Folgende 9 Schweizer Brauereien beweisen, dass auch wir das Brauhandwerk draufhaben: vom Zürcher Brauerei-Grosi, über die gemütliche Quartierbeiz in Bern bis zum urchigen Brauermeister in den Bündner Bergen ist alles dabei.
Obwohl heute sicherlich viele anderer Meinung wären, ist Bier eigentlich Frauensache. Stimmt nicht? Stimmt wohl: Früher waren es Frauen, die in Europa Bier brauten und Pubs führten. Wieso? Weil man das Getreide eingelegt in Wasser über dem Feuer kochen, dabei ständig rühren und die Temperatur kontrollieren musste.
Erst mit der Entdeckung der Hefe im 19. Jahrhundert veränderte sich das Brauereigewerbe. Die Hefe gärte das Getreide ohne menschliches Zutun – man musste also nicht mehr die ganze Zeit am Herd stehen. Da rissen sich die Männer das Business unter den Nagel.
1. Sudwerk
Müsste ich mich für eines der Biere vom Sudwerk entscheiden, wäre es das Summit – Indian Pale Ale (IPA). Ich selber habe mein erstes IPA in den Staaten (San Francisco) getrunken und war sofort überzeugt davon. Im Geschmack intensiver als unser herkömmliches Blondes ist auch der Alkohol-Anteil bis zwei Prozent höher. Der kräftige Malzgeschmack gefällt mir besonders gut. Der hopfige Abgang verleiht dem Bier einen köstlichen Twist.
Inspiriert von den Amerikanischen Craftbrew-Pionieren in Marine County (nördlich von San Francisco), will das SUDWERK-Team seit 2011 das „Einheitslagerbier-Syndrom“ bekämpfen und klassische Bierstile wie Pale Ale, Stout oder Porter wiederentdecken. Während sie in einem Jahr gerade mal so viel wie eine „grosse“ Brauerei an einem Tag produziert, sind die einzigartigen Biere jeden Schluck wert.
Für das Cowgirl in dir. Die herben Ales von Sudwerk schmecken mit einem Cowboy-Hut auf besonders gut. Foto: Sudwerk Website
2. Brauerei Locher
Wer kennt es nicht: Das naturtrübe Quöllfrisch, welches an heissen Sommertagen eine willkommene Abkühlung bietet, wenn es prickelnd unsere Kehlen benetzt. Die Locher Bräu hat für jeden Geschmack etwas zu bieten: sei es das süssliche Hanfblüten Bier für das erste Date; das lieblich prickelnde Vollmond Bier für schwüle Sommerabende; oder das herbe Schwarze Kristall mit einem leichten Röstkaffee-Bouquet für Experimentierfreudige.
Wusstest Du, dass der traditionsreiche Familienbetrieb im Appenzell der grösste Abnehmer von Schweizer Braugerste ist? Vor allem Bergbetriebe zwischen 1200 und 1700 Metern über Meer gehören zu ihren Lieferanten. Damit trägt die Brauerei Locher zur Förderung und Erhaltung des alpinen Lebensraums wesentlich bei. Bravo!
Der Braumeister kontrolliert das gelagerte Bier. Foto: Locher Bier Website
3. Brauerei BierVision Monstein
Mein persönlicher Geheimtipp liegt zwar nicht in Zürich, aber dafür im Zürcher Ferien-Kanton Graubünden. Nicht nur das Bier ist – Hand aufs Herz – eins der besten, das ich bis jetzt getrunken habe. Auch die Aussicht von der höchstgelegenen Brauerei der Schweiz ist atemberaubend. Bei der Besichtigung führte uns der nette Bier-Öhi durch die überschaubare Brauerei – es leben die Klischees.
Klares Bergquellwasser, Schweizer Hopfen und einheimisches Bio-Malz von Gran Alpin machen den einmaligen Geschmack der Monsteiner Biere aus. Meine Favoriten sind das Bio Mungga Bier und das Bio SteinBock-Bier, welches 2014 sogar mit der Gourmet Knospe ausgezeichnet wurde.
Hoch oben in den Bergen auf 1625 Metern über Meer entsteht das feine Bier der Brauerei Monstein. Foto: Biervision Monstein Website
4. Storm & Anchor
Beim 2011 gegründeten Storm & Anchor ist jedes Bier einzigartig – oder zumindest jeder Sud. Die Philosophie von Braumeister Tom Strickler ist nämlich, kein einziges Standard-Bier zu brauen. Und so hat er schon mehr als 50 verschiedene Arten Bier produziert. Das Beste: nicht nur die Biere sind einzigartig sondern auch ihre Etiketten, die an Tattoo- und Grafitti-Kunst erinnern.
Vor 14 Jahren fing der Winterthurer an, zuhause in der eigenen Küche Bier zu brauen. Mittlerweile braut er nicht mehr zuhause. Er mietet sich als „Gypsybrauer“ bei anderen Brauereien ein, um dort selber zu produzieren, wie es auf seiner Website heisst.
Sammlung der künstlerischen Bierflaschen von Storm & Anchor. Foto: Stefan Schaufelberger
5. Turbinen Bräu
Die Turbinen Bräu ist Zürichs Bierbrau-Grosi. 1996 gegründet, ist sie nämlich die älteste neue Bierbrauerei. Drei Zürcher stemmten sich damals gegen den Niedergang der Bierkultur, nachdem die damals letzte grosse Brauerei in Zürich (Brauerei Hürlimann) die Produktion einstellte.
Ich mag das Rekord-Spezialbier besonders gerne – das naturtrübe Bier hat einen starken Malz-Geschmack. Die Biere von der Turbinen Bräu sind wegen der kurzen Vertriebswege in Zürich weder pasteurisiert noch enthalten sie neben dem Alkohol zusätzliche Konservierungsmittel.
Etikettierung der Bierflaschen in der Turbine. Foto: Turbinen Bräu Website
6. Bieraria Tschlin
„Ganz ehrlich, es war und ist eine verrückte Idee, im Unterengadin Bier zu brauen“, heisst es auf der Website der Tschliner Bieraria Engiadinaisa, denn es gab im Unterengadin keine unmittelbare Biertradition.
Ich bin froh, dass sie es durchgezogen haben, denn das Bier der Bieraria Engiadinaisa gehört für mich zu den besten der Schweiz. Die unverkennbare gelb-goldene Farbe, der vollmundige Weizen-Geschmack und der biologisch angebaute Schweizer Hopfen verleihen dem Bio-Bier den einzigartigen Geschmack.
In Szene gesetzt: das Biera Engiadinaisa. Foto: Bieraria Tschlin Website
7. Barbière
Auch in der Schweizer Hauptstadt gibt es wahre Bierbrau-Künstler. Immer wenn ich meine Freunde in Bern besuche, ist ein Stopp im Barbière unumgänglich. Die freundliche Quartierbeiz eröffnete März 2014 am Breitenrainplatz ihre Tore und avancierte schnell zum It-Place für die Alternativen. In der hauseigenen Brauerei entstehen Qualitätsbiere abseits des Mainstream: erfrischenden Spezialbieren oder schmackhaften Ales lassen das Bierherz höher springen. So wie ich trinken auch die Jungs im Babrière IPAs gerne. Und so findest Du hier eine besonders grosse und gute (!) Auswahl an Indian Pale Ales.
Der elegante Schriftzug macht auch die Gläser im Barbière zu etwas Besonderem. Foto: newlyswissed
8. Müller Bräu AG
Schon seit vier Generationen führt die Familie Müller die 1987 gegründete Badener Brauerei H. Müller AG. Mein Lieblingsbier ist das „Original Barry Bier“, welches Müller Bräu zusammen mit der Foundation Barry du Grand Saint Bernard lancierte. Mit jedem verkauften 10er-Pack „Barry Bier“ fliessen CHF 0.50 in die Kasse der Fondation Barry, welche sich für das Fortbestehen der gutmütigen Riesen auf dem Grossen Sankt Bernhard einsetzt. Der berühmteste Bernhardiner war Barry I. Er rettete zwischen 1800 und 1812 über 40 Menschen das Leben. Auf’s Wohl für eine gute Sache!
Die Brauerei Müller produziert viele verschiedene Bier-Arten. Foto: Brauerei Müller
9. Volta Bräu
Auch die Basler können was, wenn es ums Brau-Handwerk geht. Mitten in der Volta Bräu hinter der Bar stehen die grossen Bierbraukessel. Die Biere schmecken besonders intensiv, da sie weder filtriert noch pasteurisiert werden. Auch auf Konservierungsstoffe verzichten die Braumeister. Ich mag den Biergarten der Volta Bräu besonders gerne. Hier kannst Du an schwülen Sommerabenden mit Freunden gemütlich dein Bier geniessen. Die umliegenden Gebäude verbreiten ein gewisses Industrial Flair.
Zu den guten Bieren gibt’s auch lecker Brezel dazu. Foto: Volta Bräu
Ist Deine Lieblingsbrauerei nicht dabei? Schreib es uns in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com.