„Mexikaner essen nicht im TexMex“, verrät uns ein Gast, „weit und breit gibt es im deutschsprachigen Raum leider keine originalen Tacos.“ Wir nicken und müssen es glauben, denn besonders viel eigene Erfahrung mit mexikanischer Küche haben wir nicht.
Und doch: Nach den Vorspeisen und den hausgemachten Tacos verstehen selbst wir den Unterschied. Ja, die bewährte TexMex Kombination (Weizen oder Maismehl, viel Fleisch und Fett, viel Käse, etwas Guacamole) schmeckt uns sehr gut. Aber Mexikos Küche spielt in einer ganz anderer Liga.
Speis und Trank – Pure Liebe für die Saucen
Wir stimmen uns mit frischen Mezcal Cocktails auf das Mexiko Kulinarium ein und lauschen den Erklärungen der freundlichen Bedienung. Die Drinks schmecken (leider) viel zu gut – wir würden am liebsten noch sechs weitere kippen, wissen uns aber zu beherrschen. Zur Vorspeise erhalten wir schliesslich eine Sopa azteca, eine fruchtige, volle Tomatensuppe mit rauchiger Note, samtener Crème fraîche, gezupftem Huhn und knuspriger Tortilla, und Pampas de Papas. Für Mexiko Dummies: Letzteres ist eine Art kleiner Burger, der dank Kartoffelmus, Chorizo und exzellenter Sauce mit Texturen und Geschmack überzeugt.
Die Saucen alleine verdienen einen Blogpost (wenn nicht ein Buch): Zu den handgemachten Tacos werden derer drei gereicht. Eine grüne, frische, eine erdnussbasierte mit saurer Note und eine dritte, eher scharfe Chilisauce. Es sind Saucen, die uns deutlich machen, dass unsere heissgeliebte Mayo und Ketchup eigentlich bloss langweilige Fertigprodukte sind. Die Saucen im El Alebrije sind geschmacksexplosiv und vielschichtig.
Neben all der Herrlichkeit sinkt unser 2. Hauptgang, eine grosse, gefüllte und mit Teig bemantelte Chili etwas ab – was nicht heissen muss, dass sie nicht geschmeckt hat. Wir waren aber mehr mit unseren Mezcal Cocktails und den Tacos beschäftigt. Auch das Dessert, runde frittierte Churros, gefüllt mit Kochbananen und begleitet von Heidelbeereis, hat uns schlicht mehr überrascht.
Ambiente – weit weg von Klischees
Elegant, stilvoll und eher dunkel ist es im Innern des Restaurants. Ponchos, Sombreros und Kaktusse sucht man (zum Glück) vergeblich. Schön ist es auch draussen, zwischen prächtigen Blätterranken und lila blühenden Büschen wähnt man sich in einem Sommernachtsmärchen – auch wenn ab und zu Lastwagen und Trame vorbeirauschen.
Rechnung – Handarbeit hat ihren Preis
Im Alebrije wird alles handgemacht – von den Saucen über den Anbau der Chilies bis zum gemahlenen Maismehl für die Tortillas. Die Geschäftsführerin mit einem Hintergrund in Permakultur bezieht viele Zutaten von Biobauern, die Köchinnen und Köche stammen aus Mexiko. Miguel, der zweite Geschäftsführer ist gebürtiger Mexikaner und seit Jahren in der gehobenen Gastronomie. Viel Handarbeit (- oder Handwerkskunst) und Herzblut hat seinen Preis. Wir bezahlen für einen Abend mit Vor- und Hauptspeisen und je zwei alkoholischen Getränken rund 160 Franken. Man könnte aber auch günstiger speisen und mit zwei Portionen Tacos und einem mexikanischen Bier für rund 60 Franken pro Person in Mexikos Küche schnuppern.
Fazit – das empfiehlt der INSIDER
Die aufregende Küche, die detailverliebte Präsentation und das schöne Ambiente schwingen noch einige Tage mit uns mit. Das El Alebrije ist ein Muss für alle Fans der mexikanischen Küche aber auch für alle, die Handarbeit auf dem Teller zu schätzen wissen. Nach den vielen neuen Ethno-Lokalen wie dem peruanischen Barranco oder dem türkischen Gül, ist El Alebrije ein willkommener Zuwachs zu Zürichs vielfältigen und hochstehenden Restaurants.
Bitte korrigieren Sie: das Restaurant heisst El Alebrije
Sie schreiben: „Im Alebrjie wird alles handgemacht –“
Vielen Dank fürs aufmerksame Lesen, wir haben den Tipp-Fehler korrigiert.