Über die nächsten Wochen werde ich Dir die ultimative Knigge Kolumne für Deinen Restaurantbesuch präsentieren.
Letztes Mal ging es darum, ob und wann man im Restaurant mit den Fingern essen darf. Nun die nächste Frage:
Wenn das Essen Deiner Begleitung besser aussieht als Dein eigenes
Ehrlich, ich liebe es anderer Leute Essen zu probieren. Am liebsten bestell ich mir mit meinen Freunden 4 unterschiedliche Gerichte, mit denen wir dann Reise nach Jerusalem spielen. Aber was gilt eigentlich wenn man nicht mit den engsten Freunden am Tisch sitzt? Und du willst aber trotzdem nicht aufs Probieren verzichten?
Dann hilft nur eins: Umgarnen. Verwickle Deinen Tischnachbar in ein Gespräch. Gibt ihr oder ihm das Gefühl in einer familiären und vertrauten Atmosphäre zu sein. Und dann sagst Du beiläufig: „Ach, das sieht gut aus. Ich frag mich wie das wohl schmeck…?“ Mit etwas Glück bietet Dein Nachbar Dir einen Bissen an.
Was gilt denn laut Knigge?
Ok, wir hätten also geklärt, wie Du es grundsätzlich schaffen könntest, bei Deinem Nachbarn zu probieren. Nun aber zur Knigge-Frage: Ist es laut Knigge im Restaurant überhaupt erlaubt bei jemand anderem zu probieren?
... bis drei Michelin-Sternen
Es kommt ganz darauf an, in welchem Restaurant man ist. In einem Drei-Sterne-Restaurant (Michelin) sollte man als Gast laut Etikettenregel Teller weder bewegen noch verschieben. Auch sollten andere Gäste nicht durch schlechtes Benehmen gestört werden. Für einen Knigge-Freak könnte es schon der absolute Supergau sein, wenn Du vom Teller Deines Tischnachbarn probierst. Möchte man aber wirklich das Essen vom anderen probieren, kann man den Kellner fragen, ob er einen kleinen Extrateller bringen könne.
... Zwei Michelin-Sterne und abwärts
In Restaurants, wo es lockerer zu- und hergeht, sieht die ganze Sache etwas anders aus. Zwar wäre es laut Knigge auch dort streng genommen nicht „erlaubt“, aber eingebürgert hat sich etwas Anderes: Dort ist es ganz normal, dass man Gerichte teilt, oder von einander probiert. Da werden auch die anderen Gäste oder das Personal kein Problem damit haben.
Liebe alle
Es kommt halt darauf an, wie stilsicher man selber unterwegs sein möchte. Für mich ist klar: niemals mit der Gabel in einen andern Teller, absolut niemals. Und keine fremde Gabel in meinen Teller. Gehört sich nicht, und da ist es mir völlig egal, ob Gartenbeiz oder Dreisternerestaurant.
Wichtig ist nicht die Umgebung. Gute Manieren stecken im Blut, da kann man nicht situativ entscheiden. Wer sich gute Manieren nicht angewöhnt, wirkt gekünstelt und steif, wenn er dann in einem edlen Restaurant plötzlich darüber nachdenken muss, wo die Ellbogen hingehören, wie man die Gabel hält, und so weiter. Wenn das nicht automatisch geht, ist es nur noch anstrengend. Wie will man eine lockere Unterhaltung führen, es geniessen, wenn man ständig unsicher ist, was man nun darf und was nicht?
Grundsatzentscheid also: Wie will ich rüberkommen? Vielleicht sitzt ja der zukünftige Kunde am Nebentisch in der Gartenbeiz, und findet es absolut widerlich, wie Ihr dem Gegenüber im Teller rumstochert …
Liebe Kassandra,
ich bin echt froh, dass endlich Klarheit in dieses Thema gebracht wurde. Am liebsten machen wir (meine Freunde und ich) es genauso wie du es beschrieben hast. Ein sehr schöner Vergleich mit Reise nach Jerusalem. Denn genau um das geht es doch beim Essen. Probieren, testen, teilen, schmecken, etc. Essen verbindet, es schafft eine Gemeinschaft, es ist wunderbar.
Meines Erachtens gibt es keine Möglichkeit, um sich besser kennen zu lernen und gesellig zu werden als gemeinsames Essen! Insofern alle Beteiligten teilen die gleiche Passion zum Essen.
Das Spannende am Teilen ist doch, dass man sich dann untereinander austauschen kann wie es geschmeckt hat. Wenn jeder sein „eigenes“ Essen bestellt, wird man zwar gut essen können, aber es fehlt diese kommunikative gesellige Komponente. Am liebsten lade ich all meine Freunde ein und wir kochen zusammen. Jeder bringt was mit und es wird ein super Abend. Dabei scheuen wir uns nicht auch mal komplett neue Rezepte auszuprobieren… auch wenn es nicht immer klappt 😀
Überhaupt finde ich, dass Essen ein sehr spannendes Thema ist. Es ist nicht nur die Aufnahme von Lebensmittel um „zu überleben“, sondern es geht um den Geschmack, Kombinationen von neuen Geschmacksrichtungen, Erlebnisse, Emotionen, Erinnerungen… wir waren es vor kurzem in einem edlen Restaurant in Zürich von der TAO Group und ich war einfach nur beeindruckt vom Essen. Geschmacklich auf einem sehr hohen Niveau!
Vielen Dank für die sehr nützlichen Informationen. Ich wäre von alleine nicht drauf gekommen in einem gehobenen Restaurant einen kleinen Teller zu bestellen um dennoch zu probieren.
Liebe Grüße von Miriam!
Liebe Miriam, vielen Dank für Deinen Kommentar.
Leider schlecht recherchiert. Es gibt nicht mehr als 3-Sterne. Die 3 Sterne sind die höchste Wertung in der Gastronomie. Gerade drei Restaurants sind in der Schweiz damit ausgezeichnet. Ich habe schon in zwei von denen diniert und auch vom Teller von meiner Begleitung probiert.
„In einem Drei-Sterne-Restaurant (Michelin) dürfen laut Etikettenregel Teller vom Gast weder bewegt noch verschoben werden.“
Hahahaha. Wetten, dass Sie noch nie in einem 3-Sterne-Restaurant diniert haben? Dann wüssten, Sie, dass Ihre Aussage falsch ist.
Lieber Herr Stöckli
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Es war tatsächlich etwas missverständlich geschrieben. Wir haben die Titel soeben angepasst. Die 3 Drei-Sterne-Restaurants bei uns in der Schweiz haben hervorragendes Essen. Besondern empfehlen kann ich einen Besuch bei Herrn Caminada. Bei der Knigge handelt es sich um Verhaltensnormen – also Verhalten, das erwünscht ist. Natürlich kann man einen Gast nicht dazu zwingen, das Essen auf dem Teller des Tischnachbarn „in Ruhe“ zu lassen. Da es aber für andere Gäste unangenehm sein kann, wenn man den Arm über den Tisch strecken, oder die Teller tauscht, fährt man als Gast (aus Respekt den anderen Gästen gegenüber) bessern, ein kleinen Teller zu bestellen.
Freundliche Grüsse
Eine kleine Linksammlung zum Thema: https://www.restaurant-ranglisten.de/news-magazin/magazinthemen/beehren-sie-uns-nie-wieder/#c1962
Ich denke, jeder der Drei-Sternerestaurants kennt, wird bestätigen, dass es kein Problem ist, vom Nachbarteller zu naschen oder den Teller zu verrücken.
Lieber Frederik
Vielen Dank für den Kommentar und den spannenden Link 🙂 Bei der Knigge geht es um Verhaltensnormen – also Verhalten, das erwünscht ist. Natürlich kann man einen Gast nicht dazu zwingen, das Essen auf dem Teller des Tischnachbarn „in Ruhe“ zu lassen. Dennoch kann es für andere Gäste unangenehm sein, wenn diese sehr auf die Knigge wert legen. Laut Knigge sollte man nicht den Arm über den Tisch strecken, um sich vom anderen Teller Essen aufzugabeln. Auch sollte man laut Knigge nicht die Teller tauschen in einem „Edelrestaurant“, als das man die wenigen (in der Schweiz sind es nur drei) 3-Michelin-Sterne-Restaurants auch bezeichnen kann. Ob man sich jetzt an die Knigge hält oder nicht, ist natürlich jedem selber überlassen. Wenn man ganz sicher gehen möchte, kann man um einen kleinen Teller bitten.