Endlich werden sie sesshaft – Markus Stöckles und Elif Oskans sympathische Küche und fabelhafte Desserts (Miss Marshall) sind von nun an fixer Bestandteil der Zürcher Restaurantszene. Die beiden kennen wir bereits als findige Köpfe hinter dem Pop-up-Restaurant Wild Bar und dem Taco-Fenster Fuego Y Hielo. Nun geht es mit bodenständiger Schweizer Küche mit bayerischem Einschlag in eine ganz andere Richtung. Passend dazu der Name des neuen Restaurants an der Sihlfeldstrasse: Rosi.
Eine Karte voller Schmankerl
Die Karte im Rosi ist sehr einfach gehalten, doch wir brauchen eine gute halbe Stunde, um uns für eines der Gerichte zu entscheiden – am liebsten hätten wir nämlich alle genommen! 12 Schmankerl stehen auf der Karte, die als Vorspeise, Beilage oder eben Schmankerl fungieren und sich auch zum Teilen eignen: Brezn mit Butter und Schmalz, Pilz- und Zwiebelbrühe, Wurstsalat mit Kernöl, Kalbskopf-Terrine oder Bohnen mit Speck sind nur einige davon. Dazu kommen noch drei grosse Gerichte, die sich ebenfalls zum Teilen anbieten: Backhendl mit Kalbsbrät und Preiselbeer-Kren (Meerrettich), Ferkel-Haxn und Forelle mit Vogerlsalat (Nüsslisalat). Während wir werweissen, trinken wir schon mal einen hausgemachten Eistee, der sehr aromatisch und perfekt abgeschmeckt ist. Ausserdem Sekt aus richtigen Sektschalen – für mich schon Grund genug, hier bald wieder einzukehren.
Wir bestellen einmal querbeet und kriegen Brezn mit Butter und Schmalz, Spätzle und Weisswürste im ersten Gang, Backhendl und Rosenkohl im zweiten.
Ausgezeichnet schmecken tun die Speisen alle – von den luftigen, feinen Spätzle über den süssen Senf und die Weisswürste bis hin zum Rosenkohl, der am Stamm serviert wird, mit Schmalz übergossen und Butterbröseln dekoriert ist.
Das Backhendl ist überaus zart, sodass wir die Kalbsbrätfüllung nicht einmal vermissen würden. Auch toll: Es liegt auf einem Salatbett, das grosszügig mit Kräutern wie Estragon und Peterli angereichert ist. Prompt haben wir uns überschätzt und sind danach pappsatt.
Dass wir jetzt keinen Platz mehr für das Dessert haben, ärgert uns ziemlich. Vanilleeis mit Kernöl oder Bayerische Creme mit Veilchenessig – wir werden uns bald wiedersehen.
Sorgfalt im Detail
Einfache Farben und Holz dominieren die Einrichtung im Rosi – Herzstück ist eine grosse Bar, die schon beim Eintreten ins Auge sticht und sehr einladend wirkt. Wir mögen auch die herzliche Bedienung und die offene Küche sehr gerne. Und: Das Rosi hat einfach ein schönes Häuserl (Toilette) ohne viel Chichi.
Faire Preise
Rosi hält, was es verspricht: Die Preise sind äusserst fair. So werden durchschnittliche Esser auch bei zwei oder drei Schmankerln satt, und die kosten im Schnitt 12 Franken. Die grossen Speisen zum Teilen gibt es um 45 Franken. Auch die Nachspeisen zwischen 6.50 und 12.50 bewegen sich fast schon auf Landbeizenniveau.
Sag tschüss zur Diät und geh ins Rosi
Bessere Spätzle findet man garantiert nur in Bayern und überhaupt sind die Speisen im Rosi auf sehr hohem Niveau zubereitet – alles andere hätte uns auch überrascht. Wer währschaften Soulfood aus bekannten Zutaten gerne mag, der ist im Rosi gut aufgehoben. Die Küche ist allerdings auch eher schwer, selbst der Rosenkohl wird noch mit Schmalz übergossen. Für Vegetarier und Kalorienzähler wird es eher schwierig, hier etwas zu finden. Dafür ist Rosi sonst eine echte Allrounderin, denn sie bietet Raum für vieles: Ausführlich Abendessen in einer grossen Gruppe, bis man nur noch rollen kann, oder Bier trinken und Schmankerl essen zu zweit geht genauso gut wie der Dekadenz frönen und nur auf ein Dessert (zum Beispiel Gersten-Tee-Eis mit Sanddorn?) mit Sekt vorbeikommen.
Ciao Simone
Wir können uns Deiner begeisterten „review“ nur bedingt anschliessen. Zumindest was Leute, die keine Lust auf Bier haben, angeht (die Bierauswahl haut mich auch nicht grad
vom Hocker).
Die beiden offenen Weissweine und der Rosé sind auf der sauren, lieblosen Seite, den Côte du Rhone haben wir ausgelassen, der Blaufränkische passte nach längerer Aufwärmphase – wirkte fast wie aus dem Kühlschrank – am Besten. Leider auch kein Tropfen, der begeistert. Kein Wein unter 9 CHF/dl. Passt m.E. nicht zur wirklich schönen Schmankerlkarte.
Die Schmankerl – und die Desserts! – sind echt zu empfehlen (Obatzer und Eiersalat auf Krabben!). Auch das Brot mit gesalzener Butter und dem himmlischen Schmalz!!!
Das Backhendl traf unseren Geschmack gar nicht. Fad und eher aus dem Wasser gezogen, trotz Panade. Schade auch, dass Preiselbeeren und Kren, viel zu wenig davon, quasi im Voraus gemischt auf den Tisch kommen.
Espresso indiskutabel bitter. -Alles in allem eine äusserst durchzogene Erfahrung. Der symphatische und gute Service sowie der schöne Aussenbereich sind dafür auf der positiven Seite zu verbuchen!
Klingt wirklich toll! Nur schade, dass man bei den Brezn bereits auf den Bildern sehen kann, dass es keine typischen bayerischen Brezn sind. Die sollten aussen knusprig und innen weich sein.