Foodies wie wir freuen sich zu Recht auf die kurz bevorstehenden 11 Tage FOOD ZURICH: Denn ab nächsten Donnerstag wird wieder gemeinsam gekocht, geschlemmt und Neues entdeckt. Am liebsten würde ich ja alle meine Highlights des Festivals besuchen. Aber jeden Abend auswärts (essen) gehen? Das schaffen doch nicht mal die eingefleischtesten Gastro-Fans! So kommt «Mel’s Wohnzimmer Dinner» wie gerufen.
Die Kunstköchin Melanie Brugger zaubert ein edles Dinner im Tavolata-Style, und das leger bei ihr zu Hause im Wohnzimmer. Das tönt nach einem ungewohnten Gourmeterlebnis: exklusiv, allerdings total gemütlich. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen, und habe mich für einen der zwei Abende an «Mel’s Table» angemeldet.
Neugierig wie ich bin, wollte ich die Gastgeberin schon vorab kennenlernen. Wie kam sie zu diesem ungewohnt erfrischenden Konzept? Was erwartet mich bei meinem ersten Gourmetdinner in den eigenen vier Wänden der Köchin? Ich habe Mel am Wochenmarkt bei ihr um die Ecke getroffen, wo die Köchin auch immer viele ihrer frischen Zutaten sowie die Blumendekoration für ihre Events findet.
Die Kunst zu Kochen
Als Störköchin kochst Du in fremden Küchen, mit deinen Caterings belieferst du ganze Firmen und Grossevents – doch zwischendurch lädst Du zum Dinner an «Mel’s Table» in deinem eigenen Wohnzimmer ein. Wie kamst du zu dieser originellen Idee?
Ich bin sehr temperamentvoll und habe gerne Menschen um mich herum. Mit meiner offenen Art empfange ich diese auch sehr gern bei mir zuhause. Das finde ich einfach ziemlich cool und vor allem sehr abwechslungsreich! An diesen Abenden kann ich ganz die Gastgeberin sein: Ich bewirte die Leute, schenke ihnen Wein nach und präsentiere meine Speisen. An meinen Wohnzimmer-Dinner bin ich meinen Kunden so nah wie sonst nie, das geniesse ich sehr.
Wusstest Du denn schon immer, dass du einmal beruflich kochen willst?
Nein, gar nicht! Ich habe zwar schon früh kochen gelernt – meine Mutter ist nämlich eine super Köchin und sie hat mir viel beigebracht. Doch ich habe zuerst Textildesignerin gelernt und später visuelle Gestaltung studiert. 2004 publizierte ich dann mein Koch-Kunstbuch, also ein Buch mit Gerichten, die ich analog zu meinen gemalten Bildern kreiert hatte. Während dieser Schaffensphase habe ich gemerkt, dass meine eigentliche Passion beim Kochen liegt. Und dass ich so auch künstlerisch tätig sein kann.
Mel's Table, und was dahinter steckt
Du kochst für FOOD ZURICH zweimal eine grosse Tavolata mit jeweils 12 Gästen. Wird da etwa die ganze Familie zum Helfen eingespannt, oder wie gelingt dir ein solcher Event?
(lacht) Das habe ich früher tatsächlich gemacht! Doch jetzt habe ich an diesen Abenden einen zweiten Koch zur Unterstützung, wir sind also zu zweit in der Küche. Ich bereite am Tag selber alles vor, und er greift mir dann am Abend unter die Arme. Das gibt mir Zeit, Gastgeberin zu sein. So kann ich mich am Abend selber auf das Wohl meiner Gäste konzentrieren. Es steckt schon viel Arbeit dahinter – ich arbeite rund 25 Stunden für einen solchen Abend. Aber genau das ist meine Leidenschaft, und deshalb gibt es dieses Format auch schon seit 9 Jahren.
Essen wie bei Mama
Wie würdest du denn deinen Kochstil beschreiben? Wovon wirst du inspiriert? Und auf welche Gerichte können wir uns an deinem Wohnzimmer Dinner freuen?
Wenn mich die Leute anschauen meinen sie meist, ich koche exotisch. Ich bin zwar in Bangladesch geboren, wurde aber von Schweizer Eltern adoptiert und bin so hier in der Schweiz mit ziemlich währschafter Küche aufgewachsen. Meine Mutter kocht echt superfein und das Handwerk habe ich von ihr gelernt. Seit 12 stehe ich in der Küche und damals zum Muttertag schon mein erstes 5-Gang-Menü gekocht! Ich denke vor allem saisonal und schaue, was ich damit machen kann.
Ich bringe auch gerne verschiedene Geschmäcker zusammen, spiele zum Beispiel mit scharfen und süssen Komponenten. Grundsätzlich habe ich es aber doch auch gern eher klassisch: mediterran und französisch. An den FOOD ZURICH Events wird es sicher etwas mit Tomaten geben, wahrscheinlich in Kombination mit Burrata. Und dann natürlich mit Spargeln, passend zur Saison. Mehr möchte ich aber noch nicht verraten.
Zürich, das kulinarische Tummelfeld
Hast du ein Vorbild oder Lieblingsrestaurant in der Zürcher Gastronomie?
Nein, eigentlich habe ich kein wirkliches Vorbild. Ich lasse mich aber gern inspirieren, und gehe deshalb oft und gerne auswärts essen. Zum Beispiel war ich gerade dreimal kurz hintereinander im Restaurant Gustav. Antonio Colaiani kocht wirklich sehr cool, und bei ihm war es wirklich jedes Mal mega fein. Diese Konstanz ist das, was mir bei anderen Lokalen teilweise etwas fehlt. Darum habe ich in diesem Sinn auch nicht wirklich ein Lieblingsrestaurant, sondern ich gehe lieber auf Entdeckungstour, und schreibe manchmal auch darüber. Zudem finde ich Pop-ups eine sehr spannende Sache und während FOOD ZURICH wird man mich bestimmt auch am Streetfood Festival antreffen!
Gibt es etwas, auf was du in der hiesigen Gastro-Szene verzichten könntest?
Von was ich eigentlich nicht so Fan bin, ist das Sharing-Konzept. Da muss man teilweise ja 5 Tellerchen bestellen, dass man satt wird! An meiner Tavolata bekommen jedoch bestimmt alle Gäste genug zu essen. Das wäre mir sonst echt nicht recht. Gleichzeitig liegt mir die Nachhaltigkeit aber sehr am Herzen und ich bin gegen Foodwaste. Das verlangt ein zielgerechtes Einkaufen, was ich zum Glück irgendwie schon immer im Gefühl hatte, sogar bei grösseren Catering-Anlässen. Natürlich muss ein Buffet dort üppig sein, aber es muss auch nicht doppelt so viel Essen haben, wie es braucht. Und wenn es dann doch mal Resten gibt, verwerte ich sie in meiner Küche weiter. Bei mir geht fast nichts in den Abfall.
Das Dinner daheim bei der Köchin
Wenn auch Du an einem der zwei «Mel’s Wohnzimmer Dinner» während FOOD ZURICH dabei sein möchtest, kannst Du dich hier gleich anmelden. Momentan sind noch an beiden Abenden 4 Stühle frei! Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn auch Du neben mir an Mels Esstisch Platz nimmst.
Alle anderen können via unserem Instagram-Profil live bei der Tavolata mit dabei sein: