Zwischen der Eröffnung einer weiteren Lunchbar mit Bio-Suppe und dem nächsten hippen Café fehlt mir manchmal etwas in Zürich. Etwas unprätentiöses, einfaches, aber herzliches: die Quartierbeiz. Früher war ein Quartierbeizli rustikal-traditionell ausgestattet, es gab Schnitzel und Rösti für zwanzig Franken und der Wirt kannte die Gäste beim Namen. Wo sind diese Beizli hin?
Wir suchen im 3. Teil unserer Quartierbeizen-Serie nach neuen und alten Quartierbeizen in Zürich, dieses Mal im Kreis 3. Der erste Teil unserer aufwendigen Beizli-Suche im Kreis 1 findest Du hier, und alle gemütlichen Beizlis aus dem Kreis 2 gleich hier.
Restaurant Hopfenau
Das Hopfenau versteht sich als Quartierrestaurant und ist bis jetzt meine liebste Neuinterpretation der Quartierbeiz. Nicht rauchig, düster und staubig, sondern hell, freundlich und ohne Schnickschnack eingerichtet. Hier fühlen sich Familien aber auch Geschäftsmänner wohl. Und genauso sympa ist die Karte. Darauf steht zur Mittagszeit Penne und Pouletsalat, und gegen Abend darf es auch mal ein edles Schweizer Rib-Eye-Steak sein. Kleine Details wie die Blumentöpfchen und Lichterketten vor dem Fenster geben der Beiz zusätzlichen Charme.
Hopfenau: Die gehobene Quartierbeiz mit moderner Küche. Foto: Lunchgate/Simone.
Die Vereinigung
Die Besitzer der Vereinigung erkennen gleich, wer in der Vereinigung (ehemals Bar Sol) Stammgast und wer ein Neuling ist. Die Begrüssung ist so oder so herzlich. Die kleine Bar ist heimelig mit dunklem Holz ausgestattet, ein Kachelofen und Bergbilder lassen Heimatgefühle aufkommen. Im Gegensatz dazu setzt die farbig geflieste Bar einen exotischen Gegenpunkt. Und genauso ist auch die Vereinigung ein Treffpunkt von unterschiedlichen Menschen. Pssst, vom Hörensagen gibt es hier auch eine tolle Küche.
Kommt zusammen: die Vereinigung ist ein beliebter Treffpunkt. Foto: Lunchgate/Simone.
Bei Babette
Babette ist schon seit 12 Jahren ein wichtiges Quartierbeizli: herzig, klein, fein, eine Mischung von französischem Bistro und einer Schulkantine. Zu essen gibt es Crepes. Im Gegensatz zu anderen Beizlis ist Babette (fast) immer für die Gäste da: von Mittwochs bis Sonntags von morgen 10.00 Uhr bis um Mitternacht.
Bei Babette wird freundliche Bedienung gross geschrieben – nicht selbstverständlich im Kreis 3. Foto: Lunchgate/Simone.
Zwischengang: Beizli Tod
Alteingesessene Zürcher trauern um die vielen gestorbenen Quartierbeizli. Und so sieht man auch im Kreis 3 da und dort eine blasse Erinnerung, zum Beispiel ans Glarnerstübli, das jetzt ein chinesisches Restaurant ist.
Zeugnis der Vergangenheit: das Glarnerstübli ist jetzt ein chinesisches Restaurant. Foto: Lunchgate/Simone.
Zentralstube
Das Original: die Zentralstube an der Bertastrasse ist eine der allerletzten urchig-traditionellen Quartierbeizen Zürichs. Sollte sie je schliessen, müsste man sie direkt in ein Museum transportieren, inklusive dem Stammtisch mit den Kafi-Schnaps trinkenden und qualmenden Herren im besten Alter, der freundlichen und allseits beliebten Serviertochter, der überladenen Trese und dem grau-braunen Kachelboden. Nein, die Zentralstube hat keine guten Bewertungen auf diversen online Portalen, aber dafür hat sie in meinem Herzen hundert Punkte erreicht. Sie braucht im Wettbewerb im Internet auch gar nicht zu bestehen, denn sie ist ein Original!
In der Zentralstube findet man einfach alles, was eine ursprüngliche Quartierbeiz ausmacht. Foto: Lunchgate/Simone.
Und dann wären da noch...
Das Piazza am Idaplatz verdient auf jeden Fall eine Erwähnung. Zwar gibt es fast hier keine klassichen Beizli Elemente, doch im Geiste ist dieses sympathische Café ganz klar mit den Schweizer Beizlis seelenverwandt.
Das Piazza am Idaplatz ist ein Must für Anwohner. Foto: Lunchgate/Simone.
Die Rosenburg gilt ebenso als letzte klassische Quartierbeiz wie die Zentralstube. Hier sitzt der Gastgeber mit seinen Gästen am Stammtisch und erzählt höchstpersönlich die Geschichte des Hauses (Cordon Bleu seit 27 Jahren!). Hier tummeln sich tagsüber die älteren Stammgäste, abends schneit es auch Junge herein, die die fairen Preise und die gastliche Wärme der guten Stube zu schätzen wissen. Achtung gefährdet: die Rosenburg blickt ihrem Ende in zwei Jahren entgegen. Der Grund ist die Beizli-Krankheit Nummer 1: steigende Mietpreise.
Prost! Auf die Tischplatte starren und anderen Gäste ignorieren? Das ist diesen Herren fremd. Foto: Lunchgate/Simone.
Der Salon, übersetzt Wohnzimmer, ist auf den ersten Blick vielleicht etwas zu gestylt für ein gemütliches Beizli. Aber weit gefehlt: hier fühlen sich junge und alte Wiediker wohl, das liegt an der schönen Einrichtung, der gemütlichen Leseecke und dem unkomplizierten Service.
Der Salon ist eigentlich zu schön für diese Liste, aber wir wollen mal nicht so sein. Foto: Lunchgate/Simone.
Teil 2 verpasst und Teil 4 noch nicht gesehen? Dann findest Du die Quartierbeizen-Führer hier:
Haben wir dein Lieblingsbeizli vergessen? Schreib es uns in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com.
Hallo. Und was ist mit der Köchlistube? Dies ist eine richtige Beiz, welche schon seit über 100 Jahren besteht… an Köchligasse Nähe Bhf Wiedikon. Grüsse
Hallo. Bei der Beizli Serie gehen wir jeweils Kreis für Kreis vor, und die aktuelle Serie bezieht sich auf Kreis 3.
Die Köchlistube wird dann in der nächsten Episode zum Kreis 4 vorgestellt. Sie befindet sich zwar in der Nähe des BHF Wiedikon, gehört aber, streng genommen, zum Kreis 4 ? Grüsse, Simone