Das junge Team, das seit kurzem im Rechberg 1837 an der Chorgasse wirtet, hat sich in der Zürcher Gastroszene bereits einen Namen gemacht. Die fünf Freunde hatten zuvor den Feldhof in Pfaffhausen mit ihrer jungen, innovativen Küche zum Erfolg geführt. Ende August ist der Zwischennutzungsvertrag abgelaufen, deshalb haben sie sich nun im Herzen der Zürcher Altstadt niedergelassen.
Wir wollten wissen, ob die jungen Gastronomen ihr Versprechen einer frischen, regionalen Küche halten können.
Entspannt professionell
Der klassisch-elegante Speisesaal wurde mit dunkelgrün gestrichenen Wänden von der Biederkeit befreit. Er bietet Platz für ungefähr 30 Gäste.
Der Umgang mit den Gästen ist professionell und doch entspannter, als man sich das in einem solchen Setting gewohnt ist. Hier ist man per du, was uns sehr sympathisch ist.
Zu Beginn des Abends ist der Geräuschpegel relativ hoch. Dadurch, dass die Tische in angenehmem Abstand voneinander platziert sind, bekommt man jedoch keine Gespräche mit und sitzt an seinem Tisch in intimer Runde. Das gedämpfte Licht und die Kerzen verbreiten eine angenehme Atmosphäre.
Der stylische aber dennoch gemütliche Innenraum vom Rechberg 1837. Foto: Rechberg 1837
Die Speisekarte ist im Schweizer Knigge untergebracht. Foto: Sara/Lunchgate
Hier werden die Dinge beim Namen genannt
Als Apéro gibt’s selbstverständlich keinen Prosecco, sondern den Schweizer Schaumwein „Helveticus“. Dieser perlt etwas feiner als sein südländisches Pendant und schmeckt uns sehr gut.
Auf der komplett in Züritüütsch gehaltenen Website erhält man einen Einblick in die aktuelle Speisekarte. Die Gerichte kann man sich auch als 3-, 4- oder 5-Gängemenü zusammenstellen lassen. Dabei überlässt man die Auswahl den Küchenprofis.
Nur im Restaurant bekommt man das aktuelle Buure- bzw. Jägermenü zu sehen. Für dieses exklusive Mehrgang-Menü kauft das Rechberg-Team bei einem Schweizer Bauer oder Jäger ein ganzes Tier, das vollständig verwertet wird. So erfährt man als Gast beispielsweise, wie alt das Tier war, wo es gelebt hat und wann es erlegt wurde.
Das aktuelle Buuremenü: Steinbock. Foto: Sara/Lunchgate
Sauerteigbrot mit einer langen Vorgeschichte
Vor dem ersten Gang dürfen wir „Wilhelm“ verspeisen. Der Mutterteig für das Sauerteigbrot wurde am Schweizer Nationalfeiertag angesetzt, daher sein patriotischer Name. „Wilhelm“ ist in Begleitung einer herrlich cremigen Butter vom Bauer sowie einer Selleriecreme mit rauchigem Selleriepulver.
Unser 3-Gänge-Menü beginnt mit „Skandinafisch“ für mich, respektive dem vegetarischen „Linse Pinsel“ für meine Begleitung. Der gebeizte Zander (aus dem Züribiet) mit Frischkäse, Knäckebrot und roten Zwiebeln auf Spitzkohl ist stilvoll angerichtet und schmeckt wunderbar. Die zwei Linsen-Tätschli auf Spinatblättern mit einem versteckten Stück Kürbis sind visuell zwar weniger ausgefallen aber geschmacklich ebenfalls sehr gut.
Die Vorspeise macht Appetit auf mehr: „Linse Pinsel“ (vorne), „Skandinafisch“ (hinten). Foto: Sara/Lunchgate
Hauptgang der Sonderklasse
Bevor der Hauptgang serviert wird, lasse ich mir einen passenden Rotwein empfehlen und bekomme ein Glas „Quarteto rot“ vom Weingut Lenz in Iselisberg. Ich finde den beerigen Pinot Noir eine ausgezeichnete Wahl und er passt zu meinem Hauptgang, dem unglaublichen „Verruchte Siedfleisch“: das zarte Stück Fleisch mit dem kräftigen Raucharoma schmeckt fantastisch. Der frische Meerrettich dazu ist das Tüpfchen auf dem i. Trotzdem stechen auch die tollen Beilagen optisch und geschmacklich hervor: das leuchtende Püree von drei verschieden gefärbten Karotten und der Selleriesalat mit einer feinen Essignote.
Der „Pignoccio“ (Kartoffel-Gnocci an einer rezenten Käsesauce mit Krautstiel und gerösteten Zwiebeln), den meine Begleitung als Hauptspeise bekommt, steht dem in nichts nach. Die unterschiedlichen Texturen sind herrlich kombiniert und jedes einzelne Aroma schmeckt man klar heraus.
Kreative Hauptspeisen: „Verruchts Siedfleisch“ und „Pignoccio“. Foto: Sara/Lunchgate
Rosaroti Geiss – eine wilde Kreation
Von den Desserts wird uns die „Rosaroti Geiss“ am längsten in Erinnerung bleiben. Mir, weil ich begeistert bin von der ausgefallenen und doch harmonischen Geschmacks-Komposition. Meiner Begleitung, weil sie es ein seltsames Dessert findet. Randensorbet und der süsse Muffin mit dezenter Ziegenkäsebeigabe auf Ziegenkäse-Randenschaum sind nicht jedermanns Ding.
Kürbis-Dessert und Macarons
„Chürbis Stübis“ vereint vier Dessert-Klassiker als Kürbis-Variante: Creme, Mousse, Sorbet und Cake. Während meine Begleitung das Sorbet favorisiert, finde ich dieses zu süss und hätte dafür gerne mehr Mousse.
Auf das Caramel-Macaron „Eh Macarona“ sind wir am meisten gespannt. Leider geht das Baumnussaroma zwischen den dicken Macaronshälften unter. Öffnet man sie, so schmeckt man es. Das Macaron ist uns aber insgesamt zu süss.
Die verrückte „Rosaroti Geiss“ vor dem „Chürbis Stübis“. Foto: Sara/Lunchgate
„Eh Macarona“ – Caramel-Macarons mit einer süssen Baumnusscrème. Foto: Sara/Lunchgate
Der INSIDER empfiehlt
Das kreative Rechberg-Team wirtet mit Freude und punktet mit einer verspielten, gehobenen Küche. Das Versprechen frisch und regional zu kochen, wird konsequent gelebt.
Wer sich in gediegener Atmosphäre etwas Besonderes gönnen möchte, ohne sein Budget aufstocken zu müssen, ist hier goldrichtig. Denn im Restaurant Rechberg 1837 bekommt man zu normalen Zürcher Preisen ausgezeichnetes Essen und einen tollen, persönlichen Service.
Ohhhh, der Rechberg war mein Lieblingsrestaurant in Zuerich, nich denke nicht dass man viel haette am Konzdept aendern sollen, weiss jemand was/wo der alte Besitzer ist?
Hallo Philippe, das wissen wir leider nicht. Eventuell kann dir das neue Rechberg-Team weiterhelfen, am besten rufst du an und fragst. Viel Glück!