Ein Hühnerbrüstchen braten oder ein Filet grillieren ist nicht schwer. Doch solche Fleischstücke kaufe und bestelle ich selten. Spannend finde ich hingegen die Second Cut Stücke – etwa das Onglet, das in Frankreich und den USA schon lange zum Standard-Repertoire gehört, bei uns jedoch kaum gegessen wird. Dabei schmeckt es intensiv nach Rindfleisch und ist, wenn korrekt zubereitet, sehr zart. Nose to Tail, also das Verwerten des ganzen Tiers, nicht nur der bekannten Stücken, liegt im Trend.
Das Entdecken von neuen Fleisch-Delikatessen ist gut fürs Portmonnaie, für die Umwelt und spannend für alle, die Vielfalt auf dem Teller schätzen. Wenn du dich gerne selber mal an die Restverwertung wagen möchtest, habe ich dir hier fünf einfache Nose to Tail Empfehlungen, die sicher gelingen und sich erst noch für anstehende Grillabende eignen.
Schweinsschnörrli nach asiatischer Art zum Apéro
Dieses Rezept habe ich von Paula Blöchlinger von Cookuk gelernt – übrigens ein toller Ort für Kochkurse, unter anderem zum Thema Second Cut.
Man kauft zwei oder drei gepökelte Schweinsschnörrli (bei uns auch bekannt als Gnagi) und lässt sie für eine Stunde leicht im Wasser köcheln. Man schneidet sie in Streifen, mischt sie mit viel Knoblauch, geschnittenem Ingwer, Rohrzucker und Chili und lässt alles eine Stunde ziehen. Danach röstet man die Schnörrli eine Stunde im Ofen bei 150 Grad.
Das Ergebnis? Würzige, aussen knusprig und innen gummige Snacks – absolut delikat und überraschend.
2. Markknochen vom Grill
Markknochen ist eine Delikatesse und ein toller Auftakt für ein Abendessen. Sie brauchen als Begleiter nur geröstetes Weissbrot und grobkörniges Salz – ein absoluter Leckerbissen. Wichtig beim Markknochen ist, dass der Grill nicht zu heiss ist – man kann sie räuchern oder bei 180 Grad rösten, bis sie nicht mehr blutig sind. Die Markknochen gibt es seltener beim Grossverteiler, in der Regel dafür günstig beim Metzger.
3. Herz vom Grill
Man kann natürlich auch herzförmige Burger grillieren – oder man wagt sich an ein richtiges Herz. Herz klingt zuerst etwas beängstigend, doch eigentlich ist es einfach Muskelfleisch, das äusserst aromatisch ist. Du hast die Qual der Wahl: Hühnerherzen oder Lammherzen können aufgespiesst, grössere Kalbs- oder Rindfleischherzen in Scheiben geschnitten grilliert werden. Am besten beim Metzger noch kurz nachfragen: Muss das Herz noch von Fasern und Sehnen befreit oder gewässert werden?
Je grösser das Herz, desto länger muss es bei (niederer Temperatur) auf den Grill.
4. Suppenhuhn vom Grill
Schade, wenn der Grillspass vorbei ist aber der Grill noch stundenlang heiss ist. Vor allem ein Smoker behält locker noch acht Stunden die Temperatur von 100 Grad. Das ist der ideale Moment für das Suppenhuhn. Du lässt es einfach den restlichen Abend (oder bis am Morgen) auf dem Grill liegen. Am nächsten Tag hast du äusserst aromatisches, fasriges Fleisch. Zerzupft mit Sauerrahm, Kräuter und Gewürzen wird es zum leckeren Pouletsalat. Ausprobieren!
Suppenhühner stammen von älteren, eierlegenden Hennen. Diese landen in der Regel auf dem Müll. Nun, sie brauchen zwar etwas mehr Effort als normales Poulet – dafür sind sie günstiger und durchaus aromatisch.
5. Onglet, Nierenzapfen, Zwerchfellpfeiler, Hanging Tender
Last but not least – das anfangs erwähnte Onglet. In den USA auch als Butchers Steak bekannt, weil es der Metzger angeblich am liebsten selbst behält. Bistro Steak ist ein weiterer Übername, bei uns heisst es (etwas unelegant) Nierenzapfen und landet leider im Katzenfutter.
Also, auf zum Metzger deines Vertrauens und dort nachfragen und bestellen –und allenfalls auch gleich die Sehne entfernen lassen. Zuhause dann bei hoher Hitze auf dem Grill anbraten und im Ofen bei mittlerer Temperatur (Kerntemperatur 55 Grad) nachziehen lassen. Nur mit Salz und allenfalls Pfeffer würzen, denn das Onglet hat einen tollen Eigengeschmack.
Du hast noch nicht genug?
Der Bibel-Blog für Second Cuts ist Zum Fressn Gern – hier findest Du noch ganz viel mehr zu Nicole Haslers Herzensangelegenheit. Das ist dir zu aufwendig? Dann geh in die Huusbeiz, in das Dreierlei oder in die Metzg im Seefeld, wo regelmässig Second Cuts auf den Tellern landen.
Bist Du auch schon ins Thema Nose to Tail eingestiegen? Dann verrate uns doch in einem Kommentar, wie Du die Second Cuts am liebsten zubereitest.
Endlich wird mal wieder alles verwertet. Ich finde, wenn ein Tier sterben muss, damit wir Fleisch essen können, sollte nicht 1/3davon weggeworfen werden…ich esse gerne Fleisch, aber meistens eben die Teile, die lange brauchen in der Küche…macht aber Spass und lässt sich fertig oft tiefkühlen, dann hat man selber „fastfood“, und das ohne Zusatzstoffe….aber z.B. Kalbskopf muss man froh sein, wenn man irgendwo bekommt….macht anscheinend zu viel Arbeit für den Metzger…damüssen wir umdenken und die Arbeit auch bezahlen…oder auch Kutteln….sind sehrschmackhaft und kalorienarm…
Danke für den Kommentar Emmy! Ich bin 100% einverstanden.
Kalbsherz Stroganoff
Beim Metzger ein Kalbsherz bestellen. Restliches Fett, Sehnen, allfälige Blutgefässe wegschneiden. Muskelfleisch in kleine Stücklein schneiden.
Gehackte Zwiebel in Bratpfanne goldbraun dünsten. Fleisch hinzufügen anbraten – nicht zu lange, sonst kann es hart werden. Mit Calvados ablöschen. Nach Geschmack nachwürzen und Küchenkräuter beifügen. Am Schluss Halbrahm beigeben evtl. noch etwas Calvados, damit man eine feine Sauce erhält.
Passt gut zu gekochtem Mais; daher darauf achten, dass man genug Sauce erhält.