Wir Schweizer lieben unser Schweizerdeutsch. Über den Klang der verschiedenen Dialekte lässt sich bekanntlich streiten. Deswegen haben wir Dir hier die 8 kuriosesten Ausdrücke für Früchte und Gemüse aus verschiedenen Schweizer Dialekten zusammengestellt. Sei gespannt, denn die Begriffe reichen von Binätsch, über Chrusle, bis hin zu Meertrübeli.
1. Binätsch – kombiniert mit Fischstäbli der Liebling aller Kinder
Als jemand das erste Mal zu mir Binätsch sagte, dachte ich mein Gegenüber hätte mich soeben beleidigt. Allerdings machte das in dem Kontext null Sinn. Meine innerschweizerische Bekannte sagte nämlich: „Mir bruched en Blätterteig, Eier, Milch, Geryerzer und Binätsch“.
Ich muss sie etwas verwirrt angeschaut haben, denn sie erklärte: Spinat. Und da ging mir ein Lichtlein auf. Das Wort Binätsch ist ein altes Lehnwort und entspringt dem italienischen Wort spinacio [Spinat]. Binätsch wird vor allem in der Innerschweiz, Zürich und der Ostschweiz gebraucht.
2. Chüttene – keine tierischen Innereien
Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war dieser Begriff gang und gäbe. Mit dem steigenden Einfluss des Hochdeutsch hat sich auch die Mundart gewandelt und so wurde aus den Chüttene – die Quitten. Das Wort Chütte leitet sich vom neudeutschen Wort Kütten ab. Die Schweiz machte zahlenmässig mehr Lautverschiebungen mit als Deutschland und so wurde aus dem Laut „K“ der laut „CH“ – und aus dem Wort Kütten die Chüttene.
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3. Chrusle – der stachlige Wohlgenuss
Was sich wie der wallende Kopfschmuck einer Person anhört, ist tatsächlich eine Frucht – und eine sehr feine dazu. Die berndeutsche Chrusle, ist zu Deutsch die Stachelbeere. Ich mag Chrusle am liebsten frisch vom Strauch. Jedoch schmecken sie auch toll im Fruchtsalat oder in Muffins.
Unbedingt probieren: Chrusle-Muffin. Foto: Pixabay
4. Häppere – in jeder Küche vorhanden
Mein zweitliebstes Wort aus dieser Liste: Häppere. Das erste Mal las ich das Wort an einem Bauernmarkt im Kanton Fribourg. Dort gab es „Cervelats und Häppere“ – Cervelats sind nicht so mein Ding – aber immerhin gab es Häppchen. Gab es nicht. Das waren einfach Kartoffeln. Häppere ist nämlich das Fribourgische Wort für unsere Härdöpfel und entspringt dem Alemannischen. Und Rösti ist dann Häppere-Brägu – Ja, schmunzeln ist erlaubt!
5. Heiti – das heiss begehrte Superfood
Heiti? Also Heidi oder wie? Nein, natürlich nicht. Auch hier handelt es sich um eine Frucht. Heiti heisst auf Berndeutsch Heidelbeere oder Blaubeere. Diese wird momentan als „Superfood“ angepriesen und ist daher besonders beliebt. Mehr über die Heiti und ihre Superkräfte erfährst Du in unserem Beitrag über Superfood.
6. Meertrübeli – die etwas andere Traube
Meertrübeli? Trauben aus dem Meer? Nein, Johannisbeeren, dänk! Doch wieso heissen die genau Meertrübeli? Trübeli ist noch einigermassen nachvollziehbar. Denn Johannisbeeren wachsen an Sträuchern in traubenähnlicher Struktur. Aber woher kommt das Meer? Ein Grund könnte sein, dass die Johannisbeeren vom Mittelmeerraum aus zu uns gekommen sind. Ich geniesse Meertrübeli am liebsten in einem Streuselkuchen oder als Kompott.
Meertrübeli-Kompott schmeckt zu Waffeln besonders gut. Noch etwas Puderzucker obendrauf und der Snack ist perfekt. Foto: Pixabay
7. Bölle – kein Ball sondern ein Gemüse
Der Ursprung des Wortes Bölle findet sich im Italienischen. Die Deutschschweiz und ihre Dialekte können in Westdeutschschweiz und Ostdeutschschweiz geteilt werden. Während das Wort Bölle vor allem in der Ostdeutschschweiz gebraucht wird, ist die Zwibele sein westdeutschschweizerisches Pendant. Beide Wörter leiten sich vom italienischen Wort cipolla [Zwiebel] ab.
8. Guggumere – hat nichts mit Kummer zu tun
Das Mundart Wort Guggumere entstammt dem lateinischen Fachausdruck cucumis sativus. Und was heisst das jetzt genau? „Cucumber, ist doch klar“ sagte mein Bekannter, dessen Muttersprache Englisch ist. Verdutzt schaute ich ihn an – wer hätte gedacht, dass Englisch und Mundart so viel gemeinsam haben. Beim genaueren Überlegen, macht das aber eigentlich schon Sinn, denn beide Sprachen stammen vom Germanischen ab. Zu Deutsch ist Guggumere also Gurke.
Kennst Du noch weitere originelle schweizerdeutsche Begriffe für Gemüse oder Früchte? Schreib sie uns in den Kommentaren oder via insider@lunchgate.com.
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Es gibt im Standarddeutschen zwei geläufige Bezeichnungen für das Wurzelgemüse mit dem dunkelroten Saft: In der deutschländischen Form des Standardsprache ist „Rote Beete“ wohl am häufigsten anzutreffen, in der Deutschschweizer Form der Standardsprache ist „Randen“ am häufigsten.
In der Region Basel (inklusiv dem deutschländischen Teil) und am angrenzenden Jura-Südfuss gibt es in den Dialekten die beiden Formen „Raane“ und „Rooti Raane“. Diese beiden Formen sind am Aussterben und werden von der jüngeren Generation durch „Rande“ ersetzt.
Und z Basel a mym Ryy sagt man Storzenääri zu den Schwarzwurzeln, von franz. scorsonères. Und auch Bummedäppi zu den (roten) Weihnachtsäpfeln, die man früher an den Christbaum hängte (franz. pomme d‘ apis.) Auch die Orange (Apfelsine) heisst bei den Baslern noch manchmal Bumeranze (von Pomeranze).
Lieber Schorsch, wie spannend! Vielen Dank für diese Ergänzung aus dem schönen Baasel. Liebe Grüsse, Marina
Es gibt im Senslerdialekt FR auch noch das Häppöri = Erdbeere, das Hütti = Heidelbeere und das Hüntti = Himmbere um nur ein paar weitere Wörter zu nennen die bei uns vorkommen.
Lieba Gruess usum Fryburgische Seisebezirk
Lieber René,
merci für diesen interessanten Input aus dem Fryburgischen 🙂
Liebe Grüsse
Marina
Salüt Mitenand
kennt Ihr den „Latweri (gi) Struuch“ Reggholder Struuch “ vor dem Haus im Garten?
Es ist ein Wachholder Busch im Garten.
Ich kenne noch viel mehr alte Ausdrücke. Grüsse vom Bodensee
Als „Chaibedütschi“ lebte ich in den späten 60ern ein paar Jahre in der deutschsprachigen Schweiz. Das erste Gemüse das es gab waren „Chefe“ (Zuckererbsen), dann lernte ich dass der Paprika ein Pepperoni war und Nidl der Rahm.
Überhaupt habe ich von Staudensellerie über Auberginen, Polenta vieles überhaupt erst entdeckt. So dass mich die Eingebohrenen des Öfteren fragten, ob die Deutschen nur Erbsen und Gelberüben essen. In der Tat, so war es (fast) und ich konnte nicht nur mein Vokabular erweitern, sondern auch mein kulinarisches Repertoire.
Noch heute liebe ich Dörrbohnen, die ich mir über Migros.de bestelle.
Euch allen „en Guete!
Also ich musste beinahe 60 Jahre alt werden bis ich wusste, dass „Chefe“ (Zuckererbsen) sind! In den 40iger Jahren gab es die oft und schmeckten uns Kinder überhaupt nicht!
Nur so als Bemerkung: wenn Sie die Wendung „das Fribourgische Wort“ verwenden, haben Sie Ihren Fuss ganz tief in einem Fettnapf platziert. Fribourg ist die französisch-sprachige Version des Kantons. Aber der Begriff Häppere stammt aus dem Sensebezirk, der deutsch-sprachig ist. Und in genau diesem Bezirk reden wir von Freiburg und nicht von Fribourg, auch wenn die Deutsch-Schweizer Medien noch so gerne und oft den Begriff „Fribourg“ verwenden, um zu zeigen, dass Sie französisch verstehen. 🙂
Freiburg ist zu einem Drittel deutsch-sprachig, was ännet der Saane und Sense nur wenige wissen.
Im Züri Dütsch heisst Stachelbeere Chruselbeeri. Ähnlich also wie im Bärndeutsch
…und wer weiss denn, was „Störzli“ und „Rüebchöli“ sind?
Liebgruss von einer Gemüsegärtnerin…
„Störzli“ kenne ich leider nicht. Aber als“Rüebchöli“ bezeichnet mein Vater jeweils den Kohlrabi.
Meine Grossmutter verwendet heute noch den Aussruck „Bowäärli“ für Erbsen. Dem französischen Wort pois vertes entlehnt. Hörte man früher oft im Züribiet. Sie verwendet auch konsequent Anke anstatt Butter. Spannend auch der Ausdruck „Gumel“ für Kartoffeln im Kanton Schwyz. Die Herkunft kenne ich jedoch nicht. Den Bewohnern des Kantons Schwyz hat man früher „Gumeli-Schwyzer“ gesagt.
Danke lieber Leser für den Hinweis. Wirklich spannend, welche Ausdrücke es so gibt.
Deine Lunchgate Redaktion
Hoi Kassandra,
die Stachelbeere heisst auf Berndeutsch „Chrosle“ nicht Chrusle. 🙂
LG, Erich
Lieber Erich.
Vielen Dank für deinen Kommentar. Tatsächlich sind beide Begriffe richtig – es kommt nämlich darauf an, wo man sich im Bernbiet befindet. Ein Bekannter von mir kommt aus Kerzers und sagt Chrusle. Eine andere Bekannte aus Langenthal sagt wie du Chrosle. Ich könnte mir vorstellen, dass die Nähe zur Westschweiz beziehungsweise Innereschweiz einen Einfluss auf gewisse Umlaute im Berndeutsch haben.
Liebe Grüsse,
Kassandra