders in grossen Städten wie Zürich, wo es ausreichend Restaurants gibt, die köstliche, vegetarische Alternativen servieren. Mit unseren Vegi– oder Bio-Resti-Tipps bleibt Dir sogar die lange Suche erspart.
2. Feiner Fleischersatz – Tofu & Co. müssen nicht langweilig sein
Tofu schmeckt nach nichts? Tempeh ist trocken? Und die Linsen werden matschig? Muss nicht sein. Mit den richtigen Methoden und Rezepten werden diese Fleischersatze nämlich richtig gut. Kennt man inspirierende Blogs, merkt man schnell, wie variantenreich die vegetarische Küche sein kann und dass diese nicht nur Teigwaren mit Tomatensauce bedeutet. Inspiration und Kreativität macht den Verzicht auf Fleisch einfacher und lässt einem schnell vergessen, dass sich in dem Curry vor kurzem noch Poulet-Geschnetzeltes tummelte.
Einer meiner liebsten Blogs ist Eat this!. Nadine und Jörg dokumentieren seit 2011 ihren veganen Lebensstil und liefern gaumenschmelzende Rezepte. Neben aufwändigeren Gerichten wie Dinkelbratlinge mit grünem Kartoffelpüree und Microgreens findet man einfachere Rezepte wie die Thai-Reisnudeln mit Erdnusssauce.
Vegetarisch und vollwertig sind auch die Rezepte auf dem Vollwert-Blog. Besonders die Aufstriche, die zu unendlich vielen Gerichten passen, überzeugen. Aber auch Gerichte wie das Pitabrot mit Falafel, Krautsalat und Knoblauch-Dip machen Freude.
3. Fondue-Chinoise, Grilladen & Co. – Zweimal im Jahr ``verzichten``
Obwohl es mir grundsätzlich einfach fällt, auf Fleisch zu verzichten, gibt es Situationen, in denen es einfacher wäre, wenn ich noch Fleischesserin wäre. Ich denke dabei an Essen mit der Familie, mit Freunden oder an Geschäftsessen; also Anlässe, an denen man das Essen nicht selber aussuchen kann. In den meisten Fällen ist dies kein Problem: beim Curry lässt man das Fleisch weg, statt Bolognese gibt’s Tomatensauce. Auch offerieren die meisten Catering-Services mittlerweile feine vegetarische Häppchen.
Aber dann sind da eben diese Situationen. Zum Beispiel das Fondue-Chinoise. Nicht einmal Gemüse aus dem Pfännchen kann man essen, weil Fleischbouillon verwendet wird. Oder das Grillfest. Da werden keine Vegi-Würste oder Quorn-Plätzli angeboten. Die Lösung? Gibt es nicht. Am besten man kommuniziert sein neues Vegi-Dasein dem Gastgeber und isst Beilagen. Und natürlich Dessert. Gar nicht so übel, finde ich. Und wer weiss, vielleicht gibt es am nächsten Familienfest sogar ein Raclette oder eine Spinatlasagne.
4. Die Kommunikation – So verkünde und reagiere ich
Plötzlich Vegetarierin zu sein, bedeutet, dies auch mitzuteilen. Zum Beispiel, wenn man eingeladen ist. Es kann unangenehm sein, wenn man auf einmal auch eine Extra(vegi)wurst braucht. Dazu kommt, dass Vegi-Neulinge oft mit Sprüchen konfrontiert werden. Du auch noch? Wieso das denn? Das ist sicher nur eine Phase. Nein, es ist keine Phase. Bei mir hat es einfach ein wenig länger gedauert.
Zugegeben, die meisten reagieren entspannt und meinen sogar, dass sie „ja eigentlich auch schon lange Vegi sein wollten“. Andere hingegen beginnen, das Fleischessen zu rechtfertigen und möchten genau wissen, wieso ich denn jetzt genau Vegetarierin sei. Mir wurde schnell bewusst, dass es nichts bringt, mich zu verteidigen. Wieso auch? Ich will ja nicht missionieren; auch wenn ich zu meiner eigenen Überraschung bemerkt habe, dass ich es je länger je weniger verstehen kann, wenn andere billiges Fleisch essen. So erwähne ich jeweils kurz meine wichtigsten Gründe und beende die Diskussion. Schliesslich ist es meine Entscheidung. Und ich habe sie bis heute nicht bereut.
Du lebst auch vegetarisch und hast spezielle Erfahrungen gemacht? Du hast gute Tipps, die das Vegi-Dasein erleichtern oder schmackhafter machen? Dann schreib es uns in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com.