Im ehemaligen Hin&Weg Depot an der Europaallee wird seit Dienstag wieder gekocht. Aber nicht irgendwie: das Team des neueröffneten Beetnut hat sich auf eine sogenannte «plant-based» Küche spezialisiert. Also vegetarisch? Oder gar vegan? Wir haben für dich abgeklärt, was dahinter steckt und getestet, ob rein pflanzenbasierte Gerichte auch schmecken.
Zürich hat auf Beetnut gewartet
Schon vor Wochen verrieten die abgeklebten Fenster den Namen des neuen Lokals. Am Dienstagmittag war das Beetnut-Team dann endlich bereit für die Eröffnung. Mit Infotafeln, Ballons und Kreide beschriftetem Trottoir zogen sie die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Um 11.30 Uhr ging es los und schon eine halbe Stunde später war der üppig bepflanzte Raum gefüllt mit hungrigen Gästen.
Am Folgetag abends ist die Situation in der neuen Stadtoase entspannter. Doch anscheinend sind auch heute viele Gäste da gewesen, denn die Khaled’s Favorite Bowl ist aus. Auch der optionale Kräuterlachs (+ 9.50 Franken) zur Buddha Style Bowl (19.00 Franken) ist nicht mehr verfügbar. Als Alternative wird uns Seitan (+ 3.00 Franken) empfohlen und statt Khaled’s Favorite bestellen wir eine Made by Ghandi Bowl (18.00 Franken) ohne Cashew-Nüsse. Einzelne Zutaten können hier nämlich problemlos weg gelassen oder ersetzt werden.
Mehr Platz dank cleverem Raumkonzept
Im Beetnut wird der mehrere Meter hohe Raum durch eine Galerie ideal ausgenutzt. Das ganze Interieur ist modern und doch gemütlich. Beim Eingang empfängt einen eine orientalisch angehauchte Lounge mit niedrigen Tischchen und Hockern. Daneben an randenroten Wand hängen diverse Tafeln mit Informationen zum Konzept von Beetnut.
Überall im Raum verteilt stehen und hängen Zimmerpflanzen, sie wechseln sich mit kleinen und grossen Windlichtern ab. Von der Decke hängen gruppenweise Glühbirnen und verbreiten ihr warmes Licht. Gegenüber der grossen Theke sowie oben in der Galerie befinden sich die Essbereiche, zudem stehen draussen Gartentische und –stühle.
Genuss von Morgen früh bis Abend spät
Schon Frühaufsteher kommen hier auf ihre Kosten: ab 7 Uhr kann man montags bis samstags Frühstück bestellen, am Sonntag ab 9 Uhr.
Die Speisekarte hält für jede Tageszeit etwas Passendes bereit, von Frühstück über Brunch, Bowls, Salate und Desserts zum Mittag- und Abendessen sowie Snacks & Nibbles für Zwischendurch.
Die neue «What You See is What You Get»-Schöpfkultur
Im Beetnut werden die Gerichte direkt vor den Augen der Gäste zusammengeschöpft, wie man es in letzter Zeit immer öfter in den Fast-Healthy-Food Restaurants sieht. Gleich neben der Kasse beginnt der erste Küchenmitarbeiter am offenen Buffet mit den Grundzutaten. Die Schüsseln werden weiter gereicht, gefüllt, mit Sauce abgeschmeckt und zum Schluss mit Nüssen, Beeren und Kräutern garniert. Am Ende des Tresens nehmen die Gäste die frischen Gerichte in Empfang.
Da einiges noch nicht reibungslos läuft, dauert es etwas, bis wir unsere bestellten Bowls geniessen können. In der Nähe der Ausgabe stehen und sitzen mehrere wartende Kunden. Wir wundern uns, weshalb nicht mit Buzzern gearbeitet wird.
Die Bowls überzeugen all unsere Sinne
Schon zum Anschauen sind die fertigen Salate und Bowls eine Freude. Aus der Schüssel strahlt einen ein farbiges Bouquet an. Man sieht, dass jedes Gericht bewusst kreiert wurde und diese Feinheit schmeckt man auch beim Essen heraus. Ihrem Namen entsprechend bekommen unsere Bowls durch die Spicy Teriyaki eine gewisse Schärfe, respektive durch die leichte Currysauce eine asiatische Note. Diese plant-based Bowls sind tatsächlich ganz nach unserem Geschmack!
Die Portionen sind grosszügig bemessen, deshalb sind wir danach so satt, dass wir leider keinen Dessert mehr probieren mögen. Was schade ist, denn sowohl Zucchini-Cake als auch Brownie – ebenfalls rein pflanzlich und beide mit Vanilleglacé serviert – klingen verlockend.
Wie es sich für diese Art von Konzept gehört, bringen die Gäste nach dem Essen ihr Geschirr zur Abräumstation, entsorgen Abfall, verräumem Besteck und recyclieren Pet.
Last but not least: was bedeutet ``plant-based» jetzt eigentlich?
Ist „pflanzenbasiert“ einfach ein anderes Wort für vegan? Jein. Der Begriff «plant-based» ist ausserhalb des englischsprachigen Raumes erst am Aufkommen und es gibt keine eindeutige Definition dafür. Im Beetnut werden viele Zutaten zwar vegan gekocht. Die Gäste können aber selber entscheiden, ob sie ihre Gerichte mit Extras wie etwa einem Spiegelei oder Feta zum vegetarischen bzw. mit Lachs zum pescetarischen Gericht machen wollen (die Extras sind übrigens in Bio-Qualität). Bei Beetnut zählt neben den gesunden pflanzlichen Zutaten der Genuss zu den obersten Maximen, deshalb möchte man den Gästen die Wahl lassen. Das ist der grosse Unterschied zu einem rein veganen Restaurant.
Der INSIDER empfiehlt
Die Beetnut-Macher bieten eine vegane Küche ohne Dogma, ihre bewusst gewählte Auslegung von plant-based könnte man denn auch als «vegan light» bezeichnen. Wer sich ab und zu eine feine, gesunde Mahlzeit gönnen möchte, ist hier genau richtig.
Wenn das Team einmal eingespielt ist und jeder Handgriff sitzt, soll es von der Bestellung bis zum fertigen Gericht nur rund 5 Minuten dauern. Deshalb wird vorerst auch auf Buzzer verzichtet.