Was gibt es Schöneres, als an einem kalten, nassen Herbstabend ein gemütliches Restaurant zu betreten und sich mit wärmenden Leckereien den Bauch vollzuschlagen? Genau – gar nichts. Voller Vorfreude mache ich mich deswegen auf den Weg ins Chun Hee.
Wohlfühlatmosphäre im Wohnzimmer
Das Chun Hee befindet sich im Herzen der Berner Altstadt nicht unweit vom Münster in einem schönen Altbau. Im unteren Teil des Gebäudes befindet sich eine grosse Theke, an welcher über Mittag Take Away Menüs bestellt werden können. Im oberen Teil befindet sich das kleine aber sehr feine dazugehörende Restaurant.
Das Chun Hee ist wie ein heimeliges Wohnzimmer eingerichtet und erinnert an eine Mischung aus Grossmutters Stube und Kunstausstellung. Das liegt einerseits an dem schönen Kachelofen und anderseits an den diversen unterschiedlichen Kunstwerken, die hier die Wände zieren. Sofort stellt sich eine Wohlfühlatmosphäre ein, ich fühle mich hier direkt sehr wohl. Schnell kommt man auch man mit der freundlichen Bedienung oder den Leuten am Nachbartisch ins Gespräch. Während meine Begleitung noch auf sich warten lässt bestelle ich ein Hite – ein leichtes, koreanisches Bier.
Vorspeisen – Qual der Wahl
Nachdem auch meine Begleitung den Weg in die freundliche „Stube“ des Chun Hee gefunden hat, bestellen wir erst einmal Vorspeisen. Die Auswahl an leckeren Vorspeisen gibt Anlass zur Diskussion, was und wieviel wir vor dem eigentlichen Hauptgang bestellen sollen. Am liebsten würde ich von Mandu (gefüllte Teigtaschen) über Pajeon (Gemüseomelette), Tempura (frittiertes Gemüse) und Japchae (Süsskartoffelnudeln) alle Vorspeisen bestellen. Wir haben uns jedoch sagen lassen, dass die Portionen des Hauptgangs ziemlich gross seien, deswegen beschränken wir uns zu zweit auf zwei Vorspeisen.
Nach nur sehr kurzer Wartezeit werden uns die bestellten Vorspeisen serviert.
Die Mandu können entweder mit Fleisch oder mit Gemüse gefüllt bestellt werden. Am besten schmecken die kleinen fluffigen Teigtaschen, wenn sie zuerst in Sojasauce gedippt werden. Als Freundin von Dumplings jeglicher Art haben mich auch die Mandu direkt begeistert.
Die koreanischen Gemüseomeletten Pajeon werden im Chun Hee mit Lauch zubereitet. Die kleinen quadratischen Leckerbissen sind sehr würzig und innert kürzester Zeit wieder vom Teller verschwunden.
Zu den Vorspeisen wird eingelegter koreanischer Rettich serviert, dieser ist zugleich süsslich, sauer, etwas salzig und kalt und knackig.
Hot, hotter, Kimchi-Jjigae
Im Chun Hee gibt es eine grosse Auswahl an Hauptspeisen, zum Beispiel Bulgogi Feuerfleisch (Tischgrill) oder Bibimbap. Neben koreanischen Speisen werden unter der Rubrik „Chun Hee kocht“ auch lokale Spezialitäten, wie beispielsweise Rindsfilet, Fisch aus dem Neuenburgersee oder Siedfleisch angeboten.
An diesem kalten Herbstabend haben wir Lust auf etwas wärmendes und bestellen deswegen das mit „scharf“ gekennzeichnete Gericht Kimji-Jjigae, ein Eintopf mit Kimchi, Tofu und Gemüse, sowie nach Wahl zusätzlich mit Speck. Im Allgemeinen lässt die Auswahl an vegetarischen Speisen im Chun Hee nicht zu wünschen übrig, praktisch jedes koreanische Gericht kann in einer vegetarischen Variante bestellt werden. Ich bestelle die vegetarische Variante, meine Begleitung entscheidet sich für den Eintopf mit Speck. Die Bedienung fragt uns noch mit einem Augenzwinkern, ob wir tatsächlich scharfes Essen vertragen können – „sicher doch!“.
Scharf, schärfer, Kimchi-Jjigae! Die Bedienung hatte uns nicht zu viel versprochen, das Kimchi-Jjigae ist tatsächlich ziemlich scharf – aber immer noch gut geniessbar und hervorragend im Geschmack. Das findet auch meine Begleitung, die einige Zeit in Korea gelebt und in dieser Zeit die lokale Küche bestens kennengelernt hat.
Noch einmal bestellen wir den eingelegten Rettich nach und sind froh über den sauren, kalten Ausgleich zum feurigen Jjigae. Serviert wird der koreanische Kimchi-Tofu-Eintopf mit einer kleinen Gemüsebeilage und gedämpftem Reis. Normalerweise bin ich kein grosser Fan von Tofu, weder von der Konsistenz noch vom Geschmack, aber in dieser Kombination ist er sehr passend und auch überraschend lecker.
Abgerechnet wird unten
Eine kleine Ewigkeit später habe ich es immer noch nicht geschafft, restlos aufzuessen. Die Portionen sind wirklich grosszügig bemessen. Auf Nachfrage werden Reste jedoch eingepackt und können mitgenommen werden.
Mehr als satt und sehr zufrieden verlassen wir das gemütliche Wohnzimmer wieder und begeben uns unten an die Theke, um zu bezahlen. Pro Person zahlen wir 51.- für je eine Vor- und Hauptspeise sowie zwei Getränke, was wir beide nicht überteuert und das Geld wert finden. Es war sicherlich nicht unser letzter Besuch im Chun Hee.