Tischreden haben nicht den besten Ruf. Sie sind in der Regel Hochzeiten oder Geschäftsessen vorbehalten, dauern zu lange und werden von Menschen gehalten, die sich gerne selber reden hören.
Aber muss das sein? Wir finden, es ist allerhöchste Zeit, den Toast wieder aufleben zu lassen. Denn eine kurze Ansprache vor Gästen kann lustig, dramatisch oder schön sein und bereichert – richtig gemacht – garantiert jede Tischrunde.
Warum einen Toast ausbringen?
Manchmal sind grössere Tischrunden sehr dynamisch: Die einen kennen sich, die anderen kommen alleine, der nächste stösst spät dazu oder muss frühzeitig gehen. Der Gastgeber findet vielleicht keine Zeit, sich mit allen zu unterhalten. Eine kurze Ansprache lässt die Gäste innehalten und etwas Gemeinsames teilen. Man fühlt sich gleich viel verbundener. Es reicht schon, das Glas für seine Gäste zu heben: „Die besten Menschen sind hier versammelt, ich freue mich sehr, dass alle hier sind! Vielen Dank und zum Wohl!“
Festlichkeit einbringen
Verbreitet ist die Annahme, dass ein Toast oder eine Tischrede der Moment ist, sich als Redner zu profilieren oder alle zu beeindrucken. Aber darum sollte es gar nicht gehen. Auf jemanden zu trinken, zum Beispiel auf das Geburtstagskind, auf die Familie, die Freunde oder auf alle Anwesenden lässt das Fest feierlich und speziell werden. Auch auf den Gastgeber zu toasten und ihn zu loben oder ihm zu danken ist eine schöne Geste. Man kann auch auf die Situation trinken: Auf das schöne Beisammensein, auf diesen letzten Sommerabend, auf den Beginn eines neuen Lebensabschnitts.
Locker bleiben
Der Toast ist etwas sehr persönliches, entsprechend darf er auch ganz kurz sein für scheue Menschen oder etwas länger für begabte Anekdoten-Erzähler. Er darf spontan und mitreissend sein oder gut vorbereitet und berührend. Damit der Toast nicht ins Leere fällt, ist es hilfreich am Ende einen Schlusspunkt zu setzen, zum Beispiel mit einem Trinkspruch: Zum Wohl! Viva! Sie lebe hoch!
Trinkspruch-Kultur pflegen
Eine richtige Tischreden-Kultur haben (natürlich!) die Russinnen und Russen. Es gehört dazu, bei einem Fest bekannte und unbekannte Trinksprüche auszubringen, gerne auch mehrere hintereinander. Sie dürfen von Moral, von Liebe, vom Leben oder allem anderen handeln. Sie dürfen sinnvoll sein oder absurd. Und am Ende wird das Glas geleert!
Profi-Redner hängen dem Toast des Vorredners gleich noch einen eigenen an – aber dann natürlich kurz, ergänzend und eloquent.
Und warum sagen wir der Tischrede «Toast»?
«To toast» kommt aus dem Englischen und hängt tatsächlich mit geröstetem Brot zusammen: Es gab im 19. Jahrhundert den Brauch, den Wein mit einem Stück gerösteten Brot zu versehen – damit er besser schmecke. Beim Trinkspruch wurde dann der Becher mit dem Brotstück herum gereicht. Die Redewendung hat sich bis heute gehalten.
Bist du ein fleissiger Redner oder findest Du Trinksprüche schrecklich? Schreib es uns in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com.