Über die nächsten Wochen werde ich Dir die ultimative Knigge Kolumne für Deinen Restaurantbesuch präsentieren. Dabei behandle ich Fragen wie: Du kommst zu spät und weisst nicht, wie Du Dich rausreden sollst? Das Essen von Deinem Sitznachbarn sieht super lecker aus – darfst Du es probieren? Ist es okay, die lästigen Fäden der Mango aus Deinen Zähnen zu pulen?
Bei der ersten Frage ging es um Verspätungen. Nun die nächste Frage:
Der Wein hat einen Fehler, doch den anderen schmeckt's – sagst Du etwas?
Vor zwei Wochen haben wir über die gängigsten Weinfehler berichtet. Diese sind meist an ihrem strengen Geruch gut zu erkennen. Riecht der Wein erdig, ist etwas beim Alterungsprozess schief gelaufen – dieser Fehler verschwindet meist, wenn der Wein etwas „Luft bekommen“ hat. Riecht er hingegen nach faulen Eiern, wurde der Wein mit zu viel Schwefel behandelt – dieser sogenannte „Schwefelböckser“ verfliegt nicht so schnell. Aber nicht jeder Wein hat einen Fehler. Es kann auch gut sein, dass dir der Wein einfach nicht entspricht.
Liegt jedoch ein Fehler vor und Du erkennst ihn, solltest Du Dir Folgendes überlegen: Habt ihr einen Klassewein bestellt? Wenn ja, solltest Du auf jeden Fall etwas sagen – schliesslich dürfen auch Deine Freunde in den Genuss eines wirklich guten Weines ohne Fehler kommen. Handelt es sich um einen Fehler, der nach einer gewissen Zeit verfliegt, kannst Du Deinen Freunden empfehlen, den Wein zuerst etwas „atmen“ zu lassen.
Biete Deine Fachkenntnisse an
Bist Du ein Weinkenner, kannst Du Deinen Freunden auch am Anfang des Abends vorschlagen, dass Du den Wein aussuchen oder Deine Freunde beraten könntest. Viele werden Deine Expertise schätzen und es Dir danken.
Bestehen Deine Freunde trotzdem darauf, den Wein selber zu bestellen und dieser schmeckt grauenvoll, lass ihn einfach stehen und bestell Dir etwas Anderes. Deine Ausrede? Von den Tanninen im Wein bekommst Du Kopfschmerzen. Damit bewegst Du dich auf neutralem Terrain: Du beleidigst weder den Geschmack Deiner Freunde, noch stellst Du Dich als Wein-Snob dar.
Egal ob teuer oder nicht - der Wein muss Dir alleine schmecken
Die Geschichte mit dem Wein ist sehr individuell. Natürlich gibt es grundsätzlich gute und schlechte Weine. Und einen Fehler sollte man keinesfalls hinnehmen. Ein Weinexperte sagte jedoch einmal zu mir: „Der Wein muss Dir und nur Dir schmecken. Er muss Dich sozusagen abholen. Der Wein kann noch so gut sein, wenn Du ihn nicht magst, magst Du ihn eben nicht. Lass Dir auf keinen Fall ein Label oder eine allgemeine Meinung aufzwingen.“
Ich selber habe auch schon eine 150 Franken Flasche zurückgegeben, weil mir der Wein einfach nicht gemundet hat. Bist Du in einem Klasse-Restaurant, ist das auch meist kein Problem, da der Wein dann im Offenausschank verkauft werden kann. Dennoch solltest Du es nicht übertreiben und Dich durch die gesamte Weinkarte durchprobieren. Pi mal Daumen solltest Du Dich im Restaurant allerspätestens nach dem dritten Wein entweder für einen der drei degustierten Weine entscheiden oder für einen „Altbewährten“, den Du kennst.