Man teilt ja gerne alles im Leben in zwei Kategorien ein: Gut und böse. Zierpflanzen und Kulturpflanzen im Garten sind gut. Unkraut ist böse. Im März geht der Kampf der Hobbygärtner los: Dem Unkraut wird zu Leibe gerückt mit kochendem Wasser, Flammenwerfer, Gift oder stundenlangem Zupfen. Völlige Zeitverschwendung, finden wir. Denn Unkraut hat ganz viele Vorteile. Nicht umsonst gibt es einen Tag zu Ehren des Unkrauts. Wann der ist? Na heute! Höchste Zeit, sich über Unkraut schlau zu machen. Und es vielleicht zukünftig in einem schöneren Licht zu sehen.
Bitte höflich bleiben
Auch in der Pflanzenwelt sollte man politisch korrekt sein. Und Unkraut ist ja eigentlich nichts anderes, als Wildkraut oder auch spontan wachsende Kulturpflanzen. Unkraut drückt lediglich aus, dass eine bestimmte Pflanze an einem bestimmten Ort gerade nicht erwünscht ist. Das „Unkraut“-Sein kann also fast jede Pflanze treffen: Den Löwenzahn, der seine Samen dem Wind mitgibt, Brombeerstäucher, die sich starrsinnig in die Erde haken und Gräser, die frech im Gemüsebeet wachsen.
Die schönen Seiten sehen
Man kann sich natürlich ärgern über die kleinen Halme, die zwischen den Steinplatten emporwachsen oder dem namenlosen grünen Etwas, das sich schon wieder im Tulpenbeet breit macht. Aber mal ehrlich: spiessige Gartenbeete, langweilige Rasenflächen und überhitzte Steinplattenterrassen sind doch sowieso passé. Unkraut dagegen hat es in sich: Es bietet nämlich vielen Insekten und Bienen einen Rückzugsort, lockt auch Schmetterlinge und Vögel an und macht den Garten erst so richtig wunderschön und wild-romantisch.
Die wichtige Rolle kennen
Hast du gewusst, dass viele Gartenpflanzen, die wir kaufen, pflanzen, hegen und pflegen gar nicht einheimisch sind? Der japanische Ahorn oder der Kirschlorbeer etwa haben für unser Ökosystem den Nutzen eines Plastikbaums. Einheimische Insekten finden ihn langweilig und fliegen lieber woanders hin. Dann hat man zwar einen hübschen, aber eben unbelebten Garten. Ähnlich verhält es sich mit den Steingärten: Sie beherbergen keine Tiere und heizen sich im Sommer erst noch auf.
Kleine und grosse Tiere, Unkraut und Selbstgezogenes machen aber einen Garten erst richtig lebendig, bunt und tragen ausserdem etwas für die Artenvielfalt (und damit für einen gesunden Planeten) bei.
.... und am besten natürlich: essen
Das hat dich jetzt noch nicht überzeugt? Aber dann interessiert dich vielleicht, dass man Unkraut auch essen kann. Hier haben wir schon einmal auf Stadtkräuter hingewiesen, die man sammeln und essen kann. Die gängigsten aus dem Garten sind sicher die Brennnesseln (in Smoothies, in Knöpfliteig, im Brot oder frittiert im Öl mit Salz als Snack) und der Löwenzahn (die Blättchen in den Salat, die Blüten als Deko. Man kann seine Blätter auch dünsten – wie Spinat). Einige weitere sind etwa das Gartenschaumkraut, das sich im Salat, auf dem Brot oder auf einer Käseplatte gut macht und ein wenig nach Kresse schmeckt.
Hat jemand Superfood gesagt?
Die Pimpinelle taucht erst im Mai auf, gerne auf Wiesen und schmeckt frisch und würzig. Sie ist – übrigens wie alle Unkräuter – sehr gesund und passt in den Kräuterquark oder in den Salat. Tatsächlich können Superfoods aus Übersee angesichts unserer Wildkräuter einpacken, denn sie sind nicht nur sehr gesund, viele von ihnen sind wahre Heilpflanzen. Und vielleicht entdeckst du auch die eine oder andere neue Geschmacksnote? Giersch etwa schmeckt roh wie Petersilie, gegart wie Spinat.
Die Vogelmiere ist ein weiterer Allrounder: Sie schmeckt leicht nach Erbse und ihre Blätter, Stängel, Knospe und Blüte sind essbar. Sie bildet ganze Teppiche, darum kann man genug für einen ganzen Salat ernten.
Hast Du auch einen Tipp für ein essbares Unkraut? Dann schreib es uns in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com.