Die Zeit, als Veganerinnen und Veganer mit ihrer Ernährungsweise nur auf Unverständnis, Achselzucken und Nasenrümpfen stiessen, ist definitiv vorbei. Ob aus ethischer, ökologischer oder gesundheitlicher Motivation – die Gründe für eine rein pflanzliche Ernährung sind so vielseitig wie die Typen, die sich für den Veganismus entscheiden. Was feststeht, ist, dass sich unser Bewusstsein gegenüber der pflanzenbasierten Ernährung zunehmend steigert.
Veganismus ist gesellschaftsfähig geworden. Es findet also – zumindest schrittweise – ein Umdenken statt. Und das freut mich als überzeugte Vegetarierin besonders. Das Beste daran? Für Vegis und Veganer war es noch nie so einfach, auswärts essen zu gehen, wie jetzt. Besonders die Zürcher Gastroszene scheint diesbezüglich sehr fortschrittlich. Denn in der Limmatstadt gibt es mittlerweile eine Handvoll erstklassiger Restaurants, die mit ihrer rein veganen Küche, oder einem vielfältigen veganen Angebot, begeistern. Hier meine 5 Lieblingslokale mit veganem Essen für jeden Typen, die Du unbedingt kennen musst!
1. Marktküche
Ich habe mich verliebt. Und zwar auf den ersten Blick. Und den ersten Bissen. Das war bei meinem ersten Besuch in der Marktküche vor zweieinhalb Jahren. Seitdem bin ich Stammgast bei Toby Hoesli und seinem tollen Team. In der Marktküche wird rein pflanzlich gekocht, und das mit unendlicher Kreativität, grossem Talent und ganz viel Herz. Kein Wunder also, wurde das Restaurant nun kürzlich mit 13 Punkten als erstes veganes Lokal im Gault Millau-Führer aufgenommen.
Die grüne Küche von Toby ist einfach einmalig und zu Recht schon lange kein Geheimtipp mehr. Kein anderes Restaurant hat es geschafft, mich bei jedem einzelnen Besuch und mit jedem Gericht, von Amuse Bouche bis Dessert, derart zu überzeugen und zu verzaubern! Was mir ausserdem noch gefällt? Der 27-jährige Gourmetkoch hat sich der regionalen und saisonalen – also marktfrischen – Küche verschrieben. Das klein aber fein gehaltene Menü wechselt monatlich, weshalb ich bei jedem Besuch gespannt sein darf und immer aufs Neue überrascht werde. Die Geschmackskompositionen sind einfach unglaublich harmonisch, ausgeklügelt und inspirierend, und dabei sieht auch noch jedes Gericht wie ein kleines Kunstwerk aus. Absolut Instagram-tauglich!
Mein Tipp: Unbedingt die Bergkartoffel-Gnocchi oder ein anderes Gericht mit der alpinen Knolle probieren. Eine kulinarische Offenbarung! Zu einem speziellen Anlass, oder wenn Du einfach mal Lust auf einen genüsslich-gemütlichen Abend hast, empfehle ich das 5-Gang Geniesser Menü. Damit gibts du dich in die besten Hände, wobei wirklich jeder Rappen der bezahlten 99 Franken gut investiert ist.
Marktküche
Feldstrasse 98
8004 Zürich
2. roots
Die Jungs vom roots haben’s einfach drauf. Erst kürzlich eröffneten sie im Kornhaus-Silo ihr drittes Lokal und scheinen auch für die Zukunft noch einige Überraschungen auf Lager zu haben. Das rein vegane Essens- und Saftangebot (nur zum Kaffee gibt’s Kuhmilch) orientiert sich an einer gesunden und nährstoffreichen Ernährung: Also ideal vor oder nach dem Sport, sowie, wenn ich ehrlich bin, eigentlich auch bei jeder anderen Gelegenheit. Schon ein paar Mal hat mir die Aussicht auf eine frische Bowl vom roots den Tag gerettet!
Wählst Du einen Wrap oder eine grosse Portion der Nutrition Bowls – was Dich ungefähr ein Zwanzigernötli kostet – bist Du danach auch wirklich satt, aber auf eine leichte, angenehme Art. Falls Dir das Lokal an der Lintheschergasse zu hektisch ist, empfehle ich einen Besuch im roots@balboa. Dort wird übrigens sonntags auch vegan gebruncht. Am Schanzengraben lässt es sich in dem grosszügigen Raum mit stylischem Interieur wunderbar und ungestört geniessen, während andere einen Stock weiter unten Gewichte heben und schwitzen.
Mein Tipp: Die Protein-Bowl. Dass diese Nutrition Bowl der Bestseller ist, kann ich gut nachvollziehen. Das Cashewdressing ist zum Reinlegen und Quinoa bereite ich seither zu Hause nur noch à la roots zu (Kurkuma ins Kochwasser und mit Balsamico-Essig abschmecken). Nach dem Training gönne ich mir entweder einen Balboa Power Shot oder den genauso leckeren Skinny Bitch – einfach so für Zwischendurch wären mir die Säfte aber etwas zu „heavy“.
roots
Lintheschergasse 15
8001 Zürich
3. Stripped Pizza
Wir alle lieben Pizza. Für die einen ist Tiefkühlpizza heimliches Vergnügen, andere schwören auf selbstgebackene Pizza mit selbstgemachtem Teig. Wie auch immer, früher oder später hat jeder mal Lust auf Pizza. Auch Veganer. Doch die gehen für gewöhnlich meist leer aus. Was beim Anblick des mancherorts trostlosen Pizzabelags (zur Hälfte aus der Büchse) vielleicht gar nicht so schlimm ist…
Aber es geht natürlich auch anders! Und genau das beschreibt Stripped Pizza, das vor rund 4 Wochen mit einer zweiten Filiale beim Talacker eingezogen ist. Hier ist Pizza natürlich, aber eben auch anders. Natürlich, weil in dieser Küche keine E-Stoffe verwendet werden. Die Zutaten sind also frisch und unverarbeitet. Und anders deshalb, weil Du Deine Pizza mit der Wahl des Mehrkorn- oder Vollkorn-Leinsamenteig zu einer vollwertigen Mahlzeit machst, die dabei auch geschmacklich voll überzeugt. Im Stripped Pizza steht das vegane Angebot zwar nicht im Vordergrund, aber dafür ist es umfassend und kreativ: Es gibt zwei vegane Signature-Pizzen, entweder die Veganara mit doppelter Tomatensauce oder die knallig pinke #Foodporn, die mit ihrer Randen-Cashew-Sauce farbige und geschmackliche Akzente setzt.
Oder Du bestellst Dir Deine individuelle Wunschpizza einfach an der bedienten Theke. Dort gibt es auch die Möglichkeit, eine grosse Salat-Bowl zusammenzustellen. Die mehrheitlich veganen (abgesehen von verschiedenen Käsesorten) Zutaten kommen übrigens sowohl auf Pizza als auch auf Salat – eine gute Massnahme gegen Lebensmittelverschwendung. Apropos Käse: Den gibt’s für Veganer hier wirklich nicht. Auch nicht pflanzlicher Schmelz“käse“. Diese Imitate beinhalten nämlich meist reihenweise Zusatzstoffe mit E-Nummern. Soll heissen, hier kannst Du mit gutem Gewissen in deine vegane Pizza beissen! Beim Vollkorn-Leinsamen-Teig kann das zwar ganz schön harte Arbeit sein, doch das machen der Geschmack und die guten Zutaten bei Weitem wieder wett.
Mein Tipp: Klar, als Randenliebhaberin ist für mich die Variante mit der Randen-Cashew-Sauce natürlich gesetzt. Auch die Toppings der #Foodporn haben mich total überzeugt – das hätte ich selber gar nicht besser kombinieren können! Beide veganen Pizzen kosten 18 Franken, für 24 Franken kriegst du einen feinen, gesunden HeyLife-Softdrink und einen Menüsalat dazu!
Stripped Pizza – Talacker
Talacker 41
8001 Zürich
4. Rämi 59
Studierende in Zürich haben eine beeindruckende Auswahl an Mensen, die sie über Mittag gut und günstig sättigen. Erfreulicherweise gibt es auch fast immer eine fleischlose Variante. Über Geschmack und Kreativität lässt sich zwar streiten, doch das Angebot ist da. Ganz anders sieht das bei rein pflanzlichen Mittagsmenüs aus. Kommen bei Dir gar keine tierischen Produkte auf den Teller, musst Du Dich aufgrund der oft käselastigen Menüs und Speisen, welche Eier enthalten, wohl oder übel meist mit dem Salatbuffet zufrieden geben.
Aber nicht überall! Für alle die, welche sich vegan ernähren und tagsüber an der Uni Zürich unterwegs sind, gibt es seit geraumer Zeit einen Zufluchtsort: Das Rämi 59. Die vegane Mensa neben der Tramhaltestelle „Kantonsschule“ kocht von Montag bis Freitag jeden Tag zwei unterschiedliche und sehr schmackhafte Menüs. Man wählt zwischen Traditional oder Global, was viel Abwechslung und stimmige Kreationen auf das Mensatablett bringt. Hast Du ein Wunschmenü, musst Du früh kommen: Hausgemachte, währschafte Beilagen wie Spätzli oder Rösti sind hier schnell vergriffen. Im Rämi 59 gibt es zwischen 11 und 14 Uhr warmes Essen (Auswärtige kriegen das Menü für 11.90), zu den Randzeiten des Mittagsservices findest Du auch bestimmt einen Platz.
Mein Tipp: Wie viele andere auch, mag ich vor allem die währschaften Schweizer Gerichte, vegan interpretiert und geschmacklich sehr überzeugend. Das Züri „Gschnätzlets“ mit Rösti für 6.90 (mit Legi) macht mich besonders satt und glücklich.
Rämi 59
Rämistrasse 59
8001 Zürich
5. Klara's Kitchen
Und eine Tramstation oder 5 Gehminuten weiter oben kannst Du den veganen Genuss fortsetzen. In Klara’s Kitchen gibt es meiner Meinung nach eine der feinsten Dessert-Auslagen mit fast täglich wechselnden, hausgemachten und nur natürlich gesüssten Sweets.
Der klitzekleine vegetarische Take-away von Klara und Erich bietet aber auch mehrere – hauptsächlich vegane – Mittagsmenüs an, und ist somit eine gute Alternative wenn Du es mal eilig hast, oder Deine frische Quinoa- oder Gnocchi-Bowl lieber draussen in der Sonne geniesst. Für ein Zwanzigernötli kriegst Du zum warmen Essen beispielsweise auch noch ein Stück von Zürichs bestem Banana Bread oder einen knallgrünen Spinat-Smoothie, der Dich zwischen Vorlesung und Seminar aufweckt und erfrischt.
Mein Tipp: Auch wenn ich selber gern und oft backe, gönne ich mir hier ab und zu mit grosser Freude ein Stück Kuchen oder einen Muffin. Die Desserts sind alle vegan und kommen ohne Industriezucker aus, auf den auch ich in meiner Küche grösstenteils verzichte. Am liebsten habe ich den Süsskartoffel-Brownie: der perfekte „Superfood“ für unterwegs und einfach unheimlich lecker. Dasselbe gilt für den Himbeer-Muffin (siehe Instagram-Bild!). So fein und deshalb leider auch superschnell verputzt. Doch Dein Alltag ist damit definitiv versüsst.
Klara’s Kitchen
Universitätstrasse 17
8006 Zürich
Noch mehr Veganes gefällig? Hier geht’s zu Teil 2!
Hast Du auch noch einen veganen Restaurant-Tipp in Deinem Ärmel? Verrate es uns mit einem Kommentar oder auf insider@lunchgate.com.
Auch erwähnt werden dürfte die Bio-Insle in Zürich Höngg. Mit sehr reichhaltigem, breitem veganem Angebot.
Ich finde die Auswahl der 5 oben genannten Lokale nicht schlecht. Aber hier kommt doch einiges zu kurz. V.a. wenn ein „normales“ Restaurant wie Stripped Pizza im Rangking vorkommt. Rein vegane Restaurants gibt es kaum, aber mittlerweile ist das Angebot für Veganer in Zürich enorm gewachsen. Sehr speziell und ausgesprochen lecker ist nach wie vor das Miyuko von Sara Hochuli (min. bei Vorbestellung sind auch vegane&glutenfreie Kombis möglich). Neben Klassiker wie dem Hiltl, sollten vielleicht auch mal die folgenden Restaurants getestet werden: Samses, Vegelateria, bad hunters (Jelmoli), b.good (Bellevue), not guilty, Gärtnerei, Dean and David, Elle n‘ belle,.. die Liste erstreckt sich ins Bodenlose.
Mich freuts! Jetzt fehlen nur noch die Veganen-Rohköstlichen Restaurants. Denn auch Rohkost gibt es in einer Gourmetvariante und sehr viele Grossstädte warten mit solchen Leckerein auf. Wo bleibt Zürich? Oder gibt es die schon und ich hab sie nur noch nicht entdeckt?