Just 50 Jahre und einen Tag nach der Gründung, trafen sich die Mitglieder des Vereins zur Förderung des Ansehens der Blut- und Leberwürste (VBL) zur Metzgete im Holzschopf.
Doch beim VBL geht es nicht nur um die Verköstigung der edlen Würste. Bei den Vereinsanlässen findet jeweils ein Kulturprogramm statt; heute «Stöck – Wys – Stich», oder auf gut Deutsch: Jassen. Nach gemütlichem Einstimmen und Anstossen, bilden sich drei Gruppen für den Schieber. Schon bald füllen fröhliches Geschwatz, jasstechnisches Geplänkel und immer mehr VBL Mitglieder den Raum.
Die Idee dahinter
Wer sich mit der Geschichte des Vereins befasst, liest folgende geflügelte Worte:
«Am 9. November dieses schicksalsschwangeren Jahres gründeten fünf weitsichtige, erleuchtete Gründerpersönlichkeiten den schönsten, besten und edelsten aller Vereine, den VBL.»
Auf meine Anfrage beim Gründungsmitglied Wädi erfahre ich mehr über den Ursprung des Vereins. Denn als in der Schweiz immer mehr die möchtegern-edlen Fleischstücke wie Filet oder Steak auf den Tellern landeten, fürchteten die fünf Gründungsmitglieder um das Ansehen der traditionellen Metzgete-Gerichte. Denn neben der Verehrung der Rolling Stones hatten die fünf gemeinsam, dass sie unheimlich gerne Blut- und Leberwürste essen.
Leidenschaft, Schalk und die Rolling Stones
Fortan gründeten Sie einen Verein, der anders sein soll, als alles bisher Dagewesene. In nächtelang ausgearbeiteten Statuten erarbeiteten die Junggesellen ein Vereinswerk, welches unwissende Nichtmitglieder zum Schmunzeln bringt. Und doch einen klaren Zweck verfolgt: Die Metzgete zu ehren und die entsprechende Lebenseinstellung aufrecht zu erhalten. Und — zumindest in den Anfängen — die Verehrung der Rolling Stones.
Allgemein fällt auf, dass die Mitglieder sich und ihren Verein mit vollem Ernst nicht ernst nehmen. Vor dem Essen singen sie die Vereinshymne; mehr oder minder textsicher, in mehr oder weniger schiefen Tönen, aber voller Inbrunst.
Da wird nicht geschoben
So schön das Zelebrieren eines gemeinsamen Jasses oder das Singen der Vereinshymne auch sind, gekommen sind alle aus einem anderen Grund: Der Metzgete. Und die beginnt jetzt.
Wir starten mit einem Amuse Bouche: Auf der Holzplatte aufgetischter Speck mit Senf. Im ersten Bissen leicht trocken, überzeugten mich der zweite Biss und vor allem das Aroma. Aber dies ist erst der Anfang von dem, was das Team des Holzschopfs zu bieten hat.
Biss um Biss über den Berg
Serviert auf Platten schimmern die prächtigen Blut- und Leberwürste auf einem Bett von Sauerkraut und Rüben. Manch ein Mitglied am Tisch gerät ins Schwärmen über die traditionell gebundenen Blutwürste. Vernünftigerweise teilen sich die meisten Mitglieder eine Wurst, schliesslich wissen sie: da kommt noch mehr.
Der Anschnitt ist leider getrübt durch Messer, welche sich nur bedingt für eine Metzgete eignen. Diese anfängliche Enttäuschung konnte der erste Bissen aber wieder wett machen. Herrliche Konsistenz, rassige Pfeffernote: ein Genuss. Unmittelbar werden Qualität und Geschmack der Würste diskutiert. Welche Gewürze lassen sich herausschmecken? Ist zu viel Speck in der Leberwurst? Denn schliesslich gilt es, die verehrten Speisen zu bewerten.
Schnell ist klar: Wir wollen mehr! Entsprechend wird eine zweite Platte der begehrten Würste bestellt. Und auch diese innert kürzester Zeit verspeist.
Genuss, der verpflichtet
Aber eine Metzgete besteht aus mehr als Blut- und Leberwürsten. Auf dem Tisch stehen jetzt die Stücke, welche fälschlicherweise oft als Abfall bezeichnet werden. Gnagi, Schnörrli, Schwänzli oder Chessifleisch. Alles nur leicht gesalzen und gepfeffert, sodass der aromatische Eigengeschmack zur Geltung kommt. Sehr lecker – und mit etwas Senf wird das Ganze zum Gedicht! Langsam aber sicher spannt die Bauchdecke, entsprechend klein ist meine Wahl für das Stück vom aufgetischten Rippli. Eigentlich schade, denn dieses ist sehr saftig und köstlich im Geschmack.
Herkunft, Haltung und Qualität
Mein Tischnachbar ist der Vereinspräsident höchstpersönlich. Auf den zu schreibenden Artikel angesprochen, erzählt mir Peter mehr über den Qualitätsanspruch und die Verantwortung des VBLs.
Es sei die Aufgabe des jeweiligen Tafelmajors sei, beim Wirt nachzufragen, wo die gemetzgeten Säuli herkommen und wie diese gehalten wurden. Denn die Fütterung und tiergerechte Haltung der Säuli wirke sich direkt auf die Qualität der Metzgetespeisen aus. Und hervorragende Qualität ehrt der VBL jährlich mit dem Vereinspreis.
Dieser Qualitätsanspruch zeigt sich auch beim Holzschopf: die Säuli kommen vom Hof befreundeter Bauersleute. Gemetzget wurden sie vom Dorfmetzger des Vertrauens.
Zudem sieht der Vereinspräsident die Verantwortung des Vereins in der Förderung der Aufmerksamkeit auf gute Produkte in und ausserhalb des Vereines. Oder in seinen Worten: «Unsere jungen Mitmenschen haben es nicht mehr erlernt, einfache und damit auch genussvolle Produkte wie Würste oder „mindere“ Fleischstücke zu essen. Mit der Zubereitung und dem Auftischen dieser Produkte tragen wir einen Teil dazu bei, dass solche „minderen“ Esswaren wieder vermehrt genossen und vor allem nicht mehr achtlos entsorgt werden.»
Es wird gedankt
Der Geräuschpegel steigt wieder, die Tischplatten leeren sich. Zeit für einen Kaffee. Und eine gebrannte Crème, serviert in den Gläsern, welche gerade nicht mit Kafi Schnaps, Bier oder Wein gefüllt sind. Ein hoch auf den Dessertmagen, sonst hätte ich hier wohl passen müssen.
Übrigens: Wer sich von der Leckerheit der Holzschopf Metzgete selber überzeugen will, hat noch bis am Samstag, 17. November 2018 Zeit.
Als bekennender Rolling Stone Fan seit 1964 und Liebhaber von traditionell hergestellten Wurstwaren interessiere ich mich sehr für die Metzgete. Gerne würde ich mehr darüber erfahren.
Herzliche Grüsse
Edgar Scäfer
Grüezi Herr Schäfer
Herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Es freut mich immer, Liebhaber spezieller Wurstwaren zu finden. Gerne lasse ich Ihnen mehr Informationen zur Metzgete und dem VBL per Mail zukommen.
Liebe Grüsse
Jenny