Die lange Warteschlange vor der Eingangstür des Ona Poké lässt es schon erahnen: Der Foodtrend-Import aus den USA hat sich in Zürich offenbar schon weit herumgesprochen. Die Poké Bowl kommt nämlich ursprünglich aus Hawaii. Die kleingeschnittenen rohen Fischstücke, die mariniert und mit Reis und weiteren frischen Zutaten angerichtet werden, geben der Schüssel denn auch ihren hawaiianischen Namen. Übrigens: Mit den berühmten japanischen Fantasiewesen hat er nichts zu tun. Was wirklich hinter dem Konzept des neueröffneten Lokals am Bleicherweg steckt, verraten uns Olivia und Flavian vom jungen Unternehmer-Trio gleich selber.
Schüssel zum Genuss
Trotz dem buchstäblich very busy Business in der Zürcher Innenstadt, erwarten mich Olivia und Flavian, zwei der drei jungen Geschäftsführer, um mir beim Mittagessen Rede und Antwort zu stehen. Ich muss zugeben, ein bisschen voreingenommen bin ich beim Thema „Bowl“ ja schon. Ich esse nämlich meine selbergekochten Gerichte tatsächlich auch am liebsten aus der Porzellanschüssel. Dafür sind meine Erwartungen an die Poké Bowl umso höher, da ich in meiner eigenen Küche des Öfteren ähnliche Superbowls kreiere. „Isst du Fisch?“, fragt mich Flavian, als wir uns in die Schlange für an die Theke stehen. Vielleicht war es auch nur eine rhetorische Frage, immerhin wird einem hier das „Ultimate Fish Dish“ versprochen. Als Vegetarierin muss ich verneinen, habe mich aber natürlich schon im Vornherein schlau gemacht, ob denn auch eine vegetarische Option angeboten würde. Und die gibt es, und zwar in Form von gewürfeltem Tofu als pflanzliche Proteinvariante.
Die frischen und farbenfrohen Toppings an der Theke des Ona Poké. Foto: Lunchgate/Anna
Build Your Bowl
Die Angestellten schwirren emsig hinter der schlichten Theke hin und her, und sorgen dafür, dass man gar nicht erst lange überlegen kann, bevor man bedient wird. Ich stelle mir meine individuelle Bowl zusammen, und lasse mich von der gut beschilderten und optisch sehr ansprechenden Auslage der verschiedenen Saucen und Toppings inspirieren. Mir läuft zwar bereits das Wasser im Mund zusammen, als die sympathische Serviceangestellte eine grosszügige Portion schwarzen Venere Reis – mein absoluter Favorit! – als „Base“ in die Bowl häuft, aber es kommt ja noch besser! Ich entscheide mich für den Tofu mit Teriyaki-Sauce, die, wie übrigens alle Saucen und sättigenden Beilagen, jeden Morgen frisch gemacht wird. Danach werden auf mein Geheiss Granatapfelkerne, marinierter Ingwer, Avocadostreifen sowie je eine halbe Portion Edamame und Mango liebevoll in der Schüssel drapiert. Die fertige Bowl gleicht einem farbenfrohen Kunstwerk und das goldene Geschirr, das mir dazu gereicht wird, lässt mein Ästhetiker-Herz noch höherschlagen.
Das Interieur besticht mit stilvollen Pflanzen und bezaubernder Lichterinstallation. Foto: Lunchgate/Anna
Schickes Oasen-Feeling ohne Kitsch und Hula
Das Lokal ist voll und die Schlange vor der Theke wird nicht kleiner. Trotzdem herrscht hier drin ein herrlich entspanntes Ambiente, irgendwie kosmopolitisch, hip und lässig zugleich. Das ist sicher auch dem einzigartigen Interieur zu verdanken, das mich schon auf den ersten Blick weggepustet hat, und laut Olivia von den Innenarchitekten Fischbach & Aberegg beinahe in Eigenregie kreiert wurde. Das „Oasen-Feeling“, das sich die Geschäftsführer gewünscht haben, wurde wirklich gut getroffen: Die tausend Lämpchen, die in kunstvollen Ranken von der Decke strahlen zusammen mit dem beruhigenden dunkeltürkis-weissen Farbton und den schlichten Pflanzen setzen den perfekten Rahmen zum Gaumenschmaus aus der Schüssel.
Das Angebot im Ona Poké lässt sich sehen! Foto: Lunchgate/Anna
Genüsslich, glücklich, gut
Und was ich da auf meine goldene Gabel spiesse, ist tatsächlich ein Gaumenschmaus: Der Venere Reis ist auf den Punkt gegart, mit schönem Biss und wunderbar nussigem Geschmack, der sich trotz der vielen konkurrierenden Zutaten in meiner Schüssel gut durchsetzt. Auch die Teriyaki-Sauce ist eine wahre Freude – hier wird ohne jegliche Geschmacksverstärker oder künstlichen Inhaltsstoffe gearbeitet, dafür schmecke ich frische Zwiebel, Knoblauch und Ingwer heraus. Die Toppings sind allesamt frisch, da sie aber grösstenteils unverarbeitet sind, kann man hier natürlich auch nicht viel falsch machen. Glücklich mache ich mich also an die Dekonstruktion der gesunden Tofu-Bowl und kann dabei den zwei sympathischen Jungunternehmern noch ein paar Fragen stellen und einen Blick hinter die Kulissen des Ona Poké werfen:
Die jungen Geschäftsführer Flavian und Olivia nehmen die Betriebsleiterin Heidrun in ihre Mitte. Foto: Lunchgate/Anna
Wie seid ihr eigentlich auf die Idee für das Ona Poké gekommen?
Flavian: „Als wir wussten, dass wir zu dritt etwas in der Gastroszene machen wollen, haben wir uns umgeschaut, was wohl als nächstes in der Food-Szene kommen wird.“
Olivia: „Genau, wir waren also schon seit längerem auf Foodtrend-Suche und haben in LA dann die ersten Poké Bars gesehen. Die Poké-Welle ist danach zuerst nach New York, und später auch in die grossen Städte Australiens sowie nach London übergeschwappt. Mittlerweile ist der Trend bei uns in Europa angekommen, wo wir ja schon länger in den Startlöchern für unser Projekt waren. So konnten wir nun mit der Neueröffnung des Ona Poké genau den Nerv der Zeit treffen!“
Wie steht’s mit der ökologischen Nachhaltigkeit? Passen da der rohe Fisch oder Toppings wie Avocado und Mango überhaupt dazu?
Flavian: „Unser Fisch, und der hat ja einen ziemlich grossen Impact in unserem Lokal, ist zertifiziert. Wir haben mit allen grösseren Lieferanten der Schweiz geredet und haben ihren Betrieb besucht, schlussendlich konnten wir den richtigen Partner für uns finden. Da roher Fisch ein sehr heikles Produkt ist, musste für uns alles stimmen. Bei den Toppings versuchen wir auch saisonale Produkte mit reinzunehmen. Doch gewisse Produkte, welche halt sehr gefragt sind, gibt es nun mal einfach nicht bei uns. Da wird es schwierig, konsequent nachhaltig zu sein.“
Busy, busy „daily business“ im Ona Poké. Foto: Lunchgate/Anna
Wie sieht denn eigentlich euer kulinarischer Background aus?
Flavian: „Olivia und ich sind totale Newcomer. Unsere Dritte im Bunde, Mandy, kommt aus dem Gastro-Business, ich selber habe eigentlich keinen richtigen Gastro-Hintergrund.“
Olivia: „…und ich bin im Banking gross geworden und habe vor ein paar Jahren entschieden, dass ich in die Gastro-Welt einsteigen will. Meine Devise war von Anfang an „no risk, no fun“: Jetzt bin ich hier und mega happy damit. Es wäre halt schon irgendwie cool mit unserer Idee eine Art Imperium aufzubauen!“
War der Standort des Ona Poké eigentlich ein strategischer Entscheid, oder fürchtet ihr die Konkurrenz um euch herum, die ebenfalls gesundes Essen anbietet?
Flavian: „Nach diesem Standort haben wir aktiv gesucht – für uns ist es also die absolute Wunschlocation!
Olivia: „Ausserdem finden wir, dass wir uns sehr gut mit dem Angebot ergänzen, das bereits besteht. Man will ja nicht jeden Tag das gleiche essen! Wir können uns das Zielpublikum ja teilen – die Leute wollen Abwechslung, und so werden sie jetzt eben neuerdings auch bei uns fündig. Zudem stehen wir voll und ganz hinter unserem Konzept: Es ist frisch, es ist gesund. Und man wird satt davon! Salat als Grundlage wäre für uns deshalb auch nie in Frage gekommen.“
Flavian: „Genau. Unsere Ambition war es nie, alles zusammen zu wollen. Wir versuchten viel mehr querzudenken und wollen etwas Spezielles anbieten, das uns von den anderen abhebt und trotzdem alle anspricht.“
Das meint der INSIDER
Die Vision der Jungunternehmer hat sich erfüllt: Sie haben die Schüssel zum Erfolg gefunden. Das Geschäft läuft und die Kunden scheinen sehr zufrieden, so auch ich, als ich nun satt und zufrieden vor der leergegessenen Schüssel sitze. Ob die kreativen Köpfe des Inhaber-Trios wohl schon bald wie die abertausenden Lämpchen im Ona Poké als neue Sterne am Zürcher Gastro-Himmel erleuchten? Hoffentlich, denn Locations wie das Ona Poké, wo Ästhetik für den Gaumen wie auch die Augen grossgeschrieben wird, darf es in Zürich ruhig noch mehr geben.