Während ich für den Quartierbeizen-Führer eins, zwei und drei noch verbissen nach Quartierbeizen suchen musste, bin ich jetzt im Kreis vier endlich im Beizli-Paradies angekommen. Der beliebte Kreis ist der wohl vielfältigste Kreis in Zürich und das hat mir die Suche dieses Mal einfach gemacht. Ganz ehrlich, die Beizli-Suche bis anhin war teilweise so zäh wie ein drittklassiges Wiener Schnitzel. Dafür habe ich jetzt die Qual der Wahl.
Das Beizli der Zukunft? Zum Goldenen Fass
Das Goldene Fass war schon immer eine Beiz, allerdings seit zwei Jahren unter einer neuen Leitung. Während es draussen regnet, sitzt man hier drinnen hinter Milchglas im wunderschön getäferten Raum, es ist gemütlich aber nicht schmuddelig, das Licht warm aber nicht schummrig. Zwischen Büchern, einem alten Radio und einem grossen Löwenmaul findet man einen alten Bekannten: den Beizli-Stammtisch. Moll, so kann sich ein modernes Beizli-Konzept sehen lassen. Zu essen gibt es klassische Schweizer Küche, aber mit einem modernen, leichten Dreh. Das goldene Fass hat übrigens noch einen Trumpf im Ärmel: Bei gutem Wetter öffnet ein lauschiger Innenhof. Möchtest Du das Restaurant ausprobieren? Dann kannst Du ganz einfach hier reservieren.
Die Welt draussen mal kurz sein lassen und in Beizli-Atmosphäre schwelgen: Zum Goldenen Fass. Foto: Simone/Lunchgate
Hübsch! So hat das Schweizer Beizli doch durchaus eine Chance gegen die Systemgastronomie. Foto: Simone/Lunchgate
Zum Wohl des Bieres: Gambrinus
Das Gambrinus ist die klassische Quartierbeiz minus den alteingesessenen Mief. Sie ist sehr sauber und hell, fast schon wie in einer Kantine, doch gemischt mit Quartierbeizli Elementen: Bierkrüge stehen als Deko auf dem Balken über der Eingangstür, die Tische und Stühle sind aus Holz und in die Stuhllehne sind Herzchen geschnitzt. Dazu gibt es natürlich Bierplakate und Bilder der Beizli-Heiligen. Und beim Reingehen zupft einem sofort ein Stammgast am Ärmel: „Sie suchen Quartierbeizen? Suchen Sie nicht weiter. Das hier ist die Beste.“
Der namensgebende König Gambrinus ist der Legende nach der Erfinder des Bierbrauens. Foto: Lunchgate/Simone
Quickfidel: das Eichhörnli
In manch einer urchigen Beiz fühlt man sich beim Eintreten wie das Greenhorn in einem Western Salon voll gestandener Cowboys. Es wird totenstill und alle schauen einem an. Den Kopf aus der Schlinge ziehen kann man zwar ganz einfach mit einem netten Gruss. Trotzdem: Diese Art des Empfangs wird einem im Eichhörnli nie passieren. Stattdessen begrüsst einem hier das freundliche Wirtepaar, Eichhörnli hüpfen über die Wände, und Jung und Alt aus dem Quartier geben sich die Klinke in die Hand. Gute Gründe für einen Besuch sind die feine Menükarte und eine überdurchschnittlich gut bestückte Weinkarte. Das Eichhörnli feiert dieses Jahr sein elfjähriges Bestehen so munter, als hätte es noch nie was vom Beizlisterben gehört.
In dieser Quartierbeiz wird fein gekocht. Foto: lunchgate/Simone
Für Insider: die Köchlistube
Die richtig urchigen Quartierbeizen wie die Köchlistube meiden das Internet wie den Teufel. Sie haben keine Webseite und kein Interesse an Selbstdarstellung. Klar, solch neumodischen Trends ziehen vorbei, während eine Institution wie die Köchlistube, natürlich an der Köchlistrasse, für immer bestehen bleibt. Die Gäste der Köchlistube lieben das Beizli heiss und schwanken irgendwo zwischen: „Das sollte jeder kennen“ und „Bitte, sagts nicht weiter“.
Lauschig und gemütlich, drinnen wie draussen: die Köchlistube. Foto: lunchgate/Simone
Der Liebling der Albisrieder: Hardhof
Der Hardhof ist ein sicherer Wert in der Region des Albisriederplatz – gehört aber dennoch streng genommen zum Kreis 4 dazu. Hier gibt es kulinarisch alles, was das Beizer Herz begehrt: frische, originelle Schweizer Küche, ein Buffet mit hausgemachten Würsten, eine Theke mit verheissungsvollen Destillaten. Im Hardhof ist der Umgangston stets herzlich, und trotzdem fühlen sich hier auch Einzelgänger wohl. Mein Lieblingsdetail: die Hobbittüre, die ins stille Kämmerchen führt. Der Hardhof ist sehr beliebt, deshalb lohnt sich eine Reservation.
Frische Blumen gehören im Hardhof ebenso dazu wie eine gute Menüempfehlung. Foto: lunchgate/Simone
Die Tür führt nichts ins Auenland, dafür aber zum stillen Örtchen. Foto: Lunchgate/Simone
Und dann wären da noch ...
Die Weinstube versprüht Tradition aus jeder Pore, schon von Weitem schlägt einem der Beizli Duft entgegen. Hier treffen sich Kreis 4 Alteingessene. Wie bei jeder richtigen Beiz sitzt man hier drinnen unter wunderschönen, glasigen Lampen und draussen unter einem riesigen Baum. Auch die Menükarte ist authentisch: Sie ist ein ausgedrucktes Word File, aber wichtiger ist natürlich was draufsteht. Zum Beispiel Rindssauerbraten mit Rotkraut und Butter-Spätzli für faire 22.50 Franken.
Die Körnerstube liegt in derselben Strasse wie die Köchlistube und hat ebenfalls viel Quartierbeizen-Flair: währschafte Küche und viele Gäste, auch tagsüber, lohnen einen Besuch.
Kreis Cheib ist ein alter Name für den Kreis 4. Früher eher abwertend gemeint, weil das Quartier als unattraktiv galt. Das hat sich geändert, der Kreis 4 ist zum Wohnen hip und kulinarisch bieten sich tausend Möglichkeiten. Bleibt zu hoffen, dass die Spirale nicht zu Ungunsten unserer Beizli dreht – die mögen nämlich teure Mieten und zu viel Aufwertung gar nicht, sie brauchen ein gemischtes Publikum und ein preiswertes Angebot wie die Luft zum Atmen.
In diesem Sinne, Prost – auf ein langes Beizlileben!
Unser Quartierbeizen-Führer hat noch mehr zu bieten:
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