New York tut es. Berlin tut es und London tut es. Und in Zürich, Bern und Luzern tun es immer mehr. Die Rede ist vom Guerilla Gardening, dem Bepflanzen von städtischem Boden mit Blumen, Gemüsen oder Kräutern. Was vereinzelt als subtiler Protest gegen graue Betonböden begann, ist heute en vogue. Immer mehr Menschen streuen Samen auf karge Stellen in der Stadt – und freuen sich dann, wenn es einige Zeit später grünt und spriesst.
Blüten selber sammeln
Aber auch ohne Revoluzzer Attitüde kannst du in deiner Stadt am Wegrand nach Essbarem Ausschau halten – zum Beispiel nach Blüten für deinen nächsten Salat. Dazu eignen sich Margeriten, Löwenzahn, Ringelblumen und Gänseblümchen. Sie sehen nicht nur hübsch aus, sondern sind auch noch gesund. Ebenfalls essbar sind Malven. Über deren Geschmack kann man sich zwar streiten, aber als exotische Dekoration auf Desserts sind sie unschlagbar. Auch eine tolle Idee für Dessert: Lavendel. Mischt mit die Blüten mit weissem Zucker und lässt es einige Tage ziehen, hat man nachher einen tollen Zucker. Damit habe ich zum Beispiel schon Crème Brulée gemacht – das schmeckt toll und sieht dank den violette Blütenreste sehr hübsch aus. Und natürlich ist der Klassiker nicht zu vergessen: Holunder. Er wächst an der Limmat in Massen und eignet sich für leckeren Sirup.
Wildpflanzen im Salat und als Snack
Der Spitzwegerich mag vielbegangene Wege und fühlt sich wohl in der Stadt. Du kannst ihn roh oder gekocht essen, in den Salat streuen oder im Teig ausbacken. Die Blüten schmecken leicht nussig. Ein toller Snack sind auch Brennnesseln. Du kannst die jungen Blätter pflücken (Achtung piekst!), und dann in Öl knusprig braten und mit etwas Meersalz bestreuen. Schmeckt fantastisch! Auch Sauerklee findet man auf vielen Wiesen – mit violettem oder weissen Blütenstand – passt er gut in den Salat. Am Stadtrand oder in verlassenen Gärten findet man manchmal wilde Weinranken – die Weinblätter werden in der türkischen Küche geschätzt. Man kann sie füllen, wickeln und dämpfen.
Fortgeschrittene Kräutersammler können nach Beifuss Ausschau halten. Er ist ziemlich unscheinbar, aber in ihm steckt ein würziger Begleiter für geschmorte Ente. Am besten pflückst du die zarten, jungen Blätter. Auf Wiesen, beispielsweise neben Friedhöfen oder auf verlassenen Grundstücken findest du Knöterich. Die hellrosa, hohen Blüten sind ein Farbtupfer im Salat, in Suppen und Kräuterquark.
Tipps fürs Sammeln
Wichtig ist bei allen Pflanzen, dass du eher die hohen Teile pflückst und sie gut mit lauwarmem Wasser abwäschst. Zudem sammelst du besser in Hinterhöfen oder an Quartierwegen, nicht direkt an der Hauptstrasse. Vielen der beschriebenen Pflanzen wird übrigens eine heilfende Wirkung zugeschrieben – du siehst, dieses Thema ist äusserst vielseitig. Wenn du mehr wissen willst über leckere Wildkräuter, such nach Stichworten wie „essbare Stadt“ oder „Wildkräuter sammeln“.
Oder kauf ein paar Samen und streu sie in deinem Quartier auf einen geschützten Fleck Erde. Mit etwas Glück wirst du gleich selbst zum Guerilla Gärtner.
Randnotiz: Dieser Artikel wurde im August 2016 publiziert. Für die Sommersaison 2018 haben wir den Guide nun überarbeitet und neu publiziert. Denn Stadtkräuter sind auch weiterhin im Trend!